200 Jahre Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler

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Der junge Wilhelm Heinrich Schüßler wuchs in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen auf. Er war jedoch ein hochbegabter Autodidakt und eignete sich rund ein Dutzend Sprachen an. So verdiente er als Sprachlehrer sein erstes Geld. Doch es zog ihn zur Heilkunde: 1852 begann er, Medizin zu studieren – unter anderem in Paris, Prag, Berlin und Gießen.

Seine Anfänge: Begsietrung für die Homöopathie

Dabei lernte er auch die Homöopathie kennen und war begeistert, stürzte sich ins neue Wissensgebiet. Im Jahr 1855 wurde er von der Gießener Universität zum Doktor der Medizin ernannt. Sein Antrag auf Berufserlaubnis als Arzt wurde aber zunächst abgelehnt, da er keinen offiziellen Abiturabschluss besaß. Schüßler holte den Abschluss nach und erhielt schließlich im Jahr 1858 die Erlaubnis zur Niederlassung als praktischer Arzt in Oldenburg. Als begeisterter Homöopath behandelte er seine Patienten ausschließlich homöopathisch. Er bemühte sich schon damals, die Therapie weiterzuentwickeln und publizierte intensiv dazu.

Fasziniert von der Zellforschung

Nach Jahren als homöopathischer Arzt begann er, sich für die Erkenntnisse der damals aufblühenden Zellforschung zu interessieren. Er war besonders beeindruckt von den Erkenntnissen des Pathologen Dr. Rudolf Virchows (1821-1902) und des niederländischen Physiologen Jakob Moleschott. Vor allem der Zusammenhang zwischen gestörter Zellfunktion und Krankheiten faszinierte ihn. Er startete eigene Forschungen und entdeckte etwas, was sein Bild von Gesundheit und Krankheit komplett revolutionierte: Dass sich bei Krankheiten stets ein Mangel an bestimmten Mineralsalzen auf Ebene der Zellen zeigte. Er forschte und experimentierte weiter, bis er schließlich zu der Erkenntnis kam, auf die sich sein neuer Therapieansatz gründete: Mineralssalze, die homöopathisch aufbereitet sind, können helfen, diese Mineralstoffmängel zu beheben. Dabei ging es ihm aber nicht um ein „Nachfüllen“ der fehlenden Salze, sondern die Verbesserung der Fähigkeit der Zellen, Salze aufzunehmen und optimal zu verarbeiten. Seinen Forschungen zufolge wurde genau dies dank der homöopathischen Bearbeitung der Salze möglich. Er selbst bezeichnete sein Verfahren übrigens als „Biochemie“ – die Chemie des Lebens. Später wurde es nach ihm benannt.

Im Streit mit den Homöopathen

In der Fachwelt wurde seine Theorie zunächst verrissen: Die erste Veröffentlichung seiner Thesen im Jahr 1873 in der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung“ stieß ebenso wie die 1874 veröffentlichte Schrift über die „Abgekürzte Therapie“ unter den Kollegen auf heftige Kritik und Zweifel. Die Homöopathen empfanden seine Therapie als zu einfach – und zu unhomöopathisch. Dabei stellte Schüßler selbst deutlich klar: „Mein Heilverfahren ist kein homöopathisches“. Es war ein neuer Therapieansatz, der nur die homöopathische Aufbereitung der Wirkstoffe verwendet. Doch der Streit ging weiter. Schüßler überwarf sich schließlich mit dem homöopathischen Ärzteverband und trat erbost aus.

Die Methode findet viele Anhänger

Mit seinen speziell aufbereiteten, homöopathisch „potenzierten“ Mineralsalzen behandelte Dr. Schüßler seine Patienten. Parallel entwickelte er seine Therapieform immer weiter und publizierte die neuen Erkenntnisse. Begeisterte Verwender gründeten bald Gesundheitsvereine und gaben darin das Wissen rund um die Therapieform weiter. Die Schüßler-Salze kamen rasch auch international zu Bekanntheit und Anerkennung: Nicht nur in vielen Ländern Europas, sondern sogar bis Übersee verbreitete sich seine Lehre.

Schüßlers neues Therapieprinzip war eine Pionierleistung in der Naturheilkunde, die bis heute erfolgreich therapeutisch eingesetzt wird: Mit fast 150 Jahren an Erfahrung ist die Schüßler-Therapie bei vielen naturheilkundlichen Ärzten und Heilpraktikern ein fester Bestandteil der Behandlung. Und auch bei den Patientinnen und Patienten ist die Popularität der Schüßler-Salze-Therapie weiterhin groß.

Der Mensch Dr. Schüssler

Zeitzeugen beschreiben ihn nicht nur als brillanten Mediziner und kauzigen Humoristen. Er betreute seine Patienten im Notfall übrigens auch nachts – über ein Körbchen an einer Schnur ließ er ihnen die empfohlenen Medikamente aus seinem Schlafzimmer herab. Die Armen betreute er oft auch unentgeltlich und von Reichen nahm er nicht mehr als von anderen. Er war ein bescheidener Mann, dem es um das rechte Maß ging. Nur vom Rauchen konnte er nicht die Finger lassen – obwohl er es seinen Patienten verbot.

Bei seinem Herzensthema war er auch ein höchst streitbarer Querkopf. Er focht heftige Auseinandersetzungen mit der damaligen homöopathischen Ärzteschaft aus. Stiller war es dafür rund um sein Privatleben: Er heiratete nie. Am Ende seines Lebens vermachte er, der sich immer auch um Nicht-Wohlhabende gekümmert hatte, den Großteil seines Vermögens der Stadt Oldenburg für wohltätige Zwecke.

Quelle

Deutsche Homöopathie-Union DHU-Arzneimittel GmbH & Co. KG, übermittelt durch news aktuell