Adipositas nimmt in Deutschland besonders bei Hochbetagten zu

15.11.2021 - Immer mehr Deutsche sind von Fettleibigkeit betroffen, vor allen Dingen zeigt sich ein markanter Anstieg bei über 80-Jährigen. Bei Kindern scheint der Trend gebrochen zu sein. Das zeigen Zahlen einer Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Diagnosehäufigkeit von Adipositas.

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In Deutschland gelten fast 25 Prozent der Erwachsenen als adipös. Neuere Datenauswertungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) für den Zeitraum 2009 bis 2018 zeigen vor allem in den höheren Altersgruppen ab 80 Jahren einen starken Anstieg in der Diagnosehäufigkeit von Adipositas. Bei Hochaltrigen im Alter von 85 bis 89 Jahre zeigen die ausgewerteten Daten eine Steigerung um 80 Prozent. Bei den Frauen stieg die Prävalenz von 8,3 auf 14,8 Prozent, bei den Männern verdoppelte sie sich sogar von 6,4 auf 12,9 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen, die seit vielen Jahren besonders im Fokus von gesundheitlicher Aufklärung und präventiven Maßnahmen stehen, scheint sich die Diagnosehäufigkeit von Adipositas allmählich zu verlangsamen. 2018 wurde bei 4,6 Prozent der Mädchen und 4,7 Prozent der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren Adipositas diagnostiziert. Im Vergleich zu 2009 entspricht dies nur einem Anstieg von 8 Prozent bei Mädchen (2009: 4,3 Prozent) und 15 Prozent bei Jungen (2009: 4,1 Prozent). In einigen Altersbereichen bei Kindern und Jugendlichen zeigte sich seit 2014 eine Stabilisierung bzw. sogar ein leichter Rückgang der Prävalenz, der bei Mädchen noch etwas deutlicher ausfällt als bei Jungen.

Auffällig ist auch die räumliche Variation bei der Adipositas-Prävalenz. Diese ist in den östlichen Bundesländern grundsätzlich höher. Mecklenburg-Vorpommern wies 2018 für beide Geschlechter die höchsten Prävalenzwerte auf (Frauen 18,3 Prozent, Männer 14,4 Prozent), gefolgt von Sachsen-Anhalt (Frauen 16,6 Prozent, Männer 12,2 Prozent) und Brandenburg (Frauen 15,5 Prozent, Männer 11,8 Prozent). Gleichzeitig wurde in Mecklenburg-Vorpommern mit +44 Prozent bei den Frauen der zweithöchste und mit +66 Prozent bei den Männern der höchste Prävalenzanstieg gegenüber 2009 beobachtet.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zi zu den Trends in der Diagnoseprävalenz der Adipositas in der vertragsärztlichen Versorgung von 2009 bis 2018. Die aktuelle Analyse erfolgte mit Daten aus der Zeit vor der COVID-19-Pandemie. Inwieweit es pandemiebedingt zu einem weiteren Anstieg der Adipositas-Prävalenz kommt, wofür sich bereits jetzt in der Versorgung erste Hinweise verdichten, kann erst in zukünftigen Analysen untersucht werden.

Datengrundlage der Auswertung waren die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V für die Jahre 2009 bis 2018.

Weitere Informationen

Steffen A, Holstiege J, Akmatov MK, Bätzing J. Trends in der Diagnoseprävalenz der Adipositas in der vertragsärztlichen Versorgung von 2009 bis 2018. Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/10. Berlin 2021.