Mit dem Start der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD sind die politischen Weichen für die kommenden Jahre gestellt – auch im Bereich Gesundheit. Für die Heilpraktikerschaft ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die wir aufmerksam beobachten sollten.
Das Bundesgesundheitsministerium wird künftig von Nina Warken (CDU) geführt. Sie ist Juristin und bislang fachfremd, betont aber ihre Offenheit für neue Perspektiven im Gesundheitswesen. Unterstützt wird sie von zwei Parlamentarischen Staatssekretären, ebenfalls mit juristischem Hintergrund. Im Gesundheitsausschuss des Bundestags übernimmt mit Dr. Tanja Machalet (SPD), eine erfahrene Volkswirtin, den Vorsitz.
Im Koalitionsvertrag wird unser Berufsstand nicht direkt erwähnt. Dennoch enthält das Papier wichtige Hinweise: Die Koalition will die Forschung und Versorgung im Bereich Naturheilkunde und Integrative Medizin zur Präventionsförderung unterstützen. Zudem ist eine gesetzliche Regelung für die Osteopathie vorgesehen. Reformen der Berufsgesetze in angrenzenden Gesundheitsberufen (Ergo-, Physio- und Logopädie) sind ebenfalls geplant – Entwicklungen, die mittelbar auch unsere Profession betreffen könnten.
Die Begriffe „Naturheilkunde“ und „Integrative Medizin“ spielen eine zentrale Rolle. Naturheilkunde umfasst im engeren Sinne klassische Verfahren wie Phytotherapie, Ordnungstherapie oder Hydrotherapie, und wird oft aber auch gebraucht für z. B. Ausleitungs-/Umstimmungsverfahren, Massage, reflexzonentherapeutische und manuelle Maßnahmen – Methoden, die Heilpraktiker traditionell anwenden. Integrative Medizin meint hingegen die Verbindung schulmedizinischer und naturheilkundlicher, ausdrücklich evidenzbasierter Ansätze. Diese wird zunehmend von Teilen der Ärzteschaft beansprucht, wobei Heilpraktiker*innen in offiziellen Definitionen oft nicht berücksichtigt werden. Hier ist politische Wachsamkeit gefragt, damit unsere Expertise nicht marginalisiert wird.