Aktuelle politische Entwicklungen – Was Heilpraktiker jetzt wissen sollten

02.06.2025 - Nina Warken führt in der neuen Bundesregierung künftig das Bundesgesundheitsministerium. BDH-Präsident Christian Blumbach beschreibt, welche Herausforderungen und Chancen sich mit der neuen Bundesregierung für den Bereich Gesundheit und unseren Berufsstand ergeben.

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Mit dem Start der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD sind die politischen Weichen für die kommenden Jahre gestellt – auch im Bereich Gesundheit. Für die Heilpraktikerschaft ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die wir aufmerksam beobachten sollten.

Das Bundesgesundheitsministerium wird künftig von Nina Warken (CDU) geführt. Sie ist Juristin und bislang fachfremd, betont aber ihre Offenheit für neue Perspektiven im Gesundheitswesen. Unterstützt wird sie von zwei Parlamentarischen Staatssekretären, ebenfalls mit juristischem Hintergrund. Im Gesundheitsausschuss des Bundestags übernimmt mit Dr. Tanja Machalet (SPD), eine erfahrene Volkswirtin, den Vorsitz.

Im Koalitionsvertrag wird unser Berufsstand nicht direkt erwähnt. Dennoch enthält das Papier wichtige Hinweise: Die Koalition will die Forschung und Versorgung im Bereich Naturheilkunde und Integrative Medizin zur Präventionsförderung unterstützen. Zudem ist eine gesetzliche Regelung für die Osteopathie vorgesehen. Reformen der Berufsgesetze in angrenzenden Gesundheitsberufen (Ergo-, Physio- und Logopädie) sind ebenfalls geplant – Entwicklungen, die mittelbar auch unsere Profession betreffen könnten.

Die Begriffe „Naturheilkunde“ und „Integrative Medizin“ spielen eine zentrale Rolle.  Naturheilkunde umfasst im engeren Sinne klassische Verfahren wie Phytotherapie, Ordnungstherapie oder Hydrotherapie, und wird oft aber auch gebraucht für z. B. Ausleitungs-/Umstimmungsverfahren, Massage, reflexzonentherapeutische und manuelle Maßnahmen – Methoden, die Heilpraktiker traditionell anwenden. Integrative Medizin meint hingegen die Verbindung schulmedizinischer und naturheilkundlicher, ausdrücklich evidenzbasierter Ansätze. Diese wird zunehmend von Teilen der Ärzteschaft beansprucht, wobei Heilpraktiker*innen in offiziellen Definitionen oft nicht berücksichtigt werden. Hier ist politische Wachsamkeit gefragt, damit unsere Expertise nicht marginalisiert wird.

Ein wichtiges empirisches Gutachten zur Situation unseres Berufs liegt dem Gesundheitsministerium bereits vor, wurde jedoch noch nicht veröffentlicht. Die Ergebnisse könnten Einfluss auf zukünftige Entscheidungen zur Regulierung oder gesetzlichen Neugestaltung des Heilpraktikerberufs haben.

Nach wie vor gibt es große Informationslücken über unsere Arbeit in Politik und Medien. Viele Entscheidungsträger*innen kennen die heilpraktische Praxis nur vom Hörensagen. Deshalb bleibt persönliche Aufklärungsarbeit entscheidend. Wer persönlichen Kontakt zu politischen Vertreterinnen und Vertretern hat, sollte das Gespräch suchen und über unseren Beruf informieren. Unsere Berufsfelder, unser Engagement in Aus- und Weiterbildung sowie unsere Verantwortung gegenüber den Patienten verdienen Anerkennung und rechtliche Sicherheit.

Die neue Regierung steht in der Verantwortung, Therapievielfalt und Patientenselbstbestimmung zu gewährleisten. Als Berufsstand treten wir für den Erhalt unserer Diagnostik- und Behandlungskompetenz, für Therapiefreiheit und für eine freie, nicht-akademisierte Ausbildung ein. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit – insbesondere im Rahmen integrativer Medizin – sollte auf Augenhöhe erfolgen.

Wir Heilpraktiker stehen für Dialog, fachliche Entwicklung und eine patientenzentrierte Medizin. Jetzt gilt es, gemeinsam mit anderen Berufsverbänden und der Gesamtkonferenz präsent zu sein – konstruktiv, informiert und selbstbewusst.

Christian Blumbach
Präsident Bund Deutscher Heilpraktiker e.V. (BDH)