Akupressur: Wirksam bei Schlafproblemen von Krebspatient*innen

09.01.2023 – Ein aktueller systematischer Review und Netzwerk-Metaanalyse untersuchte die Wirksamkeit von Akupressur und Akupunktur bei Schlafstörungen von Krebspatient*innen. Die Akupunktur zeigte hierbei die größten Effekte.

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Die Rate der Schlafstörungen bei Krebspatienten liegt zwischen 36% und 59% und ist damit fast dreimal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Sowohl die Akupunktur als auch die Akupressur haben sich als nützlich erwiesen, um Schlafstörungen bei Krebspatienten zu verringern. Während Akupunktur invasiv ist und das Einstechen von Nadeln erfordert, ist Akupressur ein nichtinvasives Verfahren. Beide Verfahren werden häufig bei Krebspatienten angewandt, um behandlungsbedingte Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu verringern. Die vergleichende Wirksamkeit von Akupunktur und Akupressur ist bisher nicht bekannt. Die Akupunktur ist jedoch beispielsweise bei Patienten mit Thrombozytopenie und Nadelphobie kontraindiziert. Akupressur kann u.a. dort indiziert sein, wo keine ausgebildeten Akupunkteur*innen vor Ort sind.

Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war es, die Auswirkungen von Akupunktur und Akupressur auf die Schlafstörung von Krebspatient*innen zu vergleichen. Dazu haben die Wissenschaftler*innen aus Hongkong 24 randomisierte, kontrollierte Studien mit 2002 Krebspatient*innen ausgewertet, in denen die Auswirkungen von sechs Behandlungsmethoden (manuelle Akupunktur, Elektroakupunktur, Akupressur, Scheinbehandlung, verstärkte unterstützende Maßnahmen/Pflege und keine Behandlung) auf den Schlaf verglichen wurden.

Die Ergebnisse

Im Vergleich zur verstärkten unterstützenden Behandlung zeigte die Akupressur die größte Wirkung auf die Verringerung der selbstberichteten Schlafstörungen (moderat), gefolgt von Akupunktur (ebenfalls moderat) und Elektroakupunktur (gering). Im Vergleich zu keiner Behandlung zeigte nur die Akupressur eine signifikante Wirkung (moderat). Für die beiden anderen Interventionen wurde kein signifikantes Ergebnis beobachtet. Im Vergleich zu Scheinbehandlung war keine der Interventionen signifikant besser.

Die Studienautor*innen schlussfolgern, dass auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse die Akupressur als optimale Behandlung zur Verringerung von Schlafstörungen bei Krebspatienten empfohlen werden kann. Allerdings fordern sie weitere Studien, um zu bestätigen, ob verschiedene Formen der Akupunktur oder Akupressur unterschiedliche Auswirkungen auf den Schlaf von Krebspatienten haben. Insbesondere seien Studien erforderlich, in denen Akupunkturbehandlungen allein und nicht in Kombination mit anderen Therapien untersucht werden. Die Autor*innen weisen auch darauf hin, dass in den meisten Studien keine objektiven Schlafmessungen vorgenommen wurden, und einige Studien zudem ein hohes Verzerrungsrisiko aufwiesen.

Originalpublikation

Denise Shuk Ting Cheung et al. Invasive or noninvasive? A systematic review and network meta-analysis of acupuncture and acupressure to treat sleep disturbance in cancer patients. Worldv Evid-Based Nu. 2022; 00: 1–10.