Curcumin: Mögliche Risiken für die nächste Generation?

08.09.2025 - Epigenetische Effekte des bioaktiven Kurkuma-Inhaltsstoffs könnten Einfluss auf Nachkommen haben, wie eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Justus-Liebig-Universität Gießen an Fliegen zeigt.

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Curcumin, einem bioaktiven Inhaltsstoff von Kurkuma, werden vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Mittlerweile sind eine Vielzahl verschiedener Curcumin-Supplemente auf dem Markt, die auch durch Influencerinnen und Influencer als Nahrungsergänzungsmittel auf Social Media stark beworben werden. Neben den anti-entzündlichen und anti-oxidativen Wirkungen vermittelt Curcumin auch epigenetische Effekte. Dies sind reversible chemische Veränderungen der DNA oder der Proteine, die die DNA verpacken, sogenannte Histone. Diese Veränderungen können Einfluss auf die Genexpression haben – und sie können auf die nächste Generation übertragen werden, ohne dass die Erbinformation selbst verändert wird.

Ein Gießener Forschungsteam hat nun untersucht, wie sich eine Curcumin-Supplementierung in einem Modellorganismus auf die Nachkommen auswirkt: Bei Fruchtfliegen zeigt sich ein negativer Effekt.

Die Forschenden nutzten die Fruchtfliege Drosophila melanogaster als Modell und fütterten diese mit unterschiedlichen Mengen Curcumin. Sie konnten damit zeigen: Curcumin vermittelt seine Wirkungen sowohl geschlechtsspezifisch als auch dosisabhängig. Von einer Curcumin-Supplementation profitierten die weiblichen und die männlichen Elterntiere. Sie zeigten eine gesteigerte Kletteraktivität und lebten länger. Bei ihren Nachkommen, die lediglich das Kontrollfutter ohne Curcumin bekamen, wurde dies nicht beobachtet. Im Gegenteil: Die Nachkommen Curcumin-supplementierter Mütter wiesen eine deutlich verkürzte Lebensspanne auf. Auch bei den Nachkommen Curcumin-supplementierter Väter zeigte sich eine verkürzte Lebensdauer – allerdings nur bei den weiblichen Fliegen.

Auch wenn sich die mit Fruchtfliegen erzielten Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen lassen, liefern sie wichtige Hinweise: Curcumin könnte transgenerationale Effekte haben, die bislang nur wenig erforscht sind. „Derzeit existieren kaum systematische Studien, die potenziell negative Wirkungen von Curcumin oder anderen bioaktiven Substanzen auf die nächste Generation untersuchen“, so Prof. Dr. Anika Wagner vom Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Dies unterstreicht, dass weitere Studien dringend notwendig sind, um die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen und mögliche schädliche Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln aufzuklären.“

Originalpublikation

Hof-Michel S, Ferrando Hernandez BO,  Vilcinskas A, Wagner AE: Curcumin Induces Transgenerational and Sex-Specific Effects on Lifespan, Gene Expression, and Metabolism in the Fruit Fly Drosophila melanogaster. BioFactors Volume 51, Issue 4, Juli/August 2025, e70039, https://doi.org/10.1002/biof.70039

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen