Das Zusammenspiel von Herzinfarkt, Depression und Diabetes

© Qpicimages - AdobeStock
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Die Ausgangsfrage der Ulmer Untersuchung lautete, ob sich das Neuerkrankungsrisiko für Diabetes mellitus bei herzkranken Patienten mit depressiver Symptomatik von solchen Patienten ohne Depressionen unterscheidet. Um ihre Hypothese zu untersuchen, griffen die Forschenden auf Daten der KAROLA-Studie (Langzeiterfolge der KARdiOLogischen Anschlussheilbehandlung) zurück. Diese zeichnet sich durch eine engmaschige Nachbeobachtung von Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten über einen Zeitraum von 15 Jahren aus.

Die Forschenden konnten feststellen, dass bei den beobachteten Patient*innen, die im Beobachtungszeitraum Depressionen entwickelten, das Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken, zweieinhalbfach erhöht war. „Wir wissen mittlerweile sehr gut, dass depressive Symptome ein Risiko für eine koronare Herzerkrankung darstellen. Neu ist, dass die psychische Erkrankung bei diesen Patienten auch ein Risikofaktor für Diabetes darstellt“, schlussfolgert der Erstautor der Studie, Dr. Raphael Peter.

Außerdem konnten die Wissenschaftler feststellen, dass bei den Betroffenen mit Diabetes auch die Gefahr für erneute kardiovaskuläre Komplikationen wie einen Zweitinfarkt oder Schlaganfall bis hin zum frühzeitigen Tod erhöht war – und zwar um den Faktor 6,5. Als Ursache für dieses Zusammenspiel könnten chronische Entzündungsprozesse im Körper infrage kommen. Solche Entzündungsprozesse spielen sowohl bei Diabetes mellitus als auch bei depressiven Erkrankungen eine wichtige Rolle und könnten auch diesen Zusammenhang zwischen Diabetes und Depression erklären, so die Wissenschaftler*innen.

Als Folgerung aus ihrer Untersuchung fordern die Autoren der Studie, in der Nachsorge von Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten auch die psychische Verfassung zu berücksichtigen. Es gebe wirkungsvolle therapeutische Strategien wie psychotherapeutische Behandlung oder Medikamente, um die Genesenden zu unterstützen. Wichtig sei vor allem auch regelmäßige, vermehrte körperliche Aktivität zur Beseitigung der Depressionssymptome und zur Besserung der Erkrankung. Und diese würde letztlich auch dem Herz und den Gefäßen gut tun.

Originalpublikation

Raphael S. Peter, Andrea Jaensch, Ute Mons, Ben Schöttker, Roman Schmucker, Wolfgang Koenig, Hermann Brenner and Dietrich Rothenbacher: Prognostic value of long-term trajectories of depression for incident diabetes mellitus in patients with stable coronary heart disease. Cardiovascular Diabetology 20, 108 (2021).