Depression: Reduzierte Verhaltensaktivierung zeigt sich in der Pupille

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Können Menschen etwas gewinnen oder verlieren, so erweitert sich ihre Pupille leicht. Forscher*innen haben herausgefunden, dass diese Erweiterung bei akut depressiven Patient*innen geringer ausfällt als bei Gesunden. Je schwerer die Patient*innen erkrankt waren, desto weniger weitete sich sogar das Augeninnere.

Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler*innen herauszufinden, ob depressive Patient*innen Belohnungen weniger wertschätzen als nicht-depressive Proband*innen. Studienteilnehmer*innen absolvierten jetzt im Magnetresonanztomographen (MRT) ein einfaches Spiel, bei dem sie einen kleinen Geldbetrag gewinnen konnten. Ein klarer Anreiz, der bei Gesunden zur Erweiterung der Pupille führt.

Die MPI-Wissenschaftler*innen konnten erstmals mit ihrer Studie die Verbindung zwischen einer Pupillen-Erweiterung als Reaktion auf eine zu erwartende Belohnung und dem Schweregrad der Depression der jeweiligen Testperson nachweisen. Je schwerer die Symptome waren, desto weniger weit öffneten sich die Pupillen.

Die Studie zeigt, dass die Aussicht auf eine Belohnung bei schwer depressiven Patienten nicht zur gleichen Verhaltensaktivierung führt wie bei Gesunden. Ihr Nervensystem kann sich selbst bei so einer positiven Erwartung weniger stark aktivieren. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass dahinter ein physiologisches System steht, das die oft berichtete Antriebsstörung bei Patienten teilweise erklären kann.

Die Forscher am MPI gehen davon aus, dass psychiatrische Erkrankungen anders aufgeteilt werden sollten als in die bisherigen Diagnose-Gruppen. Maßgebend wären biologische Faktoren wie die Pupillenerweiterung, die klar messbar sind. Depressive Patienten, die mit ihren Pupillen weniger stark reagieren, würden eine eigene Untergruppe bilden. Dann könnten diese Patient*innen medikamentös auch zielgerichteter behandelt werden. Um diesen Ansatz zu verfeinern, bedarf es noch weiterer Forschung.

Publikation

Max Schneider, Immanuel G. Elbau, Teachawidd Nantawisarakul et al.: Pupil Dilation during Reward Anticipation Is Correlated to Depressive Symptom Load in Patients with Major Depressive Disorder. Brain Sciences.

Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie