Depressionen: Achtsamkeitstraining genauso wirksam wie Antidepressivum

21.11.2022 – Eine US-amerikanische Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob ein achtsamkeitsbasiertes Stressreduktiontraining bei der Behandlung von Angststörungen einer medikamentösen Behandlung mit einem Antidepressivum unterlegen ist? Sie kommt zu dem Ergebnis, dass das Achtsamkeitstraining genauso wirksam ist.

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Angststörungen sind weit verbreitete, sehr belastende und beeinträchtigende Erkrankungen. Es gibt wirksame Behandlungen, aber viele Patienten haben keinen Zugang zu ihnen oder sprechen nicht auf sie an. Achtsamkeitsbasierte Interventionen wie die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) sind populär und können Ängste verringern, aber es ist nicht bekannt, wie sie im Vergleich zu Standard-Erstlinienbehandlungen abschneiden. Daher untersuchte die Studie, ob MBSR nicht schlechter ist als das Antidepressivum Escitalopram, ein Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitor (SSRI) und eine häufig eingesetzte psychopharmakologische Erstlinienbehandlung von Angststörungen.

Für diese randomisierte klinische Studie wurden die Patienten zwischen Juni 2018 und Februar 2020 rekrutiert. Die Ergebnisbeurteilungen wurden von verblindeten klinischen Interviewern zu Studienbeginn, zum Endpunkt in Woche 8 und bei Nachuntersuchungen nach 12 und 24 Wochen durchgeführt. Von 430 Personen, die für eine Aufnahme in die Studie in Frage kamen, wurden 276 Erwachsene mit einer diagnostizierten Angststörung aus drei städtischen akademischen medizinischen Zentren in den USA für die Studie rekrutiert. 208 Probanden schlossen die Studie ab (102 unter MBSR und 106 unter Escitalopram).

Die Teilnehmer*innen mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren (18-75 Jahre) wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten acht Wochen lang den wöchentlichen MBSR-Kurs oder das Antidepressivum Escitalopram in einer flexiblen Dosierung von 10 bis 20 mg. Das primäre Ergebnis war der Grad der Angst, der mit der Clinical Global Impression of Severity-Skala (CGI-S) gemessen wurde. Ziel war es, die Nichtunterlegenheit des achtsamkeitsbasierten Stressreduktionstrainings zu zeigen, wobei die Nichtunterlegenheitsschwelle bei -0,495 Punkten lag.

Der mittlere (SD) CGI-S-Score zu Studienbeginn betrug 4,44 (0,79) für die MBSR-Gruppe und 4,51 (0,78) für die Escitalopram-Gruppe. Am Ende der Studie verringerte sich der mittlere (SD) CGI-S-Score um 1,35 (1,06) für MBSR und 1,43 (1,17) für Escitalopram. Der Unterschied zwischen den Gruppen betrug -0,07 und war damit statistisch nicht relevant.

Von den Patienten, brachen 10 (8 %) in der Escitalopram-Gruppe und keiner in der MBSR-Gruppe die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab. Bei 110 Teilnehmern der Escitalopram-Gruppe (78,6 %) und 21 Teilnehmern der MBSR-Gruppe (15,4 %) trat mindestens ein studienbezogenes unerwünschtes Ereignis auf.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass MBSR der Escitalopram-Behandlung nicht unterlegen ist.

Originalpublikation

https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/article-abstract/2798510