Der BDH auf der Landesgartenschau in Bad Iburg

In diesem Jahr ist der Bund Deutscher Heilpraktiker (BDH) neue Wege gegangen, um der Öffentlichkeit die Naturheilkunde und unseren Beruf näher zu bringen. BDH-Referentinnen und Referenten haben im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Iburg im Osnabrücker Land, ehrenamtlich und mit großem Engagement Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Freude an der Naturheilkunde vermittelt.

Menschen für die Naturheilkunde begeistern

„Tatort“ war das sogenannte „Grüne Klassenzimmer“ auf der Landesgartenschau in Bad Iburg, das Kindern, Jugendlichen und ihren Lehrern die Möglichkeit bietet, Unterricht in der Natur zu erleben. Spielerisches Entdecken und vor allem Erleben sowie die Auseinandersetzung mit der Natur stehen im Zentrum dieses Konzeptes. Der BDH konnte einige Referentinnen und Referenten für dieses Projekt gewinnen, die den Kindern und Jugendlichen von Mai bis Juni bei verschiedenen Aktivitäten die Natur und die Naturheilkunde näher brachten.

Steinzeit in uns

Den Auftakt machte am 2. Mai 2018 der Heilpraktiker Benno Stüve aus Bielefeld. Er machte „Unterricht“ für eine Schulklasse, die aus 25 Erstklässler und 5 Erwachsenen bestand. Sein „Grünes Klassenzimmer“ war eine Lichtung unter Bäumen im Wald, versehen mit Holzbänken unter kleinen Überständen. Einfach urig – und genau passend zur Thematik seiner Unterrichtseinheit: „Steinzeit in uns“. Bewegungsspiele, Eindrücke aus Kinderbüchern und das Aufzeigen von Wildkräutern machten seinen Unterricht zu einem tollen Erlebnis. „Auch wenn ich eine erste Klasse hatte, die sehr lebendig war und doch ganz andere Fragen stellt, als die Schüler der BDH-Schulen, hat der Termin wunderbar geklappt“, resümiert Benno Stüve. Die kleinen Schülerinnen und Schüler waren auf jeden Fall begeistert.

Gartenkraut, Küchenkraut und Heilkraut

Am 15. Mai fuhren dann Silke Pieper vom BDH Team und Heilpraktikerin Maren Siems-Bührmann zur Landesgartenschau, um sich Gedanken über die Ausrichtung der nächsten Veranstaltungen zu machen. So war beim Unterricht von Maren Siems-Bührmann dann alles gut vorbereitet. Gerüstet mit einem Bollerwagen voller Küchenutensilien und Kräutern beziehen die beiden dann das „Grüne Klassenzimmer, eine Outdoor Küche inmitten von Kräuterbeeten. Seminarteilnehmer waren zwei Wohngruppen einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft mit ihren Betreuern und eine zweite Grundschulklasse. „Gartenkraut, Küchenkraut und Heilkraut“ war Thema des Seminars, das einmal vormittags und nachmittags an verschiedenen Tagen stattfand. Nach einer Einführung zur Entstehung der Naturheilkunde und der Erläuterung von Begrifflichkeiten begann die Wanderung durch die Kräuterbeete, die über 60 verschiedene Kräuter zählten. Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken stand im Vordergrund. Neben der Erfahrung durch die Sinne konnte Maren-Siems Bührmann direkt auf Inhaltsstoffe der Pflanzen eingehen und deren traditionelle sowie medizinische Anwendung erläutern. Danach ging es in einen praktischen Teil über – das schöne Wetter ließ gar keine andere Möglichkeit zu. So wurde ein erfrischendes Zitronenmelissen-Getränk hergestellt und verkostet. Zudem wurde ein Hustensaft aus Zwiebeln, Honig und Thymian von Frau Siems-Bührmann angerührt, der von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verkostet und als „sehr lecker und nachahmenswert“ bewertet wurde. Zum Abschluss wurden Lavendelblütensäckchen als schöne Erinnerung an einen besonderen „Schultag“ im Freien gefüllt.

Der Baumwipfelpfad als Mittler zwischen Realität und Virtualität

Am 13.06.2018 mussten Schülerinnen und -schülern einer Berufsschule bei der nächsten Veranstaltung gute Nerven beweisen. Denn es ging auf den 32 m hohen Einstiegsturm eines Baumwipfelpfads. Dort brachte ihnen Dr. Keren Grefen näher, wie das Denken und unser Gehirn funktioniert und welchen Einfluss Medienkonsum darauf hat. „Reine Nervensache – Das Gehirn zwischen Realität und Virtualität“, so lautete das Thema ihres „Unterrichts“.

Nach 158 Treppenstufen befanden sich die Teilnehmer inmitten von Baumkronen und genossen den spektakulären Blick auf das Gelände der Landesgartenschau, über bunte Blütenterrassen bis hin zum Charlottenseepark. „Auch das Gehirn braucht einen guten Überblick, denn es steuert als zentrale Schaltstation sämtliche lebensnotwendigen Vorgänge, wie Atmung und Stoffwechsel. Gleichzeitig ist es auch für Lernen, Gedächtnis, Emotionen und Motivation zuständig. Das Gehirn gehört zu den komplexesten Strukturen, die die Natur bisher hervorgebracht hat. Störungen, z.B. durch digitale Medien können ganz unterschiedlicher Natur sein.“, erzählt Dr. Keren Grafen, Neurobiologin und Heilpraktikerin aus Bielefeld. „Aufgrund seiner besonderen Bedeutung bedarf es auch eines besonderen Schutzes: Denn das Gehirn ist nicht mit der Geburt ´fertig`, sondern reift beim Menschen etwa bis zum 18–20. Lebensjahr.“

Auf dem 439m langen Baumwipfelpfad erzählt Dr. Grafen auf acht Stationen den interessiert zuhörenden Schülerinnen und Schülern, wie genau Denken funktioniert und wieso das Gehirn schlicht nicht auf eine so vernetzte High-Tech-Welt vorbereitet ist. Heutzutage wachsen Kinder und Jugendliche in einem so außergewöhnlich spannenden wie auch herausforderndem technischen Zeitalter auf, dass auch über die Risiken gesprochen werden muss. Gerade Shooter-, Killer- und Ballerspiele, aber auch soziale Medien wie Facebook oder Twitter bedienen sich eines evolutiv wichtigen Systems im Gehirn: dem Belohnungssystem.

Wird dieses System über die Maßen beansprucht, können Emotionen abstumpfen und der Geist ist überfordert. Je nach Stärke der Überforderung können Symptome wie Angst und Depression bis hin zur Internet- oder Spielsucht auftreten. Wichtig für die Neurobiologin ist, dass die Sucht als Gehirnerkrankung definiert wird, nicht als moralisches Versagen. Sie zeigt weiter in ihrem Vortrag, wie Kinder und Jugendliche in diesen technischen Zeiten Kompetenzen entwickeln, um eine Balance zwischen gesunder Hirnreifung und einer multimedialen High-Tech-Welt zu schaffen. Dazu bot sie nicht nur praktische Tipps zur Benutzung von belohnungssystemaktivierenden Stimuli an, sondern auch zahlreiche Informationen zum Datenschutz und Strahlenschutz. Und das alles auf dem Hochparcour inmitten wehender Baumkronen, wo der Unterschied zwischen Realität und Virtualität deutlicher nicht fühlbar sein könnte.

Mit der Natur kochen in der Out-Door-Küche

Last but not least hielt auch Hildegard von Bingen Einzug in das „Grüne Klassenzimmer“. Heilpraktikerin Britta Mannertz lud nämlich zum Kochen ein. Am 20. Juni war dort eine Berufsschulklasse von angehenden Steuerfachangestellten zu Gast, die mehr zur Thematik „Zurück in die Zukunft – Zum Frühstück wie im Mittelalter“ erfahren wollten.

Britta Mannertz vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie sie ein Frühstück ganz im Sinne von Hildegard von Bingen herstellen können. Nach einer kurzen Einführung zur Person Hildegards von Bingen und ihrer Bedeutung für die Naturheilkunde, erfragte die Referentin die Frühstücksgewohnheiten der Schüler und erkundigte sich nach Befindlichkeit während des Frühstückens. Fragen, die die Teilnehmer spontan nicht gleich beantworten konnten. Doch nach und nach machten sich die Schüler bewusst, wie sie sich mit oder ohne Frühstück, mit Wurstbrot oder Hafermüsli fühlten. Mannertz war ganz angetan und begeistert von der Offenheit der jungen Menschen.

Selber Hand anlegen: Habermus schmeckt allen

Dann ging es an die Herdplatten der Out-Door-Küche. Auf dem Speiseplan stand die Zubereitung von Habermus – einem Gericht für Leib und Seele. „Denn gesundes Essen sollte immer gut schmecken“, so das Credo der Referentin Britta Mannertz. Schienen die Schülerinnen und Schüler anfangs noch skeptisch, als sie die Dinkelflocken in Wasser erwärmten, waren sie nach Zugabe von kleingeschnittenen Äpfeln und den entstehenden Aromen schon in Probierlaune. Als Zimt und außergewöhnliche Zutaten wie Galgant und Bertram hinzukamen, wollten alle probieren und waren begeistert von der Wärme, der Süße und der dezenten Schärfe. Nun wurde gemeinsam getafelt. „Das ist eine gute Alternative zu meinem Müsli!“, „Hmm, das ist richtig lecker!“, so die spontanen Reaktionen der Schülerinnen und Schüler. Schön, dass ein so altes Rezept, Einzug in die Zukunft moderner junger Leute hält und die Naturheilkunde so wieder ein wenig mehr Aufgeschlossenheit und positives Interesse erfährt.

Fazit

Insgesamt eine gelungene Aktion, so das Fazit aller Beteiligten. Der BDH bedankt sich ganz herzlich für das Engagement der Referentinnen und Referenten, die hier ehrenamtlich unseren Berufsstand präsentiert haben.