Erste S3-Leitlinie zur Divertikulitis erschienen

03.01.2022 – Ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung über 70 Jahre leidet unter Divertikeln. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. veröffentlicht nun erstmals gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein-und Viszeralchirurgie (DGAV) eine S3-Leitlinie. Diese umfasst die Erkrankung von der Diagnose bis zur ambulanten sowie stationären Therapie und soll klare Handlungsempfehlungen geben.

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Die Divertikulose ist in der deutschen Bevölkerung über 70 Jahren weit verbreitet und bezeichnet das Vorhandensein von Divertikeln, also Ausstülpungen, in der Darmschleimhaut. Am häufigsten kommen diese im sogenannten Sigma, dem letzten Teil des Dickdarms, vor. Die Divertikel an sich stellen keine Gefahr dar, können sich aber entzünden und müssen dann behandelt werden. Um Patientinnen und Patienten eine evidenzbasierte Diagnose und Behandlung zu bieten, wurde nun erstmalig eine S3-Leitlinie zur Divertikulitis veröffentlicht. Oft stellt sich die Frage, konservativ oder operativ zu therapieren. Die interdisziplinäre Leitlinie gibt Empfehlungen, wann welche Therapieform
am besten ist. Eine unkomplizierte Divertikulitis stellt im Regelfall keine Indikation für eine Operation dar. Anders sei dies bei komplizierten und wiederkehrenden Verläufen. Die Lebensqualität sei das zentrale Kriterium bei der Indikationsstellung und der entsprechenden Klassifizierung.

Um die Fälle klassifizieren zu können, wurde in der vorausgehenden Sk2-Leitlinie die „Classification of Diverticular Disease“ (CDD) eingeführt, die mittlerweile im klinischen Alltag etabliert ist. Die aktuelle Leitlinie beschreibt die Diskussionen um Definitionen und kommt zu Klärungen. Die Klassifikation hilft ebenfalls bei der Klärung der Versorgungsfrage: Unkomplizierte Verläufe können, bei entsprechender Betreuungsintensität, ambulant versorgt werden. Kompliziertere Verläufe oder wenn die Betreuung intensiver ist, bedürfen der Einweisung in ein Krankenhaus.

Eine klare Absage erhält bei der Klassifikation und somit der Diagnosestellung das Röntgen und die Koloskopie. Genauso wenig reicht die reine Betrachtung der Symptome und des Blutbilds:. Die Leitlinienautorinnen empfehlen Schnittbildverfahren wie die Computertomographie (CT) oder den Ultraschall. Sie betonen allerdings, dass es sich hierbei um ergänzende und nicht um konkurrierende Verfahren handelt, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben.

Litten bisher vor allem ältere Menschen unter einer Divertikulitis, nimmt die Prävalenz auch in jüngeren Bevölkerungsgruppen, also unter 50 Jahren, zu. Gründe hierfür liegen vor allem im westlichen Lebensstil: Mangelnde Bewegung, der Konsum von Genussmitteln und eine fleischhaltige ballaststoffarme Ernährung.

Hier finden Sie die S3-Leitlinie zu Divertikulitis.

Quelle. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V.