Hafer wirkt auch bei Schwangerschaftsdiabetes blutzuckerregulierend

14.03.2022 – Eine aktuelle randomisierte kontrollierte Studie zeigt, dass Hafer nicht nur bei Typ-2-Diabetes, sondern auch bei Schwangerschaftsdiabetes den Blutzucker signifikant senken kann.

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Die Wirkung von Hafer auf Cholesterin- und Blutzuckerspiegel ist durch Studien wissenschaftlich gut belegt. Zahlreiche diabetologische Praxen setzen bei Ihren Patient*innen Hafertage als diätetische Kurzzeittherapie ein, um die Insulinresistenz zu durchbrechen. Eine vorübergehende Diabetes-Erkrankung während der Schwangerschaft birgt Risiken für die Schwangere und für die Geburt. Um diese zu vermeiden, müssen Nüchternblutzucker sowie die Werte nach einer Mahlzeit bei den Schwangeren engmaschig kontrolliert und gesenkt werden. Die Studie zeigt, dass zum Beispiel Haferkleie hier einen effektiven Ernährungsbaustein darstellt. Weitere Eigenschaften des Hafers unterstützen ebenfalls die Ernährung in der Schwangerschaft.

Vorkommen von Schwangerschaftsdiabetes in Deutschland

Von Gestationsdiabetes mellitus waren in Deutschland im Jahr 2019 54.000 schwangere Frauen betroffen. Dies entspricht 7,3 Prozent der Entbindungen.* Das Vorkommen von Schwangerschaftsdiabetes hat sich seit 2013 um 2,7 Prozentpunkte erhöht, was unterschiedliche Ursachen hat, so z. B. die Aufnahme des Screenings als Kassenleistung, ein höheres Alter der werdenden Mütter und eine höhere Anzahl an übergewichtigen Frauen. Diese Diabetesform geht nach der Geburt meist weg, birgt jedoch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt und das Risiko für die Mutter, später an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.

Ergebnisse der neuen Studie von 2021

In der im Jahr 2021 publizierten randomisierten kontrollierten Studie der Universität Ahvaz** (Iran) wurde erstmals die Wirkung von Hafer auf Schwangerschaftsdiabetes untersucht. Diese klinische Studie hat dadurch einen besonderen Stellenwert. Sie bestätigt den Effekt des Hafers zur Senkung des Blutglukosespiegels und zum Durchbrechen der Insulinresistenz, der bereits vielfach bei Diabetes Typ 2 bewiesen wurde, und dehnt ihn auf eine weitere Diabetesform aus.
112 Probandinnen mit Schwangerschaftsdiabetes wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen hielten über vier Wochen dieselbe Diät ein, eine Gruppe nahm zusätzlich täglich insgesamt 30 Gramm Haferkleie verteilt auf Mittag- und Abendmahlzeit zu sich. Vor dem Beginn sowie zwei und vier Wochen nach Start der Intervention wurden die Nüchternblutglukose- und die postprandialen (zwei Stunden nach Frühstück) Blutzuckerwerte gemessen.
Beide Werte waren bei den Probandinnen, die täglich 30 Gramm Haferkleie verzehrt haben, nach der Intervention um 19 bzw. 33 Prozent gesunken und damit signifikant niedriger als bei den Probandinnen in der Kontrollgruppe.

Die Werte im Einzelnen:

Bei der Haferkleie-Gruppe sank der Nüchternblutzucker nach vier Wochen um 19,2 Prozent (von 104,69 auf 84,59), während er bei der Kontrollgruppe ohne Hafer um 12,2 Prozent (von 105,68 auf 92,77) sank. Der postprandiale Blutglukosewert, zwei Stunden nach der Mahlzeit, lag bei der Haferkleie-Gruppe vier Wochen nach Interventionsbeginn um 33,4 Prozent unter dem Ausgangswert (von 156,21 auf 104,04), bei der Kontrollgruppe um 25,5 Prozent darunter (von 157,68 auf 117,49). Der stärkere Effekt zeigte sich bereits nach zwei Wochen: Bei den Haferkleie-Probandinnen war der Nüchternblutzucker nach zwei Wochen um 15,5 Prozent gesunken (von 104,69 auf 88,49), in den darauf folgenden zwei Wochen sank er dann um 4,4 Prozent (auf 84,59).

Weitere Studien zur Entwicklung effizienter Therapien erforderlich

Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen die Wirksamkeit der Haferkleie und des Hafer-Beta-Glucans auf den Blutglukosespiegel als erwiesen an, empfehlen jedoch weitere Studien mit größeren Probandinnengruppen und längerer Studiendauer, um die Effizienz der diätetischen Intervention zu validieren. Weltweit und auch in Deutschland steigt die Anzahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und auch der Schwangeren mit Gestationsdiabetes. Um einerseits die Risiken für Komplikationen und allgemein für Folgeerkrankungen einzudämmen und andererseits die Kostenbelastung im Gesundheitssystem zu verringern, empfiehlt es sich laut den Wissenschaftler*innen, in die Recherche von kostengünstigen, effizienten und für die Menschen verträglichen Therapien zu investieren.

Quellen

* Robert Koch-Institut, Diabetes Surveillance,
** Barati Z. et al. The effect of oat bran consumption on gestational diabetes: a randomized controlled clinical trial. BMC Endocr Disord. 2021 Apr 13;21(1):67. doi: 10.1186/s12902-021-00731-8. PMID: 33849494; PMCID: PMC8045255.