Harninkontinenz der Frau: Erste vereinheitlichte S2k-Leitlinie erschienen

14.03.2022 – Zur Vereinheitlichung der Behandlung von Patientinnen mit Harninkontinenz hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S2k-Leitlinie zu diesem Thema veröffentlicht.

© MR - adobestock.com

Die Harninkontinenz gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Frauenheilkunde und betrifft ca. 30 Prozent aller Frauen. Für die Betroffenen kann die Erkrankung massive Beeinträchtigungen der Lebensqualität auf physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer Ebene zur Folge haben und stellt somit ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem für Frauen aller Altersklassen dar.

Die vorliegende Leitlinie verfolge das Ziel, alle wissenschaftlich relevanten Informationen zur Belastungskontinenz und Überaktiven Blase/Dranginkontinenz zu bündeln, die bislang in getrennten Leitlinien dargestellt wurden, so die Leitlinienautor*innen. Auch wurde der diagnostische Teil zur Beckenbodensonographie bei Harninkontinenz einer weiteren Leitlinie in diese zusammenfassende Handlungsempfehlung integriert.

Zusammenführung mehrerer Leitlinien

Der Fokus liegt auf den diagnostischen Ansätzen und unterschiedlichen Therapieformen von Harninkontinenz. Erarbeitet wurde die Leitlinie unter der Federführung der DGGG e. V. mit Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. Die Empfehlungen beziehen sich auf die Therapie von erwachsenen Frauen im ambulanten sowie stationären Versorgungsbereich.

Koffeinkonsum und Übergewicht als Risikofaktoren

Die ausführliche und sorgfältige Anamnese – so betonen die Autor*innen – ist der erste und grundlegende Schritt bei der Behandlung. Auch die Untersuchungs- und Behandlungserwartungen sollten in diesem Zuge ermittelt werden. Je nach Art der Erkrankung – Belastungsinkontinenz, Mischharnkontinenz oder Dranginkontinenz – wird zwischen konservativer, medikamentöser und operativer Therapie unterschieden. Die konservative Therapie erstreckt sich auf einfache klinische Maßnahmen, lebensstilbezogene Interventionen, wie etwa Koffeinreduktion, körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion und individuelle Verhaltens- und Physiotherapie. Für die medikamentöse Therapie wird je nach Ausprägung der Harninkontinenz der Einsatz von entsprechenden Arzneimitteln empfohlen. Führen konservative und medikamentöse Maßnahmen nicht zum erwünschten Erfolg sieht die Leitlinie individuelle operative Therapien vor. Zuletzt widmen sich die Autor*innen der Diagnose und Behandlung von urogenitalen Fisteln, die eine Harninkontinenz herbeiführen können.

Zur Leitlinien-Detailansicht geht es hier.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.