Hitzeaktionstag 2025 – Was Heilpraktiker tun können

03.06.2025 - Getragen von einem breiten Bündnis mit über 50 Partner*innen findet am 4. Juni 2025 der Hitzeaktionstag statt. Zahlreiche Organisationen, Kommunen und Einzelpersonen engagieren sich mit vielfältigen Aktionen, um auf die zunehmenden Gesundheitsrisiken durch extreme Hitze aufmerksam zu machen. Auch Heilpraktiker*innen können dazu beitragen, die Bedeutung von Hitzeschutz sichtbarer zu machen.

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Der Hitzeaktionstag wurde erstmals vor drei Jahren von einem breiten Aktionsbündnis, das auf Initiative von KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. und der Bundesärztekammer gebildet wurde, und aus rund 50 Akteuren aus dem Gesundheitswesen, der Pflege, den Kommunen und der Zivilgesellschaft besteht, ausgerufen. Das Ziel des Aktionsbündnisses ist es, auf die gesundheitlichen Gefahren von Hitzewellen für die Bevölkerung aufmerksam zu machen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Insbesondere vulnerable Gruppen wie Kinder und Säuglinge, ältere Personen, Schwangere und chronisch Kranke (z. B. Patient*innen mit Atemwegsproblemen, Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Nierenproblemen oder mit psychiatrischen sowie neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, MS) sind aufzuklären und damit vor den Folgen der Hitze zu schützen.

Hitze als Gesundheitsrisiko

Hitze ist das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. 2023 und 2024 erlebte Deutschland jeweils einen Allzeitrekord in der Jahresmitteltemperatur. Mit im Mittel 10,9 Grad Celsius (°C) war 2024 hierzulande das bisher wärmste Jahr seit Messbeginn. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sorgten wie schon 2023 auch 2024 ein extrem milder Winter und ein rekordwarmes Frühjahr für diesen Temperaturschub. Der DWD erfasste deutschlandweit 2024 im Mittel 52 Sommertage mit einer Maximumtemperatur von über 25 °C und 12 heiße Tage mit über 30 °C. Das waren fast doppelt so viele Sommertage und fast dreimal so viele heiße Tage wie üblich.

Menschen nicht ausreichend über Risiken aufgeklärt

Die häufiger werdenden Hitzewellen haben Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Zudem wird das Gesundheitssystem durch eine erhöhte Krankheitslast, vermehrte Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätze stärker belastet. Trotz dieser massiven Gesundheitsrisiken sind Deutschland und das deutsche Gesundheits- und Sozialsystem nach Expertenansicht unzureichend auf Hitzeperioden vorbereitet. Gleichzeitig kennen viele Menschen das Risiko von Hitzegefahren nicht und schützen sich und besonders gefährdete Personen entsprechend nicht ausreichend. Umso wichtiger ist es, dass alle Akteure im Gesundheitswesen die Patient*innen entsprechend über die Risiken aufklären und gezielt über Präventionsmaßnahmen informieren.

BDH ermutigt Kolleg*innen zum Hitzeschutz beizutragen

Anlässlich des Hitzeaktionstags möchte der BDH Kolleg*innen dazu ermutigen, unsere Rolle als Multiplikatoren und Vertrauensperson unserer Patient*innen aktiv wahrzunehmen und während der heißen Jahreszeit und vor bzw. in den Hitzewellen Risikopatient*innen und auch deren Angehörigen über die Gefahren der Hitze zu warnen und sie über Hitzeschutzmaßnahmen zu informieren. Hier können Heilpraktiker*innen eine wichtige Rolle spielen, da wir u. a. mehr Zeit für unsere Patient*innen und das Patientengespräch haben als die meisten Ärzt*innen. Wichtig ist auch, dass Sie sich, ihre Mitarbeitenden sowie ihre Patient*innen durch die Planung und Umsetzung von nachhaltigen präventiven Maßnahmen in der eigenen Praxis vor den Hitzeeinwirkungen optimal schützen.

Im Folgenden sind einige Maßnahmen aufgeführt, mit denen Sie zum Hitzeschutz in Ihrer Praxis beitragen und Patienten über die Risiken aufklären können.

  • Heilpraktiker*innen sollten sich über hitzebedingte Gesundheitsschäden und deren Prävention informieren.
  • Besonders gefährdete Personen festlegen und ggfs. proaktiv kontaktieren
  • Sensibilisierung von Mitarbeitenden für Hitzefolgen und Erste Hilfe bei Hitzeschäden
  • mit Mitarbeitenden Kommunikation zum Thema Hitzeprävention festlegen
  • Sprechstundenangebot anpassen (z. B. Frühsprechstunden oder Sprechstunden am Abend für vulnerable Gruppen)
  • Hitzeschutzmaßnahmen in der Praxis überprüfen (z.B. Ventilatoren, Jalousien, Lüftungskonzept)
  • Getränke in den Praxisräumen anbieten
  • Betroffene Patient*innen aufmerksam begleiten (z. B. auf Dehydratationszeichen, erhöhter/erniedrigter Blutdruck, erhöhte Körpertemperatur, relevante Vitalparameter, Exsikkosezeichen achten)
  • Proaktiv Trinkmenge mit den Patienten besprechen
  • Mit Patienten über Arzneimittel mit potenziellem Einfluss auf die Temperaturregulation und den Volumenstatus in Hitzewellen sprechen und ggfs. wegen Medikationsanpassung an Haus- oder Fachärzte verweisen.
  • Auf notwendige adäquate Kühlung z. B. von Insulin und Allergiepens hinweisen.
  • Informationsmaterialien zur Prävention von hitzebedingten Erkrankungen bereithalten (z.B. Flyer, Plakate, Vorlagen zum Ausdrucken)
  • Regelmäßig über den Tag verteilt Trinken – auch ohne Durst-Gefühl: Zwei bis drei Liter sind ein Richtwert, bei starkem Schwitzen oder körperlicher Aktivität auch mehr. Besonders geeignet sind Wasser, ungesüßte Kräutertees oder stark verdünnte Saftschorlen. Bei Herz- oder Nierenerkrankungen sollte die individuelle Trinkmenge unbedingt mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden. Ein guter Indikator für den Flüssigkeitshaushalt ist die Urinfarbe: Ein sehr dunkler Urin weist auf Flüssigkeitsmangel hin.
  • Medikamente ärztlich prüfen lassen: Blutdrucksenker und Diuretika zur Entwässerung können bei Hitze anders wirken. Ob die Medikation angepasst werden sollte, sollten Sie am besten schon frühzeitig mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen. Ändern Sie Ihre Medikation aber nie eigenständig. Auch die Lagerung von Arzneimitteln ist wichtig: Viele Medikamente verlieren bei Temperaturen über 25 °C ihre Wirksamkeit. Insulin darf nie ungekühlt transportiert werden.
  • Den Tagesablauf anpassen – und körperliche Belastung vermeiden: Körperliche Anstrengungen während der heißesten Tageszeiten (ca. 11–17 Uhr) sollten vermieden werden. Erledigungen und Sport sollten möglichst frühmorgens oder spätabends stattfinden.
  • Aktive Kühlung: den Körper bewusst unterstützen: Abkühlung bringen lauwarmes Duschen, feuchte Tücher oder kühlende Fußbäder. Leichte, atmungsaktive Kleidung unterstützt die körpereigene Temperaturregulation. Im Freien ist es wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen und direkte Sonneneinstrahlung zu meiden.
  • Kreislauf, Blutdruck und Blutzucker engmaschig im Blick behalten: Besonders Menschen mit Diabetes oder Herzerkrankungen sollten bei Hitze häufiger messen: Ideal sind zwei bis drei Blutzuckerkontrollen und mindestens eine Blutdruckmessung pro Tag.
  • Warnzeichen erkennen und ernst nehmen – besonders bei älteren Menschen: Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Verwirrtheit können Vorboten eines Hitzeschadens sein. Gerade bei älteren Menschen werden sie oft spät bemerkt. Daher sollten Angehörige oder Nachbarn täglich nach dem Befinden fragen, Trinkmenge und Raumtemperatur im Blick behalten und beim Kühlen der Wohnung unterstützen. Besonders alleinlebende, mobilitätseingeschränkte und chronisch kranke Menschen brauchen an heißen Tagen Aufmerksamkeit und Hilfe.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)