Integrative Medizin als eine Lösung in der Gesundheitskrise

22.09.2025 - Baden-Württemberg zeigt seit Jahren, dass Integrative Medizin, das Miteinander von konventioneller und komplementärer Medizin, Lösungen in der Krise des Gesundheitssystems anzubieten hat. Im Interview mit der Initiative „Gesunde Vielfalt“ spricht Manne Lucha (Die Grünen), Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, über vermeidbare Antibiotika-Resistenzen, den Wählerwillen und das große Interesse der Bevölkerung an integrativmedizinischen Verfahren.

© Sozialministerium Baden-Württemberg

Treibende Kraft, wenn es um die bessere gesundheitliche Versorgung in Baden-Württemberg geht, ist der Grünen-Politiker Manfred “Manne” Lucha: Er ist nicht nur seit 2016 als Minister für Soziales, Gesundheit und Integration im Amt, sondern auch Schirmherr des dortigen Kompetenznetzes Integrative Medizin (KIM). Dazu haben sich in seinem Bundesland Kliniken, medizinische Versorgungsnetze und wissenschaftliche Institute zusammengeschlossen, um ein immer besseres Miteinander aus Schulmedizin und Komplementären Therapieverfahren zu ermöglichen.

„Dieser Ansatz ist bundesweit einmalig”, betont der Politiker im Interview, der selbst viel berufliche Erfahrung im Gesundheitssektor mitbringt. „Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Ergebnisse in die Regelversorgung zu überführen“, so Manne Lucha. Dazu sei etwa die Einrichtung eines Lehrstuhls für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Tübingen unterstützt worden, um die Erforschung komplementärmedizinischer Verfahren zu fördern. Der Politiker sieht großen Bedarf daran, die Integrative Medizin, das Miteinander aus konventioneller Medizin und komplementären Verfahren, weiter zu erforschen und den Menschen zur Verfügung zu stellen: „Das Thema Komplementärmedizin ist allgemein stark nachgefragt, wenn es um Gesundheitsversorgung und Vorbeugung geht“, betont der Minister. Viele Patientinnen und Patienten in Baden-Württemberg wünschten sich, mehr über die Zusammenhänge und Hintergründe von Krankheiten zu erfahren. Sie seien so gut informiert wie selten zuvor und offener für innovative Ansätze. „Wie in anderen Bundesländern auch nutzen sie vermehrt Naturheilverfahren, die konventionelle Therapien ergänzen. Wir haben das Thema der Integrativen Medizin daher 2021 bewusst in den grün-schwarzen Koalitionsvertrag aufgenommen“, so Manne Lucha und ergänzt: „Viele Wählerinnen und Wähler im Land wünschen sich Therapievielfalt und komplementärmedizinische Versorgungsangebote. Deshalb setzen wir uns auch für den barrierefreien Zugang zu einer qualitätsgesicherten Integrativen Medizin für alle ein.“

Forschung dient Patientensicherheit und Therapievielfalt

Wenn komplementärmedizinische Methoden erforscht und gelehrt würden, lasse sich die Patientensicherheit erhöhen, und entsprechende Therapieangebote könnten in der Versorgung verankert werden. Professor Dr. Holger Cramer und sein Team vom Robert Bosch Centrum für Integrative Medizin und Gesundheit in Stuttgart hätten zum Beispiel die Wirksamkeit von Yoga erforscht. „In mehreren Studien konnten sie zeigen, dass Yoga Stress reduziert und sich damit bei depressiven Erkrankungen – im Vergleich zur Kontrollgruppe – der Schweregrad reduzierte“, berichtet Manne Lucha.

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, der demografischen Entwicklung, der angespannten Haushaltssituation und der sich rasant fortentwickelnden Digitalisierung könne die Integrative Medizin einen wertvollen Beitrag leisten, sowohl zur Patientenversorgung als auch zur Entlastung der Sozialkassen: „Im Fokus steht dabei die ergänzende Behandlung mit komplementärmedizinischen und -pflegerischen Verfahren bei Krebserkrankungen, chronisch-entzündlichen Erkrankungen sowie Atemwegs- und Harnwegsinfektionen. Wir gehen davon aus, dass Patientinnen und Patienten auch künftig sehr an komplementärmedizinischen Verfahren interessiert sein werden.“

Integrative Medizin kann Antibiotikaresistenzen mindern

Ein weiterer Aspekt liegt dem Politiker dabei besonders am Herzen: die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika. Deren breiter und unsachgemäßer Einsatz sei eine wesentliche Ursache dafür, dass es in Deutschland, Schätzungen zufolge, jährlich zu rund 55.000 Infektionen und 2.400 Todesfällen durch antibiotikaresistente Krankheitserreger komme. Die Integrative Medizin indes bemühe sich, weniger Antibiotika zu verwenden, nach dem Grundsatz ,,So wenig wie möglich und so viel wie nötig“’. Die Integrative Medizin trage dazu bei, dass weniger Antibiotika verschrieben werden, indem sie vor allem entzündungshemmende pflanzliche Heilmittel einsetze. „Die Praxis der Komplementärmedizin fördert zudem einen gesunden Lebensstil, eine gute und gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität“, führt Manne Lucha weiter aus, „dadurch wird das Immunsystem der Menschen gestärkt und erneuten Infektionen lässt sich so vorbeugen.“ Er gehe fest davon aus, dass Integrative Medizin künftig noch mehr an Bedeutung gewinne. Die von Baden-Württemberg angestoßenen Maßnahmen zur Stärkung der Komplementärmedizin trügen dazu bei, das bislang wenig genutzte Potenzial einer Integrativen Gesundheitsversorgung „künftig noch viel mehr auszuschöpfen“.

Über die Initiative „Gesunde Vielfalt“

Die Initiative „Gesunde Vielfalt“ ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Expertinnen und Experten unterschiedlicher Therapieformen mit dem Ziel ist, das Zusammenwirken von konventionellen und komplementären Therapien – die Integrative Medizin – stärker in den Vordergrund der Diskussion zu rücken, um notwendige Verbesserungen des Gesundheitssystems anzustoßen. BDH-Vizepräsident Siegfried Kämper ist Beirat der Initiative und verritt die Perspektive des Heilpraktikerberufs.

Das gesamte Interview finden unter folgendem Link.

Quelle: Gesunde Vielfalt, www.gesundevielfalt.org