Kein Grund zum Lachen – Bericht zeigt Anstieg des Freizeitkonsums von Lachgas

21.11.2022 – Die Zunahme des Angebots und des Freizeitkonsums von Distickstoffmonoxid („Lachgas“) steht im Mittelpunkt eines neuen Berichts, der von der EU-Drogenbehörde (EMCDDA) veröffentlicht wurde. Die Veröffentlichung weist auf die Risiken und Schäden hin, die mit der Droge verbunden sind, die heute weithin verfügbar, billig und bei einigen jungen Menschen beliebt ist.

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Distickstoffmonoxid hat eine Vielzahl legitimer medizinischer, industrieller, kommerzieller und wissenschaftlicher Verwendungszwecke (z. B. als Lebensmittelzusatzstoff oder Anästhetikum in der Medizin). Seit über 200 Jahren wird Lachgas auch wegen seiner psychoaktiven Wirkung verwendet, die sich in Euphorie, Entspannung und Losgelöstheit äußert. In den letzten zehn Jahren hat der Freizeitkonsum in vielen Regionen der Welt stark zugenommen. In einigen europäischen Ländern sind seit 2017-18, als die Droge in größerem Umfang und in größeren Mengen verfügbar wurde, besondere Bedenken aufgekommen.

Die wachsende Beliebtheit von Lachgas lässt sich bis zu einem gewissen Grad durch die leichte Verfügbarkeit, den niedrigen Preis, die kurzzeitige Wirkung und die allgemeine Wahrnehmung der Konsumenten als relativ sichere Droge erklären“, heißt es in dem Bericht. Die Analyse untersucht die derzeitige Situation, die Risiken und die Reaktionen auf den Freizeitkonsum des Gases in Europa und gibt einen Überblick über seine Chemie, Pharmakologie und Toxikologie. Ein weiterer wichtiger Faktor, der mit dem zunehmenden Freizeitkonsum des Gases zusammenhängt, ist die weit verbreitete Verfügbarkeit von kleinen 8-Gramm-Patronen mit Distickstoffoxid (die zum Befüllen von Ballons verwendet werden, aus denen das Gas inhaliert wird). Diese Kartuschen – die üblicherweise als Aerosol-Treibmittel zur Herstellung von Schlagsahne verwendet werden – sind preiswert und leicht in Lebensmittelgeschäften, Supermärkten und Online-Anbietern zu erwerben.

Die Anbieter haben jedoch auch damit begonnen, größere Gasflaschen (15 kg) zu verkaufen, um den Freizeitmarkt anzusprechen. Dies macht das Gas deutlich billiger und soll einen breiteren, schwereren und regelmäßigeren Gebrauch fördern. In einigen Gebieten spielen die sozialen Medien eine wichtige Rolle bei der Werbung und dem Verkauf der Droge.

Der Bericht stellt fest, dass sich eine profitable und expandierende Lieferkette entwickelt hat, in der spezialisierte Internetshops das Gas direkt für den Freizeitkonsum bewerben oder es unter dem Vorwand der Verwendung zur Herstellung von Schlagsahne anbieten.

Negative Auswirkungen auf die Gesundheit: Vergiftungen, Verbrennungen und Schädigung des Nervensystems

In dem Maße, wie die Zahl der Anwender von Lachgas gestiegen ist, hat auch die Zahl der Vergiftungen zugenommen, heißt es in dem Bericht. Diese Vergiftungen sind zwar immer noch relativ gering, stehen aber in der Regel im Zusammenhang mit einem stärkeren oder häufigeren Gebrauch. Der Bericht zeigt einen kleinen, aber signifikanten Anstieg der Meldungen von Vergiftungen an Giftnotrufzentralen. In Dänemark stieg die Zahl der Fälle von 16 im Jahr 2015 auf 73 im Jahr 2021. In Frankreich wurden im Jahr 2020 134 Fälle gemeldet – gegenüber 10 im Jahr 2017. In den Niederlanden stieg die Zahl der Fälle von 13 im Jahr 2015 auf 144 im Jahr 2020.

Viele der Fälle, die den Giftnotrufzentralen ab 2017 gemeldet wurden, betreffen mehr oder weniger starke Schädigungen des Nervensystems (Neurotoxizität) als Folge der irreversiblen Inaktivierung von Vitamin B12 im Körper. Weitere Probleme sind schwere Erfrierungen (Verbrennungen durch das aus dem Behälter austretende Gefriergas) und Lungenverletzungen, die in der Regel durch größere Gasflaschen aufgrund des hohen Drucks verursacht werden. Darüber hinaus haben Autounfälle mit dem Gas in mindestens einem Land (den Niederlanden) erheblich zugenommen.

Dennoch wird in dem Bericht betont: „Es ist wichtig zu erkennen, dass die große Mehrheit der Menschen kein Distickstoffoxid verwendet. Diejenigen, die Lachgas verwenden, tun dies in der Regel in relativ geringen Mengen und nur selten“.

Der Direktor der EMCDDA, Alexis Goosdeel, erklärt: „Die Zunahme des Freizeitkonsums von Lachgas in einigen Teilen Europas gibt Anlass zur Sorge. Die Anwender gehen allgemein davon aus, dass die Inhalation von Distickstoffmonoxid sicher ist. Es zeigt sich jedoch, dass ein häufigerer oder intensiverer Gebrauch des Gases das Risiko schwerwiegender Schäden, z. B. Schädigungen des Nervensystems, erhöht. Daher muss vermieden werden, dass der Konsum normalisiert und ungewollt gefördert wird. Gezielte Maßnahmen und weitere Forschung sind erforderlich, um das Verständnis für die Risiken zu verbessern und die Schäden zu verringern“.

Reaktion auf das Problem: Notwendigkeit einer genaueren Überwachung

Unser Wissen über den Konsum, die Risiken und die wirksamen Maßnahmen ist begrenzt, was zum Teil daran liegt, dass der Freizeitkonsum in diesem Umfang relativ neu ist, heißt es in dem Bericht. In diesem Zusammenhang muss die Überwachung von Distickstoffoxid verstärkt werden, und es sind weitere Forschungsarbeiten in Bereichen wie Epidemiologie, Pharmakologie, Toxikologie, Versorgung und Wirksamkeit von Behandlung und Maßnahmen erforderlich.

In den meisten Fällen haben die Länder eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Versorgung mit Lachgas einzuschränken und gezielte Gesundheitsförderung zu betreiben. Die in dem Bericht enthaltenen Fallstudien zeigen eine Vielzahl von Maßnahmen, die auf nationaler Ebene ergriffen wurden.

Hier geht es zum Bericht (auf Englisch).