„Arteriosklerose“

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Es fühlt sich für Rainer so an, als ob ihm etwas die Luft abschnürt… Schon wieder diese Enge in der Brust und die anfallsartigen, starken Schmerzen in der Herzgegend, wenn er sich zu sehr anstrengt oder sich aufregt. Es hört zwar nach einiger Zeit wieder auf, macht ihm aber jedes Mal richtig Angst. Das muss er jetzt endlich mal abklären lassen!

Was ist Arteriosklerose?

Arteriosklerose (häufig fast synonym zu Atherosklerose, umgangssprachlich „Arterienverkalkung“) bezeichnet eine krankhafte Veränderung (Verdickung, Verhärtung, Verengung, Elastizitätsverlust) der inneren Wandschicht von Arterien. Arterien sind die Adern, die sauerstoffreiches Blut weg vom Herzen hinein in den Körper führen. Die Venen sind von einer Arteriosklerose nicht (mit-)betroffen.

Aufgrund verschiedener Faktoren (z.B. durch Bluthochdruck) können Schäden an der Innenwand (Intima) der Arterien entstehen, die zu  „Verwirbelungen“ des Blutes führen, das nicht mehr ungehindert strömen kann. Es kommt zu entzündlichen Reaktionen in deren Folge sich Entzündungszellen, Calcium, Cholesterine u.a. anlagern und die sogenannten „Plaques“ bilden. Durch Arterien, die von Plaques verengt sind, fließt aber weniger Blut und damit sinken die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung in den nachfolgenden Körperregionen. Eine solche Unterversorgung mit Sauerstoff verläuft typischerweise lange Zeit symptomlos, bevor die Funktion betroffener Gewebe und Organe spürbar nachlässt. Außerdem wachsen die Ablagerungen (Plaques) in den Arterien i.d.R. nur langsam über Jahr(zehnt)e. Beides erklärt, warum die Arteriosklerose oft lange Zeit unbemerkt bleibt.

Besonders gefährlich wird es, wenn die Plaques einreißen und sich an dieser Stelle ein Blutgerinnsel (Thrombus, „Pfropf“) bildet, der das Gefäß teilweise oder ganz verschließt. Durch die (dann oft plötzliche) Unterbrechung der

Blutzufuhr kann es zum Absterben von nachgeschalteten Gewebe- oder Organteilen (Infarkt) kommen, was immer eine akute Notfallsituation darstellt! Passiert das im Bereich von Arterien des Herzens oder Gehirns sind die Folgen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall. Ein Thrombus kann aber auch mit dem Blutstrom mitgerissen werden und in entfernten anderen Organen und Geweben zum Verschluss von Gefäßen mit nachfolgender Durchblutungsstörung und Gewebsuntergang führen (Embolie).

Grundsätzlich kann die Arteriosklerose an allen Arterien auftreten, mit teilweise schweren Folgen, z.B.  (alphabetisch):

  • akuten Verschlüssen von Arterien
  • Arteriosklerotische Aneurysmen (Gefäßaussackungen, die platzen können)
  • Durchblutungsstörungen der Organarterien mit Folgen wie Schlaganfall, Nierenversagen u.a.
  • Embolien
  • Koronare Herzkrankheit (KHK, Verengung der Herzkranzarterien), Angina pectoris bis hin zum Herzinfarkt
  • peripheren arteriellen Verschlüssen der Leisten- und Beinarterien (pAVK, „Raucherbein“, „Schaufensterkrankheit“)

Die schweren Folgen der Arteriosklerose (u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall) sind die häufigste Todesursache in den Industrieländern. Deshalb ist besondere Aufmerksamkeit geboten – ein früher Hinweis auf Arteriosklerose können z.B. Erektionsstörungen sein!

Ursachen

Die genauen Ursachen der Arteriosklerose sind zur Zeit (2021) nicht vollständig geklärt. Es existieren verschiedene Erklärungsmodelle. Minimale Schädigungen der dünnen und sehr verletzlichen  Arterieninnenwand spielen dabei nach heutigem Wissensstand eine Schlüsselrolle (s. auch oben).

Als gesichert gilt dagegen, dass verschiedene Risikofaktoren die Entstehung und Entwicklung einer Arteriosklerose begünstigen können. Einige davon sind nicht beeinflussbar wie z.B. eine familiäre Veranlagung (Disposition), Infarkte in der Familiengeschichte, Lebensalter (bei über 80-Jährigen praktisch immer vorhanden) und männliches Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen als Frauen, da die weiblichen Geschlechtshormone bis zum Klimakterium eine gewisse Schutzfunktion ausüben. Andere Faktoren wiederum können direkt oder indirekt gut beeinflusst bzw. ihnen vorgebeugt werden. Zu ihnen gehören:

Obwohl die Arteriosklerose alle Arterien betreffen kann, zeigt sie oftmals bestimmte Verteilungsmuster mit schwerpunktmäßig betroffenen Gefäßen, was u.a. auch von den

vorliegenden Risikofaktoren abhängig zu sein scheint.

  • Nikotinkonsum → Arteriosklerose besonders an den Beinarterien („Raucherbein“)
  • Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Gesamt- und LDL-Cholesterin bei erniedrigtem HDL-Cholesterin) → Arteriosklerose bevorzugt der Koronararterien (Arterien des Herzens)
  • Bluthochdruck (Hypertonie) → Arteriosklerose insbesondere der zerebralen Arterien (Arterien im Gehirn)
  • Diabetes mellitus  → Arteriosklerose der peripheren Arterien (v.a. der Beine) und der Aorta
  • Gicht
  • Übergewicht  und Metabolisches Syndrom
  • Erhöhung bestimmter Aminosäuren (Homocystein) oder Lipoproteine im Blut
  • Bewegungsmangel und negativer Stress
  • weitere Erkrankungen wie z.B. chronische Niereninsuffizienz, chronische Entzündungen, rheumatische Erkrankungen u.a.

Konventionelle Behandlung

Es gibt bislang noch kein Medikament, das eine bestehende Arteriosklerose rückgängig machen kann. Behandelt werden deshalb die Risikofaktoren (s.o.) bzw. die bereits bestehenden Folgeerkrankungen. Häufig eingesetzt werden sog. „Blutverdünner“ wie z.B. Marcumar oder Aspirin.

Ist die Arteriosklerose z.B. an den Koronararterien bereits stark fortgeschritten, kann ein operativer Eingriff nötig werden. Dabei werden die Gefäßengstellen z.B. mit einem sog. „Ballonkatheter“ gedehnt und mit einer kleinen „Gefäßstütze“ (Stent) in Form und offen gehalten. Eine weitere Möglichkeit stellt die Bypass-Operation dar, bei der das „Hindernis“ operativ mit einer neuen Verbindung überbrückt bzw. umgangen wird.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin kennen unterschiedlichste Therapieverfahren, mit denen der Arteriosklerose vorgebeugt werden kann. Und obwohl die vielen naturheilkundlichen Behandlungsmöglichkeiten auch vor allem bei einer Arteriosklerose im Anfangsstadium beachtliche Heilungserfolge bewirken können, lässt sich im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auch mit ihrer Hilfe höchsten eine Linderung der Symptome erreichen.

Ganz wesentlich bei der Vorbeugung bzw. der Behandlung der Risikofaktoren und Folgeerkrankungen der Arteriosklerose ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Mit ihr können viele der Risikofaktoren (s.o.) wie z.B. bestimmte Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ 2 , Gicht, Übergewicht und metabolisches Syndrom sehr positiv beeinflusst werden. Die Ernährungstherapie ist dabei in den meisten Fällen eine der wichtigsten therapeutischen Ansätze. Oftmals ist es jedoch nicht so einfach, liebgewonnene „ungesunde“ Lebensweisen durch „gesunde“ zu ersetzen - gerade wenn erst geringe Symptome und Einschränkungen spürbar sind. Dann fehlt es oft an Motivation und Durchhaltevermögen und es ist umso wichtiger, z.B. mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker, jemanden an der Seite zu haben, der Sie individuell unterstützt und die längerfristigen Ziele mit Ihnen gemeinsam im Auge behält.

Ab- und ausleitende Verfahren, die Phytotherapie  oder Spagyrik bieten z.B. verschiedene Möglichkeiten und Mittel, die eine positive Wirkung auf die Gefäße, den Blutdruck oder die Fließeigenschaften des Blutes haben, den Stoffwechsel positiv beeinflussen und/oder Organfunktionen stärken können. Fehlen wichtige Vital- oder Mikronährstoffe können diese zunächst auch mittels der Orthomolekularen Medizin  zugeführt werden – ebenfalls auf Basis der individuellen Konstitution der Patienten.

Weissdorn
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Da auch Stress zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose zählt, kann das Erlernen und Anwenden von Entspannungstherapien  hilfreich sein. Auf Alkohol und vor allem Nikotin sollten Sie möglichst verzichten, um der Arteriosklerose vorzubeugen bzw. das Risiko für schwere Folgeerkrankungen herabzusetzen. Hier bieten sich unterstützend zur Entwöhnung z.B. die Ohrakupunktur, Medizinische Heilhypnose oder die Psychotherapie an. Wenn Sie unter starkem Übergewicht leiden, beraten Sie Heilpraktiker auch gerne zu geeigneten, gelenkschonenden Übungen, denn auch Bewegung ist ein gutes Mittel der Vorbeugung. Regelmäßiges Training verbessert z.B. die Durchblutung und Sauerstoffversorgung, regt den Stoffwechsel an und erhält die Elastizität der Gefäße.

Die o. g. Möglichkeiten stehen deshalb nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihren persönlichen Voraussetzungen und Wünschen in den Mittelpunkt stellt. Über die bereits genannten Verfahren hinaus können z.B. hilfreich sein (alphabetisch):

Wenn Sie Risikofaktoren aufweisen oder an Arteriosklerose leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit und entwickeln Ihr persönliches Behandlungskonzept. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

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Sehr viel! Achten Sie v.a. auf eine gesunde, vitalstoffreiche Ernährung mit frischen, saisonalen Gemüsen, Kräutern und (in Maßen) hochwertigen Ölen wie Oliven- oder Leinöl. Der Abbau evtl. vorhandenen Übergewichts, erhöhter Blutfettwerte u.a. ist ein wichtiger Schritt hin zu gesunden, elastischen Blutgefäßen.

Außerdem wichtig: Auf Zigaretten und Alkohol möglichst verzichten und Blutdruck, Blutzucker und Blutfette regelmäßig kontrollieren (lassen) – Arteriosklerose ist eine schleichende, anfangs unbemerkt verlaufende Erkrankung! Versuchen Sie möglichst, Stress und psychischeBelastungen zu vermeiden bzw. auszugleichen.

Hier können Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder auch Mediation, Yoga, Tai Qi oder Qi Gong helfen.

Bewegen Sie sich in Ihrem Alltag so oft wie möglich und regelmäßig – das hat einen positiven Effekt auf sehr viele Körperfunktionen! Nehmen Sie z. B. die Treppe statt des Aufzugs, fahren Sie nach Möglichkeit mit dem Rad zur Arbeit oder steigen Sie eine Station eher aus dem Bus. Zusätzlich können Sie sich auch eine Sportart (bei bestehenden Erkrankungen darauf abgestimmt) suchen, die Ihnen Spaß macht und regelmäßig trainieren. Nicht Hochleistungen sind gefragt, sondern Geduld und Ausdauer!

Mann lehnt das Angebot einer Zigarette ab
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Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 01.02.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.