„Gallensteine“

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Michaela hat eine furchtbare Nacht hinter sich. Schweißgebadet ist sie aufgewacht, mit heftigsten, krampfartigen Schmerzen im Oberbauch, ausstrahlend bis in die rechte Schulter. Aus heiterem Himmel, völlig ohne Vorwarnung. Dabei hatte sie gestern doch noch so einen schönen Abend und war mit Freunden richtig lecker essen. Ob die Schmerzen wohl mit dem Festmahl zu tun haben?

Was sind Gallensteine?

Gallensteine sind eine sehr häufig auftretende Erkrankung, von der doppelt so häufig Frauen betroffen sind. Die „Galle“ (Gallenflüssigkeit) wird in der Leber produziert und zum Teil in der darunter liegenden Gallenblase gespeichert und eingedickt. Diese Flüssigkeit besteht zu 80% aus Wasser und enthält u.a. Gallensäuren, Cholesterin, Gallensalze und Abbauprodukte aus der Leber, die durch die Galle in den Verdauungstrakt gelangen und von dort mit dem Kot ausgeschieden werden (z.B. Bilirubin, das gelbliche Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin). Im Verdauungsprozess wird die Galle über den Gallengang in den Dünndarm weitergeleitet, wo sie u.a. die Fettverdauung unterstützt.

Gallensteine entstehen meistens durch ein Ungleichgewicht der in der Gallenflüssigkeit gelösten Stoffe (s.u.). Gallensteine (Konkremente) können sich in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) oder im Gallengang (Choledocholithiasis) bilden.

Die Mehrzahl der Steine machen keine oder nur sehr geringe Symptome (stumme Steine) und gelten schulmedizinisch als i.d.R. nicht behandlungsbedürftig.

Wenn sich Gallensteine jedoch bemerkbar machen, treten die Beschwerden häufig erst nach vielen Jahren und meistens als Gallenkolik auf. Zu ihr kommt es gerne nachts und nach fettreichen Mahlzeiten, wenn ein Stein aus der Gallenblase in den Gallenblasengang oder Gallengang ausgetrieben und eingeklemmt wird bzw. „stecken bleibt“. Die Folge sind sich anfallsartig steigernder, kolikartige Schmerzen im (rechten) Oberbauch, die auch in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen und über Stunden anhalten können. Außerdem auch Völlegefühl, Blähungen, Erbrechen, Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit und möglicherweise Gelbsucht (Ikterus), eine bräunliche Verfärbung des Urins und ein entfärbter, heller Stuhl. Diese Art Schmerz kann auch beim Gallengries („Sludge“, eingedickte, zähe Gallenflüssigkeit mit sehr kleinen Gallensteinchen auftreten.

In seltenen führt die Erkrankung zu schweren, lebensbedrohlichen Komplikationen wie z.B. einer Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem), einer akuten Bauchfell- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung (Peritonitis, Pankreatitis) bis hin zu einer Blutvergiftung (Sepsis) u.a.

Ursachen

In der Gallenflüssigkeit sind verschiedene Stoffe gelöst, u.a. das Fettmolekül Cholesterin sowie Bilirubin (ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes aus den roten Blutkörperchen) und der Mineralstoff Calcium, aber auch steinverhindernde Substanzen wie Gallensäuren, Lecithin u.a. Ist das „Mischungsverhältnis“ der einzelnen Inhaltsstoffe untereinander aus dem Gleichgewicht, eventuell noch begleitet von einer Entzündung oder einer Abflussbehinderung in den Gallenwegen, kristallisieren einige Stoffe aus und können nach und nach bis zu mehreren Zentimetern großen Steinen heranwachsen. Je nach vorherrschendem Bestandteil bilden sich dann Cholesterinsteine (ca. 80-90 % d.F.),

Pigmentsteine (v.a. Bilirubinsteine) oder seltener Calciumbilirubinatsteine.

Zu den Risikofaktoren für die Erkrankung zählen Entzündungen der Gallenblase, Beweglichkeitsstörungen der Gallenblase oder Stauungen der Gallenwege, Diabetes mellitus , Übergewicht, die hämolytische Anämie (eine Form der Blutarmut), die Zeit während einer Schwangerschaft, das gehäufte Vorkommen der Erkrankung in der Familie (genetische Disposition), ein erhöhtes Alter (über 40 Jahre), weiblich, blond u.a.

Eine Gallensteinerkrankung neigt zu Rezidiven (einen Wiederauftreten einer Krankheit nach klinisch vermuteter Heilung).

Konventionelle Behandlung

Da eine Gallenkolik extrem schmerzhaft sein kann, werden zunächst Schmerzmittel und krampflösende Medikamente (Spasmolytika) verordnet. Um erneuten Beschwerden und Komplikationen vorzubeugen und da sich die Beschwerden meistens im Laufe der Zeit wiederholen (s.o.) nach Linderung der akuten Beschwerden die Gallenblase oftmals operativ entfernt, heute zumeist mikrochirugisch/endoskopisch (Schlüssellochchirurgie). Auch, da sich bei sehr großen Steinen die Gefahr durch chronische, steinbedingte Reizungen und  Entzündungen der Gallenblase das Risiko für Gallenblasenkrebs erhöht. Eine Zertrümmerung der Steine mittels Stoßwellen oder Laser stellt häufig keine dauerhafte Lösung dar, da es auch danach wieder zu erneuter Steinbildung kommen kann.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Je nachdem, welche Ursachen aus ganzheitlicher Sicht hinter der Galleerkrankung stecken und mit welchen Verfahren Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker arbeitet, wird aus dem Bündel möglicher Maßnahmen ein maßgeschneidertes Therapiekonzept für den jeweiligen Patienten zusammengestellt. Naturheilkundliche und komplementäre Verfahren können die Bildung von (erneuten) Gallensteinen verhindern helfen bzw. nach einer Operation eventuell verbleibende Beschwerden (Postcholezystektomiesyndrom), wie z.B. rechtsseitige Oberbauchschmerzen, lindern.

Eine besonders wirkungsvolle Möglichkeit dem erneuten Auftreten von Gallensteinen entgegenzuwirken und auch bestehende Beschwerden zu lindern, bietet die Ernährungstherapie (Link). Sie kann helfen, das die Erkrankung begünstigende Übergewicht zu reduzieren. Fettreiche Kost – vor allem eine hohe Zufuhr gesättigter Fettsäuren sowie Transfettsäuren (eine Form ungesättigter Fettsäuren) – begünstigen die Bildung von Gallensteinen. Allerdings gilt es, bei der Gewichtsreduktion einiges zu beachten. So ist z.B. Heilfasten bei Gallensteinen keine geeignete Methode. Auch dazu berät Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker Sie gerne ausführlich.

Darüber hinaus kann es auch sinnvoll sein, weiteren möglichen Aspekten für die Bildung der Gallensteine auf die Spur zu kommen. Das können beispielsweise Störungen der Leberfunktion, des Fett- oder Gesamtstoffwechsels oder des Säure-Basen-Haushaltes sein.

Wald-Engelwurz, Samenstand im Gegenlicht
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Bei einer so umfassenden Betrachtung von Menschen mit Gallensteinen fällt auch auf, dass Gallensteine sowie Gallenkoliken häufig mit Ärger, Zorn und Stresssituationen in Zusammenhang stehen. Dann kann es hilfreich sein, auch seelische Aspekte in die Behandlung mit einzubeziehen. Wie alle ganzheitlichen Verfahren betrachten auch die Homöopathie und die Spagyrik beispielsweise den Menschen und seine Erkrankung sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene und beziehen beide Aspekte in die Auswahl des passenden Arzneimittels mit ein. Bei großer seelischer Belastung können unterstützend auch psychotherapeutische Verfahren helfen, auslösende Stressoren zu erkennen und den Umgang mit ihnen zu verändern.

Alle o. g. Möglichkeiten stehen jedoch nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen.  Die einzelnen Therapieverfahren stehen hierbei entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie z. B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder als Kombinationen verschiedener Verfahren untereinander zur Verfügung. In Frage kommen z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter Gallensteinen leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

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Betroffene sollten versuchen, eventuell vorhandenes Übergewicht langsam zu reduzieren und sich langfristig gesund, fettarm, nähr- und ballaststoffreich und zu ernähren. Trinken Sie ausreichend (aber nur moderat Kaffee und Alkohol!), planen Sie bittere Lebensmittel in Ihren Speiseplan ein. Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten am Tag und in Ruhe – große Mahlzeiten durch Heißhungerattacken führen dazu, dass viel Gallenflüssigkeit produziert wird. Sie kann sich durch die großen Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten in der Gallenblase stauen und die Bildung von Steinen begünstigen.

Wichtig ist es aber, nicht zu fasten! Im Hungerzustand wird gespeichertes Cholesterin aus dem Fettgewebe freigesetzt. Das erhöht den Cholesteringehalt in der Gallenflüssigkeit und verschiebt so ihre Zusammensetzung. Gleichzeitig wird durch den fehlenden Nahrungsreiz die Abgabe der Gallenflüssigkeit reduziert, weshalb sie länger in der Gallenblase

verbleibt. Beide Faktoren begünstigen, dass das Cholesterin ausfällen („ausflocken“) und Steine entstehen können.

Auch Bewegung ist ein gutes Mittel, um einer (erneuten) Gallensteinbildung vorzubeugen. Bewegen Sie sich regelmäßig, möglichst 30 Minuten täglich und so oft wie möglich zwischendurch. Nehmen Sie z. B. die Treppe statt des Aufzugs, fahren Sie nach Möglichkeit mit dem Rad zur Arbeit oder steigen Sie eine Station eher aus dem Bus und gehen die restliche Wegstrecke zu Fuß. Suchen Sie sich zudem eine Sportart aus, die zu Ihrer körperlichen Situation passt und Ihnen Spaß macht. Bewegung erhöht den Energieverbrauch und hilft so nicht nur bei der Gewichtsreduktion (s.o.), sondern trägt auch dazu bei, die Blutfette (Cholesterine) zu senken, also z.B. Cholesterinsteinen vorzubeugen. Außerdem kann Bewegung einen Stau von Gallenflüssigkeit in der Gallenblase (kann ebenfalls zur Bildung von Gallensteinen beitragen) verhindern helfen.

Mann, der Treppen steigt
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Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
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Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 07.04.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.