„Metabolisches Syndrom“

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Die Treppen in die 2. Etage spart Rainer sich lieber. Besser den Fahrstuhl nehmen, sonst ist er, wenn er oben angekommen ist, völlig aus der Puste. Das Treppensteigen fällt ihm mit seinem Übergewicht immer schwerer. Und kurzatmig und mit rotem Kopf will er ja auch nicht gesehen werden. Die meisten Kollegen sind einfach viel fitter als er. Da kommt schon mal ein dummer Spruch. Dann überlegt er doch, mal etwas für seine Fitness zu tun. Aber der innere Schweinehund war bisher immer stärker. Und so lange es den Fahrstuhl gibt, ist ja auch alles o.k. Oder vielleicht doch nicht?

Was ist ein Metabolisches Syndrom?

Äußere Zeichen eines Metabolischen Syndroms (s.u.) sind u. a. wie oben beschrieben Übergewicht und Kurzatmigkeit. Der Begriff „metabolisch" kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „stoffwechselbedingt“. Wenn verschiedene Symptome zur gleichen Zeit auftreten (Symptomenkomplex) wird das Syndrom genannt. Dabei können die

verschiedenen Symptome bzw. Krankheitsbilder auch unterschiedliche Ursachen haben. Das Metabolische Syndrom ist keine eigenständige Krankheit, sondern das Zusammentreffen verschiedener stoffwechselbedingter Symptome bzw. verschiedener Krankheiten. Sie alle stellen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Herz-/Kreislauferkrankungen dar.

Als Metabolisches Syndrom wird folgende Konstellation bezeichnet:

  • starkes Übergewicht mit insbesondere bauchbetonter Fetteinlagerung (stammbetonte Adipositas)
  • Zuckerstoffwechselstörungen und erhöhter Blutzuckerspiegel (aufgrund einer Insulinunempfindlichkeit bzw. -resistenz)
  • Ein Ungleichgewicht der Blutfette (erhöhte Triglyzeridspiegel (Neutralfette) und
    erniedrigtes „gutes“ HDL-Cholesterin
  • Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck ohne Grunderkrankung als Ursache)

Jedes einzelne dieser Krankheitsbilder kann die Blutgefäße schädigen und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Da beim Metabolischen Syndrom mehrere dieser gefäßschädigenden Faktoren gleichzeitig auftreten, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch einmal und führt zu einer erhöhten Sterblichkeit der Betroffenen. Diskutiert wird derzeit auch ein Zusammenhang mit der Entstehung bestimmter Krebserkrankungen (insbesondere Darmkrebs, Brustkrebs, Gebärmutter- und Leberkrebs).

Ursachen

In Deutschland leiden etwa 30-35% der Bevölkerung an einem Metabolischen Syndrom, Tendenz steigend. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Am häufigsten findet sich das Metabolische Syndrom bei über 60-Jährigen, aber auch eine steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen leidet darunter. Als Ursache hierfür gilt der heute übliche Lebensstil, weshalb es auch „Wohlstandssyndrom“ genannt wird. Als Risikofaktoren für die Entstehung – vor allem in Kombination miteinander – gelten u. a.:

  • zu wenig körperliche Bewegung
  • zu fett- und cholesterinhaltige Nahrung
  • erhöhter Alkoholkonsum
  • erhöhter Kochsalzkonsum
  • Rauchen
  • Stress über längere Zeit ohne entsprechenden Ausgleich
  • Bestimmte Erkrankungen (z. B. Nieren- oder Lebererkrankungen)
  • Bestimmte Medikamente oder Hormone (z. B. Kortikosteroide (Hormone der Nebennierenrinde), Betablocker (Arzneimittel, die die Wirkung von Stresshormonen am Herzen hemmen), Antidepressiva (Arzneimittel gegen krankhaft niedergedrückte Stimmung)

Vor allem bereits übergewichtige Personen sind gefährdet, ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln. Wird dem Körper mehr Energie zugeführt als er benötigt, baut er Fettgewebe auf. Durch das Übergewicht verändert sich dann der Stoffwechsel.

Kommt noch unzureichende Bewegung hinzu, kann sich der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöhen. Die Bauchspeicheldrüse ist dann ständig gezwungen, mehr Insulin auszuschütten, um den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu schleusen und somit die Blutzuckerkonzentration wieder abzusenken.

Der dauerhaft erhöhte Insulinspiegel verursacht einen Gewöhnungseffekt der Körperzellen, wodurch diese nicht mehr ausreichend auf Insulin reagieren (Insulinresistenz). Der Körper muss dann für eine möglichst optimale Wirkung noch mehr Insulin produzieren. Ein Teufelskreis beginnt, denn die erhöhten Insulinspiegel im Blut steigern wiederum das Hungergefühl und fördern dadurch die Entstehung von Übergewicht. Bleibt aufgrund dieser Mechanismen der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, spricht man vom Diabetes mellitus Typ 2. Dieser ist anfangs meist symptomlos und wird deshalb ggf. erst zu spät erkannt.

Falsche oder übermäßige Ernährung ist nach heutiger Kenntnis auch Ursache der Fettstoffwechselstörungen des Metabolischen Syndroms. Sie können zu einer erhöhten Konzentration von Cholesterin, Neutralfetten (Triglyzeriden) und proteingebundenen Fetten (Lipoproteinen) im Blut führen.

Erhöhte Blutfettwerte machen zunächst nicht unbedingt Beschwerden. Über einen längeren Zeitraum jedoch können sie Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose) und wiederum Bluthochdruck verursachen.

Konventionelle Behandlung

Die Therapie konzentriert sich auf die medikamentöse Senkung eines zu hohen Blutzuckerspiegels und der Blutfette, insbesondere des „schlechten“ LDL-Cholesterins und eine Erhöhung des „guten“ HDL-Cholesterin-Wertes. Außerdem wird der Arzt Bluthochdruck und Übergewicht behandeln, da sie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen.

Je nachdem, was genau behandelt werden soll, stehen für die einzelnen Krankheitsbilder des Metabolischen Syndroms diverse Medikamente zur Verfügung (z. B. Lipidsenker (Arzneimittel zur Senkung des Blutfettspiegels), Beta-Blocker (Arzneimittel, die die Wirkung von Stresshormonen am Herzen hemmen), ACE-Hemmer (den Gefäßwiderstand mindernde und somit blutdrucksenkende Arzneimittel), Diuretika (harntreibende Arzneimittel), Statine (dienen der Senkung des Blutfettspiegels) u. v. m.), die alle individuell verordnet werden müssen.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Ziel der naturheilkundlichen und komplementären Therapie ist die langfristige Minimierung der einzelnen Risikofaktoren, die Prävention von Spätschäden und die Reduzierung von Medikamenten. Dabei gilt es, möglichst frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen, um alle Faktoren, die das Fortschreiten des Metabolischen Syndroms und seiner Spätfolgen begünstigen, abzumildern oder zu vermeiden.

Einem ganzheitlichen Ansatz entsprechend nimmt sich Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker Zeit, alle Faktoren herauszufinden, die bei Ihnen persönlich zur Entwicklung des Metabolischen Syndroms beigetragen haben. Daraus leitet sich dann Ihr individuelles Behandlungskonzept ab. Steht starkes Übergewicht im Vordergrund, kommen verschiedene Ernährungstherapien zur Gewichtsreduktion und u.U. auch zur Senkung der Blutfett- und Blutzuckerwerte in Betracht. Da häufig eine ungesunde Lebensführung die Entwicklung des Metabolischen Syndroms begünstigt hat, sind bei der Behandlung Beratung und Motivation wichtig. Oftmals ist es nicht so einfach, „eingefahrene Wege“ zu verlassen und sich auf die Reise zu einem gesünderen Lebensstil zu begeben. Auch hierbei unterstützen Sie Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker gerne.

Zur Behandlung des Bluthochdrucks kommen z. B. Aderlässe und Ab- und ausleitende Verfahren  in Frage, die den Körper entlasten, die allgemeine Durchblutung verbessern und so den Druck in den Gefäßen mindern können.

© Andrey Popov – fotolia.com
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Alle o. g. Möglichkeiten stehen jedoch nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen.  Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes begreifen sie den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Alle Teile sind miteinander verbunden, stehen miteinander in Kommunikation und wollen im Sinne einer umfassenden Behandlung mit einbezogen werden. Die verschiedenen Therapieverfahren stehen entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie z.B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder als Kombinationen einzelner Verfahren zur Verfügung. In Frage kommen z.B.  (alphabetisch):

Wenn Sie unter einem Metabolischen Syndrom leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

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Eine ganze Menge! Betroffene sollten versuchen, vorhandenes Übergewicht zu reduzieren und sich langfristig gesund und vollwertig zu ernähren. Seien Sie dabei geduldig mit sich – eine solche Umstellung ist ein längerfristiger Prozess. Ziel ist nicht ein schneller, kurzfristiger Gewichtsverlust, sondern eine dauerhafte Anpassung des Stoffwechsels.

Und auch wenn es womöglich schwer fällt: Versuchen Sie, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten. Damit können Sie Ihr persönliches Risiko für Spätfolgen oder Komplikationen des Metabolischen Syndroms wie Arteriosklerose, den Ausbruch von Diabetes Typ 2, Herzinfarkt oder Schlaganfall verringern.

Bewegen Sie sich regelmäßig körperlich, möglichst 30 Minuten täglich. Bewegung erhöht den Energieverbrauch und trägt so dazu bei, den

erhöhten Blutzuckerspiegel und die Blutfette zu senken, die Insulinresistenz und damit die Zuckerstoffwechselstörung zu verringern und Übergewicht abzubauen.

Außerdem trainiert regelmäßige Bewegung  das Herz-Kreislaufsystem und kann helfen, Durchblutungsstörungen vorzubeugen. Deshalb ist es so wichtig, sie in den Alltag zu integrieren: Nehmen Sie z.B. die Treppe statt des Aufzugs, fahren Sie nach Möglichkeit mit dem Rad zur Arbeit oder steigen Sie eine Station eher aus dem Bus.

Suchen Sie sich zudem eine Sportart aus, die zu Ihrer körperlichen Situation passt und Ihnen Spaß macht. Trainieren Sie regelmäßig, nicht Hochleistungen sind hier gefragt, sondern Geduld und Ausdauer!

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Wenn Ihnen die Umstellung Ihres Lebensstils besonders schwer fällt, kann auch eine psychotherapeutische Betreuung sinnvoll sein. Sie kann Sie u. U. bei der Gewichtsreduktion, der Rauchentwöhnung oder beim Verzicht auf Alkohol unterstützen.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 04.05.2020 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.