„Nierensteine“

Nieren
© ag visuell - AdobeStock.com

Ganz plötzlich diese heftigen Schmerzen. Gerald steht der Schweiß auf der Stirn. Wellenförmig, krampfartig, so schlimm, dass er sich krümmen muss. Sie strahlen bis in den Rücken und die Leisten aus. Außerdem ist ihm ganz furchtbar übel. Trotzdem kann er gar nicht still sitzen. Alles in seinem Körper scheint sich zu wehren. Aber wogegen nur?

Was sind Nierensteine?

Nierensteine sind eine seit Jahrtausenden bekannte Erkrankung des Menschen. Betroffen sind heute ca. 5% der mitteleuropäischen Bevölkerung, Männer doppelt so häufig wie Frauen, der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 20 und 40 Jahren. In 5-10% der Fälle liegt eine genetische Veranlagung vor.

Die Steine entstehen in den ableitenden Harnwegen und werden je nach Lage als Nieren-, Harnleiter oder Blasensteine bezeichnet. Aber nicht jeder Stein verursacht Beschwerden. Ist ein Stein für einen problemlosen Abgang zu groß, kann er sich jedoch im Nierenbecken oder Harnleiter verklemmen und es kommt zur sog. Nierenkolik (akuter Steinanfall) mit stärksten, von

Betroffenen oft als „vernichtend“ beschriebenen, krampfartigen, wellenförmig wiederkehrenden Schmerzen.

Hinzukommen können Schmerzen auch beim Wasserlassen, Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen und ein für die Erkrankung typischer Bewegungsdrang sowie Blässe, Kaltschweißigkeit, Blutdruckabfall, wenig Urin/Harnstauung, Blähungen (Luftansammlung im Darm) bis hin zur Darmlähmung, starker und häufiger Harndrang, Entzündungsanzeichen wie Fieber, Schweißausbrüche, Herzrasen. Die Schmerzausstrahlung (z.B. in Rücken, Genitalbereich, Bein) lässt erste Rückschlüsse auf den Ort zu, an dem sich der Stein verklemmt hat.

Ursachen

Warum Nierensteine entstehen, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass sich bei einer zu hohen Konzentration bestimmter Stoffe im Urin kleine Kristalle im Harn bilden.

Die meisten dieser kleinen Kristalle verlassen den Körper mit dem Urin, ohne überhaupt bemerkt zu werden. In den ableitenden Harnwegen zurückbleibende Kristalle können jedoch zu sandkorngroßen („Nierengrieß“) oder größeren Steinen heranwachsen. Das passiert u.a., wenn das Gleichgewicht zwischen steinbildenden (lithogenen) und steinverhindernden Substanzen im Urin gestört ist.

Die Steinbildung wird begünstigt z.B. durch den pH-Wert des Urins (s.u.), einem Harnstau und Harnwegsinfektionen (s.u.). Aber auch eine sehr eiweiß- und fetthaltige Ernährung, eine zu geringe Trinkmenge (zu geringer „Spüleffekt“), hormonelle Störungen oder Störungen des Harnsäurestoffwechsels (z.B. bei Gicht, Erkrankungen, die den Harnabfluss behindern, wie z. B. Prostataerkrankungen und weitere Faktoren können eine Steinbildung fördern.

Je nach „Zusammensetzung“ des Harns entstehen verschiedene Steinarten, am häufigsten sind calciumhaltige Steine, danach Harnsäuresteine (Uratsteine) oder Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steine (sog. „Struvitsteine“ oder „Infektsteine“).

Konventionelle Behandlung

Eine Therapie richtet sich nach Größe, Art und Lage des Steins. Im Falle einer akuten Nierenkolik, die extrem schmerzhaft ist, werden zunächst Schmerzmittel und krampflösende Medikamente (Spasmolytika) verordnet. Bei Verdacht auf eine gleichzeitig bestehende Harnwegsinfektion auch Antibiotika. Außerdem sollten Betroffene viel trinken und sich bewegen – 80% der Steine gehen so „spontan ab“. Größere Steine lassen sich mithilfe verschiedener operativer Verfahren entfernen oder mit Druckwellen von außen zerkleinern. Die zurückbleibenden kleinsten Steinstückchen werden dann über den Urin ausgeschieden.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Da es ohne entsprechende Maßnahmen bei einem Großteil der Betroffenen zu einer erneuten Steinbildung kommt, sind vor allem auch vorbeugende Maßnahmen sinnvoll. Die Größe der Steine bestimmt die Therapiestrategie – je kleiner die Steine, desto eher kann eine naturheilkundliche oder komplementärmedizinische Behandlung erfolgen.

Dabei wird Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker den Ursachen, auslösenden körperlichen Faktoren, viel Aufmerksamkeit widmen. Eine Harnsteinanalyse hilft, weiteren Steinen vorzubeugen. Die Zusammensetzung der Steine kann Hinweise geben auf (mit-)verursachende Faktoren und zu berücksichtigende Organsysteme und Stoffwechselstörungen z.B. des Harnsäurestoffwechsels oder auf hormonelle Ursachen, die sich z.B. in der Nebenschilddrüse finden können.

Ebenfalls wichtig ist die regelmäßige Kontrolle des Urin-pH-Werts durch Teststreifen. Lassen Sie sich von Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker dazu beraten, auch ob in Ihrem Fall eine Ansäuerung (das „mögen“ die meisten Erreger von Harnwegsinfekten wie z.B. E.coli nicht) oder Alkalisierung des Urins (bei „säureliebenden“ Erregern) hilfreich sein könnte. Es ist wichtig, dass Sie Harnwegsinfekte sofort konsequent behandeln (lassen), da sich Steinbildung und Infekte gegenseitig begünstigen können.

© jarun011 - AdobeStock.com

Während der Kolik-Episoden sollte der Urin regelmäßig kontrolliert werden, um eine begleitende Harnwegsinfektion frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Um aber der erneuten Bildung von Nierensteinen prophylaktisch entgegenzuwirken ist die Ernährungstherapie  in sehr vielen Fällen empfehlenswert. Sie kann nicht nur helfen, ein die Erkrankung begünstigendes Übergewicht zu reduzieren; die Zusammensetzung der Steine steht oftmals in engem Zusammenhang mit der Ernährung. Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker berät Sie auf diesem umfangreichen Gebiet ausführlich und erstellt auf Wunsch für Sie zugeschnittene Ernährungsempfehlungen.

Alle o. g. Möglichkeiten stehen jedoch nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen.  Die einzelnen Therapieverfahren stehen hierbei entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie z. B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder als Kombinationen verschiedener Verfahren untereinander zur Verfügung. In Frage kommen z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter Nierensteinen leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

© sebra - adobestock.com

Versuchen Sie nach Möglichkeit einer erneuten Steinbildung vorzubeugen. Dazu gehört reichliches Trinken von mehr als 2 Litern täglich (Achtung: Nicht z.B. bei Herzinsuffizienz oder Vorerkrankungen der Nieren), um die steinbildenden Harnbestandteile zu verdünnen.

Achten Sie bei kalziumhaltigen und Kalziumoxalat-Steinen auf Mineralwässer mit einem Kalziumgehalt von unter 50 mg/Liter und trinken Sie v.a. auch abends reichlich, damit sich der Urin in der Nacht nicht so stark konzentrieren kann. Verzichten sollten Sie auf süße Softdrinks, süße Limonaden, coffein- und alkoholhaltige Getränke.

Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion zwar grundsätzlich gut, aber Fasten und sehr

strenge Diäten sind nicht ohne fachliche Anleitungen zu empfehlen, da sie das Risiko für bestimmte Steinarten und Koliken sogar erhöhen können.

Bewegung ist ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt in der Vorbeugung. Nutzen Sie beispielsweise einen Schrittzähler: Empfohlen werden täglich 10.000 Schritte.

Kleinere Steine gehen in den meisten Fällen spontan, allerdings nicht immer ohne die Symptome einer Nierenkolik ab. Auch in diesem Fall kann ihre Ausscheidung durch eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr und durch körperliche Aktivität wie Hüpfen, Trampolin springen oder Treppenlaufen gefördert werden.

© Siam - AdobeStock.com

Sollten Sie während einer Nierenkolik zusätzlich Zeichen einer Harnwegsinfektion (Harndrang mit "Tröpfeln", Schmerzen, Brennen, trüber, unangenehm riechender Urin u.a.), sehr geringe Urinmengen, Blutbeimengungen, Schüttelfrost, Fieber, Blässe, Kaltschweißigkeit o.ä. entwickeln, wenden Sie sich bitte umgehend an ihre(n) Heilpraktiker*in oder Arzt/Ärztin.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 22.02.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.