„Restless-Legs-Syndrom"

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So allmählich hat Marie fast schon Angst davor, ins Bett zu gehen. Früher war sie eine richtige Langschläferin, aber seit einiger Zeit quält sie, sobald sie sich abends hinlegt und zur Ruhe kommt, ein heftiges Ziehen und Brennen in den Unterschenkeln. Das Kribbeln und Stechen ist fast unerträglich und bessert sich kurzfristig, wenn sie wieder aufsteht. Aber so bekommt sie einfach nicht mehr genug Schlaf…

Was ist ein Restless-Legs-Syndrom?

Das Syndrom der „unruhigen Beine“, das Restless-Legs-Syndrom (RLS), ist eine Erkrankung des Nervensystems, die die Lebensqualität von Betroffenen massiv einschränken kann. Sie äußert sich in einem sehr unangenehmen Spannungs- oder Unruhegefühl in beiden Beinen (seltener auch in den Armen, sehr selten am Rumpf oder im Gesicht).

Die Empfindungen können „wie auf einem Ameisenhaufen“ sein, wie ein schmerzhaftes Prickeln, Zucken, Ziehen, Reißen oder Stechen. Und das i.d.R. nachts. Wenn sich die Betroffenen eigentlich ausruhen oder schlafen möchten, entsteht der dringende Drang, sich zu bewegen – denn nur so hören die Missempfindungen zumindest kurzfristig wieder auf. Einige massieren ihre Beine dann auch oder duschen sie kalt ab.

Doch das hilft häufig nur kurzfristig, in Ruhe kehren die Beschwerden zurück – mit der Folge, dass Betroffene nur schwer einschlafen, oft nicht durchschlafen und tagsüber müde und erschöpft sind. Hinzu kommen können eine zunehmende Isolation, weil ganz alltägliche Dinge (Kino, Fernsehabend, Essengehen, Theater-/Konzertbesuch, Flugreisen, evtl. sogar Autofahren, Handarbeiten etc. zu einer Herausforderung werden und die Betroffenen an immer weniger Dingen teilnehmen können.

Das Auftreten des Restless-Legs-Syndroms ist in jedem Lebensalter möglich, verstärkt aber in höherem Lebensalter. Es ist insgesamt eine häufige Erkrankung, die 8-10% der Bevölkerung trifft (allerdings nicht immer im therapiebedürftigen Schweregrad), Frauen ca. doppelt so häufig.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung des Restless-Legs-Syndroms sind nicht vollständig geklärt. Diskutiert wird z.B. eine gestörte Informationsübermittlung im Nervensystem. In Fällen, wo das RLS familiär gehäuft auftritt, gilt eine genetische Veranlagung als sehr wahrscheinlich (familiäres/primäres RLS).

Diskutiert wird auch, ob bestimmte Umweltfaktoren eine Rolle spielen könnten.

Die „unruhigen Beine“ können aber auch begleitend (sekundäres RLS) auftreten, z.B. in Folge eines Eisen- oder Vitamin-B12-Mangels, bei Diabetes oder Morbus Parkinson, Bandscheibenerkrankungen, Rheumatoider Arthritis, Schilddrüsenfunktionsstörungen, einer schweren Funktionsstörung der Nieren oder (dann meist vorübergehend) während einer Schwangerschaft. Auch bestimmte Medikamente können ein Restless-Legs-Syndrom auslösen oder verstärken.

Konventionelle Behandlung

Die Diagnose wird aufgrund einer körperlichen / neurologischen Untersuchung gestellt. Allerdings gibt es keinen eindeutigen Blutwert, kein Röntgenbild oder anderen sicheren Befund, der das Restless-Legs-Syndrom „beweist“. Somit wird ein RLS anhand der klassischen Symptome und dem Ausschluss anderer Erkrankungen diagnostiziert. Zeichen für ein RLS können z.B. sein, dass die Symptome häufig nachts oder in Ruhe auftreten, sie durch Bewegung dann oftmals vorübergehend gelindert werden können sowie die mögliche familiäre Häufung. Da das Restless-Legs-Syndrom auch als Folge oder zusammen mit anderen Erkrankungen oder Störungen auftreten kann (s.o.) werden auch diese mittels entsprechender Diagnostik (z.B. Blutuntersuchungen zur Kontrolle der Eisen- oder Nierenwerte) abgeklärt. Um bestimmte Formen von Schlafstörungen auszuschließen, die mit einer erhöhten Bewegungsfrequenz der Beine einhergehen können, erfolgt ggf. eine spezielle Schlafdiagnostik im Schlaflabor.

Bei sekundären Formen des RLS bildet sich dieses durch die Behandlung der Grunderkrankung meistens wieder zurück. Das primäre RLS  ist nicht heilbar. Die Symptome können jedoch mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden. V.a. anfänglich kann es dabei zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel kommen. Ein weiteres Problem: Anfangs wirken die Mittel in der Regel gut, dann verschlimmern sich die Beschwerden, da der Körper sich mit der Zeit an die Wirkstoffe gewöhnt. Nicht selten muss dann die Dosis immer weiter erhöht werden.

Die Möglichkeit potentiell das RLS verstärkende oder auslösende Medikamente zu reduzieren oder ganz abzusetzen sollte in jedem Fall von Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt überprüft werden.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin bieten vielfältige Möglichkeiten Sie zu unterstützen, wenn Sie an einem RLS leiden. Dabei wird naturheilkundlich von einem Zusammenspiel vieler verschiedener und individueller Faktoren ausgegangen, die dann in der Behandlung auch Beachtung finden. Dieser ganzheitliche Ansatz umfasst auch den persönlichen Leidensdruck und das persönliche Beschwerdebild. Auf dieser Basis wird Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker dann ihr auf Sie zugeschnittenes Behandlungskonzept zusammenstellen.

Beachtung finden könnten hierin z.B. ein möglicher Mikronährstoffmangel, chronische Entzündungen, Darmdysbiosen (ein Ungleichgewicht zwischen „nützlichen“, gesunden Keimen und schädlichen Keimen in der Darmflora), Stoffwechselstörungen u.a. Dann könnten z.B. die Mikrobiologische Therapie oder die Biochemie nach Schüßler hilfreich sein. Sie geht davon aus, dass mit bestimmten, speziell aufbereiteten Mineralsalzen die Regulation im Körper verbessert und damit die Ursache bzw. Symptomatik der Beschwerden (Krämpfe, Missempfindungen o.ä.) beseitigt oder gemildert werden kann. Sind Funktionsstörungen, Fehlstellungen oder Blockierungen der Wirbelsäule mit ursächlich, können Osteopathie, Chiropraktik oder Craniosacrale Therapie (Osteopathie) helfen.

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Ein Restless-Legs-Syndrom, die damit einhergehenden nächtlichen Beschwerden und der permanente Schlafmangel können für Betroffene auch eine massive seelische Belastung darstellen. Ein Teufelskreis aus Müdigkeit, Hilflosigkeit und u.U. auch Wut auf den eigenen Körper kann entstehen. Hier kann die Psychotherapie Unterstützung bieten und helfen, den Leidensdruck zu lindern und einen u.U. anderen, weniger belastenden Umgang mit der Situation zu finden.

Alle o. g. therapeutischen Möglichkeiten stehen jedoch nur beispielhaft und keineswegs erschöpfend für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin verfügen über verschiedenste Therapieverfahren, die entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme oder als Kombinationen einzelner Verfahren zur Verfügung stehen. In Frage kommen z. B. auch (alphabetisch):

Wenn Sie unter einem Restless-Legs-Syndrom leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Manche Patienten machen gute Erfahrungen mit kalten (in einigen Fällen auch warmen) Güssen, Wechselduschen, kalten oder warmen Wickeln wie sie z.B. in der Kneipp-Therapie seit langem erfolgreich anwendet werden. Auch Massieren, Bürsten der Beine, Gymnastik- und Dehnübungen können hilfreich sein.

Regelmäßige Bewegung und ein leichtes körperliches Training – auch ein abendlicher Spaziergang vor dem Schlafengehen – können in einigen Fällen langfristig die Symptome lindern. Probieren Sie am Besten aus, was sich für Sie gut anfühlt und Ihnen hilft. Bei abendlicher Symptomatik können eventuell auch ablenkende Aktivitäten die Symptomatik erträglicher machen.

Eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen, wenig verarbeiteten, saisonalen und regionalen Lebensmitteln kann ebenfalls positive Effekte erzielen –  die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe können u. U. z.B. die Aufnahme von Eisen ins Blut verbessern, die Muskulatur entspannen, Krämpfen vorbeugen und die Nerven stärken. Bevor Sie jedoch zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, lassen Sie sich von Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker beraten.

Wasserschlauch für einen Kneippguss
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Bei Schlafstörungen ist es generell sinnvoll, auf Kaffee, Alkohol, zu viel Zucker und Nikotin zu verzichten, möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und sich regelmäßig zu bewegen (s.o.).

Vielen hilft beim Umgang mit der Erkrankung auch der Austausch mit anderen Betroffenen – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe. Weitere Informationen, Hilfe und Links zu Selbsthilfegruppen finden Sie bei der Deutschen Restless Legs Vereinigung.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 03.05.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.