„Schaufensterkrankheit (pAVK)"

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In letzter Zeit hat Marc beim Gehen immer mehr Probleme. Schon die Strecke bis zum Bäcker um die Ecke fällt ihm schwer. Sein linkes Bein schmerzt und er muss immer wieder kurz stehen bleiben. Nach einiger Zeit lässt der Schmerz wieder nach, aber so allmählich findet er das doch besorgniserregend…

Was ist die pAVK?

Wenn es beim Gehen zu teilweise heftigen Schmerzen in den Beinen kommt, bleiben Betroffene häufig stehen, weil dann der Schmerz wieder langsam nachlässt. Grund für die Beschwerden kann eine Durchblutungsstörung und eine daraus resultierende unzureichende Versorgung der beim Gehen aktiven/arbeitenden Muskulatur mit Sauerstoff sein. Durch das Stehenbleiben, in Ruhe, sinkt der Sauerstoffbedarf der Muskeln wieder und die Schmerzen lassen i.d.R. nach.

Ursache der Mangeldurchblutung ist eine i.d.R. arteriosklerotisch bedingte Verengung der Beinarterien („Arterienverkalkung“), die zur sog. peripheren arteriellen Verschlusskrankheit“ (pAVK) führt. Von außen betrachtet entsteht das Bild eines „unterbrochenen, zeitweiligen Hinkens“ , das als Claudicatio intermittens bezeichnet wird; die dazugehörige Erkrankung aufgrund des „Stehenbleibens und Schauens“ als „Schaufensterkrankheit“ oder – da häufig Raucher betroffen sind (s.u.) – auch als „Raucherbein“ (in selteneren Fällen können allerdings auch die Arme betroffen sein).

Eine pAVK verläuft in frühen Erkrankungsstadien häufig ohne erkennbare Symptome und somit unbemerkt. Im weiteren Fortschreiten dieser chronischen Erkrankung sind Ausmaß und Lokalisation der Symptomatik (z.B. Oberschenkel, Unterschenkel, Fuß) dann abhängig vom Ort der Engstelle, dem Verengungsgrad der Beinarterien

(u.U. bis zum kompletten Verschluss) und eventuell vorhandener Umgehungskreisläufe (s.u.).

Die pAVK wird (nach Fontaine) in verschiedene Schweregrade (I bis IV) eingeteilt. Im schmerzfreien Stadium I sind durch geeignete diagnostische Verfahren bereits Veränderungen an den Blutgefäßen nachweisbar. Im weiteren Verlauf kommt es dann unter Belastung (beim Treppensteigen, Gehen) zu Schmerzen (Stadium II), die beschwerdefreien Gehstrecken reduzieren sich immer weiter, bis schließlich Schmerzen schon im Ruhezustand (Stadium III) auftreten. In Stadium IV kommt es zusätzlich zum Ruheschmerz auch zu einem Absterben des dauerhaft unterversorgten Gewebes (Ulkus, Gangrän).

Schmerzen beim Gehen, eine kalte, blasse, evtl. marmorierte Haut, schlecht heilende Wunden oder Gefühlsstörungen in den Beinen sollten diagnostisch abgeklärt werden. Da sich die „Verkalkung“ (Arteriosklerose, s.o.) i.d.R. nicht nur auf die Bein-Arterien beschränkt, ist bei bestehender pAVK auch das Risiko z.B. für Wundinfektionen, Sepsis, Herzinfarkt, Schlaganfall u.a. erhöht.

Seltener sind akute Verschlüsse einer Beinarterie (akuter Beinarterienverschluss), die meist durch die Verschleppung eines Blutgerinnsels (Embolie, z. B. im Rahmen einer Herzerkrankung), bedingt sind und sofort notfallmäßig behandelt werden müssen.

Ursachen

In den allermeisten Fällen ist Arteriosklerose die Ursache einer pAVK. Risikofaktoren dafür sind u.a. hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie, hohe Blutzucker- (Diabetes) und Blutfettwerte,

Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress, eine familiäre Vorbelastung und ein fortgeschrittenes Alter. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Konventionelle Behandlung

Um die Entstehung bzw. ein Fortschreiten der in den meisten Fällen ursächlichen Arteriosklerose möglichst zu verhindern, kommt der prophylaktischen Minimierung von Risikofaktoren wesentliche Bedeutung zu. Damit kann gleichzeitig auch das Risiko für das Auftreten anderer arteriosklerotisch bedingter Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt werden.

Zunächst werden die ggf. vorhandenen Risikofaktoren behandelt (z.B. Senkung der Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinwerte, siehe dazu z.B. auch – Bluthochdruck, Diabetes Typ-II, Übergewicht, metabolisches Syndrom). Die Therapie der pAVK richtet sich nach dem Grad der Erkrankung und dem Ort (Lokalisation) der Verengung bzw. des Verschlusses der betroffenen Arterie. In frühen Stadien ist vor allem ein regelmäßiges! Gehtraining angezeigt. Es beseitigt zwar nicht die Gefäßverengung, führt aber zu einer Ausbildung von „Umgehungsstraßen“, kleinen, seitlich daran vorbeiführenden Arterien (Kollateralen).

Zum Einsatz kommen können auch durchblutungsfördernde Medikamente (z.B. gefäßerweiternde oder „blutverdünnende“ Medikamente (Vasodilatatoren, Antikoagulantien)). Späte Stadien erfordern neben Medikamenten ggf. auch gefäßchirurgische operative Eingriffe (z.B. Stents, Bypässe o.a.) und schlimmstenfalls auch eine Amputation. Außerdem müssen bereits eingetretene Komplikationen adäquat behandelt werden (z.B. Wundversorgung eines bestehenden Ulkus u.a.)

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Bestehende, ausgeprägte Gefäßschäden lassen sich auch durch eine naturheilkundliche Therapie nicht wieder rückgängig machen (siehe auch Arteriosklerose). Behandlungsziel ist vielmehr, die subjektiven Beschwerden positiv zu beeinflussen, die Lebensqualität und Mobilität wieder zu steigern und einer Verschlimmerung der Erkrankung entgegen zu wirken.

Dabei können ab-und ausleitende Verfahren hilfreich sein. Der Aderlass beispielsweise gehört zu den ältesten Ausleitungsverfahren und wurde bereits in der Antike und von Hippokrates angewendet. Aufgrund verschiedener Prozesse führt er zu einer „Verdünnung“ und diversen Veränderungen des Blutes und des Gefäßwiderstandes, die zu einer Verbesserung der Durchblutung in den schlecht durchbluteten Arealen führen und somit der pAVK entgegenwirken können.

Mit Hilfe der Ernährungstherapie können v.a. die Risikofaktoren der pAVK günstig beeinflusst werden. Empfehlenswert ist eine vitaminreiche, überwiegend vegetarische, kaloriengerechte, ballast- und vitalstoffreiche Kost. Heilpraktiker können Ihnen ein auf Ihre persönlichen Voraussetzungen und auch Wünsche abgestimmtes Ernährungskonzept erstellen oder Sie während einer Heil- oder Saftfastenkur, die die meisten Risikofaktoren oftmals ebenfalls positiv beeinflussen kann, medizinisch begleiten.

Darüber hinaus bieten die Phytotherapie oder Spagyrik verschiedene Möglichkeiten und Mittel, die eine positive Wirkung auf die Gefäße, den Blutdruck oder die Fließeigenschaften des Blutes haben und den Stoffwechsel, vor allem auch die Steuerung der Blutfette, günstig beeinflussen können.

Haben Sie beschlossen, in Zukunft auf Nikotin verzichten zu wollen (sehr ratsam bei dieser Erkrankung!), bieten sich unterstützend zur Entwöhnung z.B. Ohrakupunktur, Hypnose oder die Psychotherapie an.

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Alle diese Möglichkeiten stehen hier jedoch nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihren persönlichen Voraussetzungen und Wünschen in den Mittelpunkt stellt. Über die bereits genannten Verfahren hinaus können z.B. hilfreich sein (alphabetisch):

Wenn Sie Risikofaktoren aufweisen oder bereits an der pAVK leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen sich für Sie Zeit und entwickeln Ihr persönliches Behandlungskonzept. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

 

Was können Sie selber tun?

Bei neu auftretendem Ruheschmerz, akuten Beinschmerzen mit Blässe oder Blauverfärbung und Kaltwerden und zunehmender Bewegungsunfähigkeit des betroffenen Beins, Pulslosigkeit am Fuß (akuter Beinarterienverschluss) sofort Ärztin/Arzt aufsuchen, ggf. Notärzte! Wenn Druckstellen, Verletzungen oder schwarze Stellen an den Füßen oder Zehen auftreten spätestens am nächsten Tag Ärztin/Arzt aufsuchen.

Gerade in den ersten Stadien der Erkrankung ist ein konsequentes Gehtraining unter Aufsicht und Anleitung (z.B. Gefäßsportgruppe) und nach ärztlicher/therapeutischer Absprache unbedingt empfehlenswert. Dadurch können sich nach mindestens 3 Monaten regelmäßigen Trainings Schritt für Schritt die für die Blutversorgung wichtigen Kollateralen bilden („Umgehungswege“), die Schmerzen nehmen ab und die mögliche Gehstrecke verlängert sich oft deutlich. Gehstrecke, Geschwindigkeit und Dauer müssen den individuellen Voraussetzungen angepasst werden. Um Schmerzen während des Trainings zu vermeiden, wird in Intervallen trainiert: Innerhalb eines ein- bis zweistündigen täglichen Spaziergangs wechseln sich Geh- und Ruhephasen ab: Ein Intervall gehen (nur bis kurz VOR die Schmerzgrenze), dann pausieren, danach weiter gehen, wieder ausruhen u.s.w.

Bewegen Sie sich in Ihrem Alltag so oft wie möglich! Zur Vorbeugung oder ganz zu Beginn der Erkrankung empfiehlt sich z.B. ein regelmäßiges, leichtes Ausdauertraining. Walken, Laufen oder Radfahren unterstützen die Bildung von Kollateralen und haben zudem einen positiven Effekt auf viele der Risikofaktoren (s.o.). Nehmen Sie z. B. die Treppe statt des Aufzugs, lassen Sie das Auto öfter stehen oder steigen Sie eine Station eher aus Bus oder Bahn.

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Achten Sie dabei auf eine gute Druckentlastung durch passendes Schuhwerk und nehmen Sie ggf. professionelle Fußpflege in Anspruch. Versuchen Sie Fuß- oder Beinverletzungen vorzubeugen und verzichten Sie auf einengende Kleidung – sie kann „einschnüren“ und so die Blutversorgung im Gewebe behindern. Manchen Betroffenen hilft es, mit erhöhtem Oberkörper und/oder abgesenktem Fußteil zu schlafen, um so die Durchblutung der unteren Körperpartien zu verbessern.

Außerdem wichtig: Risikofaktoren minimieren bzw. kontrollieren. Lassen Sie Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte regelmäßig prüfen, reduzieren Sie eventuell bestehendes Übergewicht und verzichten Sie auf Zigaretten (Unterstützung dabei s.o.). Versuchen Sie möglichst, Stress und psychische Belastungen zu vermeiden bzw. auszugleichen. Hier können Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder auch Meditation, Yoga, Tai Qi oder Qi Gong helfen.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 14.10.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.