Neuer Höchststand bei Fehltagen durch psychische Erkrankungen in 2021

14.03.2022 – Der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen erreichte 2021 einen neuen Höchststand. Das ist das Ergebnis des Psychreports der DAK-Gesundheit, der Daten von mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten untersucht hat. Die Ausfalltage sind in zehn Jahren um 41 Prozent gestiegen. Besonders betroffen waren Frauen ab 55 Jahren.

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Das Niveau lag mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte um 41 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im vergangenen Jahr durchschnittlich 39,2 Tage. Auch dieser Wert war so hoch wie noch nie. Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit mit einer Datenauswertung des IGES Instituts für 2,4 Millionen DAK-versicherte Erwerbstätige.

„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit.

Deutlichster Anstieg bei erwerbstätigen Frauen ab 55 Jahren

Unter weiblichen Erwerbstätigen gibt es wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren mehr Fehlzeiten als unter männlichen. Während der Pandemie zeigten sich bei Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: Bei den 55- bis 59-Jährigen erhöhte sich im Vergleich zu 2019 die Anzahl der Fehltage um 14 Prozent, bei den Übersechzigjährigen sogar um 20 Prozent. 2021 entfielen in der oberen Altersgruppe auf 100 Versicherte durchschnittlich 690 Fehltage. Frauen sind von psychischen Erkrankungen auch anders betroffen als Männer: Sie leiden stärker unter Ängsten, während Männer häufiger wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem Drogenkonsum krankgeschrieben sind.

Steigende Fehlzeiten wegen Anpassungsstörungen und Ängsten

Die meisten Ausfalltage in Sachen Psyche gingen bei beiden Geschlechtern auf das Konto von Depressionen. Hier gab es 2021 mit 108 Fehltagen auf 100 Versicherte gegenüber 2019 nur einen geringen Anstieg von 2,7 Prozent. Deutlich zugenommen haben während der Pandemie die Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen: Die Anzahl der Fehltage wegen dieser Diagnose stieg seit 2019 um fast ein Sechstel – auf 69 Fehltage je 100 Versicherte. Angststörungen nahmen unter Corona ebenfalls überdurchschnittlich stark zu. Angst ist eigentlich eine natürliche körperliche Reaktion auf bedrohliche, ungewisse oder unkontrollierbare Situationen. Doch dieser biologische Mechanismus kann aus den Fugen geraten und irgendwann zur Krankheit werden. Angststörungen verursachten im vergangenen Jahr 21 Ausfalltage je 100 Versicherte – 77 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen 2021 deutlich häufiger wegen psychischer Erkrankungen fehlten als Beschäftigte etwa im Einzelhandel oder in Banken. Im vergangenen Jahr entfielen im Gesundheitswesen auf 100 Versicherte 397 Fehltage, rund 44 Prozent mehr als im Durchschnitt aller untersuchten Branchen.

Der Psychreport 2022 beruht auf einer Analyse der Krankschreibungen aller DAK-versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Jahr 2021. Das Berliner IGES Institut analysierte im Auftrag der DAK-Gesundheit alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurde.

Quelle: DAK-Gesundheit