Placebos helfen gegen Schuldgefühle

13.03.2023 – Schuldgefühle sind unangenehm und können belastend sein. Forschende der Universität Basel konnten zeigen, dass sich Schuldgefühle mit Placebos verringern lassen. Auch dann, wenn die behandelten Personen wissen, dass es sich um Placebos handelt.

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Ob sich Schuldgefühle durch die Einnahme von Placebos reduzieren lassen, haben Forschende der Fakultät für Psychologie der Universität Basel untersucht.

Um Schuldgefühle hervorzurufen, sollten die Versuchspersonen der Studie ein Erlebnis aufschreiben, bei dem sie wichtige Verhaltensregeln missachtet, eine vertraute Person unfair behandelt, verletzt oder gar geschädigt hatten. Die gewählte Situation sollte die Studienteilnehmenden noch immer belasten.

Danach wurden sie in drei Gruppen aufgeteilt: Die einen erhielten ein Placebo, ohne jedoch zu wissen, dass es sich dabei nicht um ein Arzneimittel handelte. Andere bekamen das gleiche Placebo, wussten aber, dass es tatsächlich ein Placebo ist. Dazu bekamen beide Gruppen die Information, dass das verabreichte Mittel gegen Schuldgefühle wirke. Eine Kontrollgruppe erhielt keine Behandlung. Das Resultat: Die Schuldgefühle verringerten sich bei den Angehörigen beider Placebo-Gruppen signifikant gegenüber jenen ohne Medikation. Dies auch dann, wenn die Behandelten wussten, dass sie ein Placebo erhalten hatten. Die Studie stützt damit die Erkenntnis, dass Placebos selbst dann wirken, wenn man sie offen verabreicht werden, und dass die Behandlungserklärung zentral für deren Wirksamkeit ist. Die Teilnehmenden dieser Studie waren alle gesund, hatten also keine psychiatrischen Störungen und wurden nicht mit Psychopharmaka behandelt.

Klinische Anwendbarkeit noch nicht erwiesen

Sind Schuldgefühle irrational und dauern über einen langen Zeitraum an, bezeichnet man sie als maladaptiv, also unangemessen. Diese Emotionen können gesundheitliche Folgen haben und sind zum Beispiel auch häufige Symptome von Depressionen.

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass es bei der Behandlung von Depressionen große Placebo-Effekte gibt. Dass aber auch offen verabreichte Placebos einen Nutzen haben auf emotional so starke Affekte wie Schuld, ist neu. Es sei daher naheliegend zu versuchen, diese Effekte zum Wohle der Betroffenen zu nutzen, sagt die Studienautorin Dilan Sezer. Speziell die offene Vergabe von Placebos sei ein vielversprechender Ansatz, da sie die Autonomie der Patientinnen und Patienten wahre, weil diese vollumfänglich über die Intervention aufgeklärt würden. Die Resultate der Studie seien ein erster vielversprechender Schritt in Richtung symptomspezifischer und ethisch vertretbarer Behandlungen für psychische Beschwerden mit offen verabreichten Placebos, so Sezer weiter.

Ob eine Placebo-Behandlung auch maladaptive Schuldgefühle verringern kann, muss weitere Forschung zeigen. Auch ob ähnliche Effekte bei anderen Gefühlsregungen möglich sind, ist noch ungewiss. Für Dilan Sezer ist klar: „Der Einsatz von offenen Placebos wäre eine kostengünstige und einfach anwendbare Behandlungsoption für viele psychische und körperliche Beschwerden.“

Originalpublikation

Sezer D, Locher C, Gaab J. Deceptive and open-label placebo effects in experimentally induced guilt: a randomized controlled trial in healthy subjects. Sci Rep 2022; 12: 21219. doi.org/10.1038/s41598-022-25446-1

Quelle: Universität Basel