S2k-Leitlinie: Neurologische Manifestationen bei COVID-19

17.10.2022 – Ende Sepetmber wurde eine neue Fassung der Leitlinie Neurologische Manifestationen bei COVID-19 publiziert, und zwar erstmal als S2k-Leitlinie. Zehn verschiedene Fachgesellschaften haben den aktuellen Wissenstand zum Thema zusammengetragen. Ein Kapitel der Leitlinie widmet sich dem Post-COVID-Syndrom. Außerdem empfiehlt die Leitlinie eine psychosomatische Mitbehandlung der Betroffenen.

© peterschreiber.media - adobestock.com

Die Leitlinie gibt Handlungsempfehlungen für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion hinsichtlich neurologischer Manifestationen, von neurologisch Erkrankten mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion, von Betroffenen mit Post-COVID-Syndrom sowie für den Umgang mit möglichen Impfkomplikationen der SARS-CoV-2-Impfung. Die Leitlinie bildet den aktuellen Wissensstand zu all diesen Aspekten ab.

Die genauen pathophysiologischen Mechanismen des Post-COVID-19-Syndroms sind bislang noch unbekannt. Diskutiert werden Neurotransmitter-vermittelte Veränderungen, eine postinfektiös fortbestehende Entzündung sowie (virusgetriggerte) immunvermittelte Mechanismen. Wenn Hinweise auf einen autoimmunologischen Erkrankungsmechanismus bestehen (z.B. bestimmte Autoantikörper im Blut nachgewiesen werden), kann eine immunmodulatorische Therapie als individueller Heilversuch begonnen werden – so lautet die Empfehlung der Leitlinie. Die Leitlinienautor*innen stellen jedoch heraus: Es gibt derzeit keine kausale Therapie für Post-COVID mit den typischen neurologischen Beschwerden wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Fatigue, Kopfschmerzen, Myalgien und Neuropathien.

Des Weiteren empfiehlt die Leitlinie eine frühzeitige und parallelisiert eingeleitete psychosomatische Mitbehandlung der Betroffenen. Das bedeute nicht, dass die Beschwerden der Betroffene nicht ernst genommen würden. In der Neurologie gäbe es verschiedene Erkrankungen, bei denen man ähnlich wie bei Post-COVID die auslösende Ursache nicht kenne und daher keine kausale Therapie anbieten könne. Ein Beispiel sind chronische Schmerzsyndrome. Bei diesen Krankheitsbildern hat man die Erfahrung gemacht, dass eine psychosomatische Mitbehandlung den Betroffenen hilft, besser mit den Beschwerden und der Krankheitssituation zurechtzukommen, und die Lebensqualität verbessert. Zum Nutzen gibt es zahlreiche Erhebungen. Warum sollten man also Post-COVID-Betroffenen diese begleitende Therapieoption vorenthalten?“, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Beteiligt waren neben der DGN als federführenden Gesellschaft die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR), Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V., die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) e. V., die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e. V. (GTH), die Deutsche Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI), die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ).

Originalpublikation

Berlit P. et al., Neurologische Manifestationen bei COVID-19, S2k-Leitlinie, 2022, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. https://dgn.org/leitlinien/neurologische-manifestationen-bei-covid-19/

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.