S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen“ erschienen

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In der S3-Leitlinie werden die – aus Sicht der beteiligten Experten – wichtigsten zur komplementären und alternativen Medizin zählenden Methoden, Verfahren und Substanzen, die aktuell in Deutschland von Patient*innen genutzt werden bzw. ihnen angeboten werden, nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin bewertet. In der Leitlinie wurden diese in vier thematische Blöcke unterteilt:

  • Medizinische Systeme
  • Mind-Body-Verfahren
  • Manipulative Körpertherapien
  • Biologische Therapien

Damit soll für alle in der Onkologie Tätigen (Ärzt*innen, Pflegekräfte, Psycholog*innen und andere Berufsgruppen) ein präzises Nachschlagewerk geschaffen werden, das es ermöglicht, Fragen von Krebsbetroffenen evidenzbasiert zu beantworten und ggf. aktiv Empfehlungen auszusprechen bzw. von konkreten Maßnahmen und Verfahren abzuraten, so die Expertengruppe.

Nach Einschätzung der Fachleute zeigt die umfangreiche Dokumentation in dieser Leitlinie, dass für die meisten Methoden der komplementären Medizin nur wenig wissenschaftliche Daten vorliegen. Hinzu kommt, dass viele Studien eine kleine Proband*innenzahl aufweisen oder eine adäquate Vergleichsgruppe fehlt. Solche Studien seien methodisch kritisch zu betrachten und die Interpretation der Ergebnisse sei damit eingeschränkt. Während einige Studien zeigen würden, dass sich die Anwendung komplementärmedizinischer Methoden günstig auf bestimmte Nebenwirkungen der onkologischen Therapie oder auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken kann, gäbe es nur in wenigen Studien systematisch erfasste Daten zu potentiell schädlichen Nebenwirkungen komplementärer Methoden und Interaktionen und mit der klassischen schulmedizinischen Behandlung.

Die Kenntnis darüber sei aber wichtig, weil es ansonsten zu Therapieentscheidungen kommen könne, die für die Krebsbetroffenen erhebliche Konsequenzen haben könnten. Die Häufigkeit von Interaktionen sei schwer zu bestimmen, da es zu wenige systematische Erfassungen zu diesem Thema gibt. Es würden nur wenige Untersuchungen existieren, in denen die von Patient*innen angegebenen komplementären Mittel in Datenbanken auf potenzielle Interaktionen mit der Tumortherapie abgeglichen wurden.

Deshalb empfiehlt die Leitlinie, dass alle Krebsbetroffenen frühestmöglich und im Verlauf wiederholt zur aktuellen und geplanten Anwendung von komplementären Maßnahmen befragt, bei Interesse auf verlässliche Informationsquellen verwiesen und gezielt auf mögliche Interaktionen zwischen diesen Anwendungen und der Krebstherapie hingewiesen werden sollen.

Beteiligte Fachgesellschaften

Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen“ entstand unter Federführung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). Insgesamt waren 72 ehrenamtlich arbeitende Fachexpert*innen aus 46 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar.

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen.