Schont eine pflanzenbasierte Ernährung die Umwelt?

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Weltweit werden die natürlichen Ressourcen für die Ernährung immer knapper. Unterschiedliche politische Initiativen zielen darauf ab, in den nächsten Jahren den ökologischen Fußabdruck des Lebensmittelkonsums zu verringern und Lebensmittelverschwendung zu verhindern. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Konsum und Vertrieb zu halbieren. In ihrer Analyse betrachten die Forschenden drei Szenarien einer ernährungsphysiologisch sinnvollen, pflanzenbasierten Ernährungsweise und vergleichen diese miteinander. Sie verglichen konkret eine omnivore und eine vegetarische Ernährungsweise nach den 2019 von der EAT-Lancet Kommission vorgestellten globalen Empfehlungen für eine Planetary Health Diet sowie eine selbst entwickelte und als Guideline Diet bezeichnete Referenzernährung. Diese ist an die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE angelehnt – mit dem wichtigsten Unterschied, dass die Wissenschaftler*innen eine deutlich höhere Energiezufuhr zugrunde legten sowie Zucker und Alkohol mit 10 % der Gesamtenergie berücksichtigten.

Mithilfe eines Berechnungsmodells für Lebensmittel und Landwirtschaft hat das Team die Biomasse-, Ackerland- und Blauwasser-Fußabdrücke der globalen Lieferketten zu den Ernährungsszenarien erfasst. Als blaues Wasser wird die Wassermenge bezeichnet, die in der Industrie und im häuslichen Gebrauch zur künstlichen Bewässerung oder zur Herstellung von Produkten benötigt wird.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine milcharme, vegetarische Ernährung besonders effektiv wäre, um den Biomasse-Fußabdruck bis zu 61 Prozent und den Ackerland-Fußabdruck bis zu 48 Prozent zu verringern. Die Halbierung der Lebensmittelabfälle hätte eine Einsparung der Biomasse- und Ackerland-Fußabdrücke von 11 Prozent respektive 15 Prozent zur Folge. Zwar ließen sich mit einer vegetarischen Ernährung fast die Hälfte der Flächen für die Lebensmittelproduktion einsparen, der Einfluss auf das blaue Wasser wäre aber leider gering. Um diesen Verbrauch zu senken, wäre es hilfreicher, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, sind die Wissenschaftler*innen überzeugt.

Vegetarische Ernährung plus Reduktion von Abfällen sind effektiv

Eine vegetarische Ernährung allein reiche dafür nicht aus – im Gegenteil: Die Studie zeigt, dass auch eine pflanzenbasierte Ernährung trotz verringerter Fußabdrücke zu mehr Lebensmittelabfällen führen kann, da damit der Konsum von Produkten steigt, die einen höheren Anteil an Lebensmittelabfällen aufweisen – zum Beispiel Kartoffel, Rüben oder Getreide. Politische Strategien, die sowohl den Fußabdruck des Lebensmittelkonsums als auch die Lebensmittelverschwendung minimieren wollen, können also widersprüchlich sein, bilanzieren die Forscher*innen. Eine höhere Ressourceneffizienz lässt sich am besten erreichen, wenn wir die Reduktionspotenziale aller verfügbaren Strategien ausschöpfen und gleichzeitig die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Strategien berücksichtigen.

Quelle

Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Originalveröffentlichung

Helander Hanna; Bruckner Martin; Leipold Sina; Petit-Boix, Anna and Stefan Bringezu (2021): Eating healthy or wasting less? Reducing resource footprints of food consumption. In: Environmental Research Letters. DOI: 10.1088/1748-9326/abe673