Wie lindert Bewegungstraining Schmerzen?

31.10.2021 - Wissenschaftler*innen von der Hochschule für Gesundheit in Bochum haben gemeinsam mit einem australischen Forscherteam untersucht, wie wirksam Bewegungstherapie bei Muskel-Skelett-Erkrankungen ist. Das Fazit ihrer Literaturstudie: Ein Bewegungstraining verringert zwar die Schmerzintensität bei Muskel-Skeletterkrankungen besser als eine medizinische Standardversorgung, aber es gibt noch nicht genügend Studien, die die Wirksamkeit gegenüber dem Placeboeffekt abgrenzen.

Physiotherapie
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Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu denen beispielsweise Rückenschmerzen oder Fibromyalgie zählen, haben ein gemeinsames Hauptsymptom: Schmerzen. Gegen diese wird häufig eine Bewegungstherapie empfohlen. Jedoch ist bislang unklar, inwieweit der Therapie-Erfolg durch Faktoren wie den Placeboeffekt oder eine natürliche Besserung im Verlauf der Erkrankung bestimmt werden.

Deshalb hat sich ein Forscherteam an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und Forscher*innen der Deakin University im australischen Melbourne die Studienlage zum Thema Bewegungstherapie gegen Schmerzen einmal genauer angesehen. Sie haben die Erkenntnisse von 79 einzelnen Studien in einer systemischen Übersichtsarbeit zusammengefasst und verglichen.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass der Effekt eines Bewegungstrainings und der einer Placebobehandlung gleich groß sind. Die Evidenzgrundlage ist allerdings noch nicht so ausgeprägt, wie es zu wünschen wäre, erklären die Wissenschaftler*innen. Die Forschergruppe hatte nur vier Studien gefunden, die Bewegungstherapie und eine Placebo-Anwendung verglichen haben.

Aus anderen Studien wüssten sie, dass das Ritual des Besuchs bei einem Physiotherapeuten zur Behandlung, die Vorerfahrungen des Patienten und eine ganze Reihe anderer Faktorenbeeinflussen können, wie sehr eine Person von dieser Behandlung profitiert, erklären die Wissenschaftler*innen. Es sei ihnen daher wichtig zu betonen, dass die Bewegungstherapie und die damit verbundenen Faktoren der Behandlung nach wie vor wirksamer sind als eine medizinische Standardversorgung. Es müsse lediglich besser erforscht werden, worauf die Wirksamkeit beruhe. Diese Wissenslücke, sollte dringend geschlossen werden, da die Fragestellung von grundlegender Bedeutung ist.

Bei zukünftigen Studien zu Muskel-Skelett-Erkrankungen wäre es wichtig, immer die drei Optionen: Bewegungstherapie, Placebotherapie und keine Therapie miteinander zu vergleichen. Nur so könne man am Ende sicher feststellen, wie groß der Einfluss jeder Option auf die Schmerzlinderung sei.

Originalpublikation

Miller CT, Owen PJ, Than C, Ball J, Sadler K, Piedimonte A, Benedetti F, Belavy DL (2021) Attempting to separate placebo effects from exercise in chronic pain: A systematic review and meta-analysis. Sports Medicine, doi: https://doi.org/10.1007/s40279-021-01526-6

Quelle: Hochschule für Gesundheit, Bochum