Studie der Hochschule Fresenius zeigt: Patienten sind mit der Behandlung beim Heilpraktiker sehr zufrieden

28.09.2020 - Therapiewissenschaftler*innen der Hochschule Fresenius haben mehr als 1000 Personen befragt, was sie von Ärzten, Therapeuten und Heilpraktikern erwarten und wie zufrieden sie mit ihrer Versorgung sind. Die untersuchten Berufsgruppen schneiden in den Bewertungen sehr unterschiedlich ab. Von Ärzten fühlen sich Patient*innen oft nicht ausreichend ernst genommen. Sehr zufrieden zeigten sich die Befragten hingegen mit der Behandlung durch Heilpraktiker.

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In der Studie mit dem Titel „Fühlst Du Dich gut behandelt?“ unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Hammer, Dekanin des Masterstudiengangs Therapiewissenschaften, beantworteten mehr als 1000 Personen einen standardisierten Fragebogen zu ihren Erwartungen und Erfahrungen bezüglich einer ambulanten Behandlung. Erfragt wurden Verhalten und Kompetenz der Behandelnden sowie Maßnahmen und Behandlungsergebnis. Die Studie zeigt, welche Faktoren den wahrgenommenen Behandlungserfolg beeinflussen und welche Berufsgruppe aus Sicht der Patienten die beste Behandlungsqualität bietet. Die Behandlung durch Heilpraktiker schnitt hier in der Befragung ausgezeichnet ab.

„Die Ergebnisse haben uns überrascht, insbesondere das sehr gute Abschneiden der Heilpraktiker“, so Professorin Hammer. „Bei der ärztlichen Behandlung ist der Unterschied von Erwartung und Erfahrung bei dem Faktor ‚ich fühle mich ernst genommen‘ und bei der Aufklärung besonders hoch.“ Insgesamt wird der Wunsch nach mehr Zuwendung durch den Arzt deutlich. Therapeuten (Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden) schneiden insgesamt ebenfalls besser ab als Ärzte, doch auch bei ihnen scheint in der Kommunikation noch Luft nach oben zu sein: In Teilen fühlen Patienten sich nicht genug über ihre Erkrankung und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten informiert.

Patienten mit Heilpraktikern zufriedener als mit Ärzten

Zu Erwartungen und Erfahrungen mit Heilpraktikern hatten sich rund 120 der Befragten geäußert. Die Zufriedenheit mit den Behandlungsergebnissen fiel in dieser Gruppe jedoch positiver aus als bei den Ärzten. „Wir gehen davon aus, dass die Faktoren Kommunikation, Zeit und Ganzheitlichkeit eine große Rolle spielen sowie der Umstand, dass die Menschen den Heilpraktikerbesuch in der Regel selbst zahlen“. Während ein Termin beim Heilpraktiker rund 60 Minuten dauert, nehmen sich Ärzte durchschnittlich 7,5 Minuten Zeit pro Patient. Lediglich die Themen „Transparenz in der Abrechnung“ sowie das „Einhalten von Kompetenzgrenzen“ wurden bei den Heilpraktiker*innen leicht kritisch bewertet.

Diskussionsrunde vertiefte die Studien-Ergebnisse

Die Studienergebnisse wurden am 26. September 2020 im Rahmen eines virtuell durchgeführten wissenschaftlichen Symposiums mit 130 Teilnehmer*innen erstmals öffentlich vorgestellt und in einer Diskussionsrunde mit Ursula Hilpert Mühlig, Präsidentin des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker, Gregor Bornes, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Patienten und Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss, Bernd Scheliga, Beirat des Berufsverbandes Physio Deutschland, Dr. Yael Adler, Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, sowie Prof. Dr. med. Joachim Latsch, Professor für Präventions- und Bewegungsmedizin an der Hochschule Fresenius in Köln, vertieft.

Wartezeiten sind ein großes Problem

Dass Erwartung und Erfahrung oft nicht übereinstimmen, ergibt einen klaren Verbesserungsbedarf. Nach Professor Latsch sind Taktung und Zeitmangel in der ärztlichen Versorgung „ein großes Problem“. Bernd Scheliga sieht lange Wartezeiten auf Termine bei den Therapeuten im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel. „Hier müssen wir an der Berufsattraktivität arbeiten, um den steigenden Bedarf an Heilmitteln in Zukunft decken zu können.“ Das vergleichsweise gute Abschneiden der Heilpraktiker bewertet Professorin Hammer so: „Auch wenn heilpraktischen Behandlungen in der Regel die wissenschaftliche Grundlage fehlt, gibt die Studie Hinweise, dass Heilpraktiker das Bedürfnis nach Zuwendung und individueller Betrachtung, was in der ärztlichen Versorgung oft zu kurz kommt, besser erfüllen.

Quelle: Hochschule Fresenius