Dramatische Preisverzerrungen bei tierischen Lebensmitteln

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Die aus der Produktion von Lebensmitteln stammenden Umweltschäden schlagen sich derzeit nicht im Preis nieder. Werden die Folgekosten der emittierten Klimagase ermittelt und auf die aktuellen Lebensmittelpreise aufgerechnet, müssten tierische Erzeugnisse wie Milch, Käse und insbesondere Fleisch weit teurer werden. Auch würde der Preisunterschied zwischen konventionellen und biologisch hergestellten Produkten kleiner werden. Diese Ergebnisse veröffentlichte ein Forscherteam vom Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie der Universität Greifswald.

Mit einem globalen Emissionsanteil von 24 Prozent ist die Landwirtschaft eine der Hauptquellen der vom Menschen verursachten Treibhausgase. Um das Ausmaß der Klimaschäden zu verdeutlichen, haben die Wissenschaftler neben den Emissionsmengen auch deren Monetarisierung, also eine Umrechnung in lebensmittelspezifische Folgekosten, ermittelt. In einem letzten Schritt setzen die Autoren diese Folgekosten in Bezug zu den aktuell am Markt beobachtbaren Lebensmittelpreisen.

Deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen

Die Wissenschaftler weisen nach, dass insbesondere konventionell hergestellte Lebensmittel tierischen Ursprungs deutlich teurer werden müssten, wenn die aus der Produktion resultierenden Klimafolgen verursachergerecht auf den Preis aufgeschlagen würden. Eigentlich müssten Milchprodukte um 91 Prozent teurer sein, als dies heute der Fall ist. Fleischprodukte müssten – Klimakosten inklusive – sogar um 146 Prozent teurer werden (beides auf Erzeugerpreisebene). Beim Vergleich der Anbauformen zeigt sich, dass die Emissionsmengen der biologischen Landwirtschaft ertragsbereinigt leicht unter der konventionellen Produktionsweise liegen. Aufgrund des höheren Preisniveaus von Biolebensmitteln resultieren hieraus jedoch geringere Preisaufschläge von 40 Prozent für Biomilchprodukte und 71 Prozent für Biofleisch. Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs sind mit einem relativ geringen „Klimarucksack“ assoziiert, der sich in beiden Anbauformen im einstelligen Cent-Bereich bewegt.

Die Forschenden überraschen der große Unterschied zwischen den untersuchten Lebensmittelgruppen und die daraus resultierende Fehlbepreisung insbesondere tierischer Lebensmittel. Sie sind überzeugt: Würden diese Marktfehler nicht mehr bestehen oder zumindest verringert, hätte dies große Auswirkungen auch auf die Nachfrage nach Lebensmitteln. Ein Lebensmittel, das deutlich teurer wird, wird auch deutlich weniger nachgefragt.

Originalpublikation

Pieper M, Michalke A, Gaugler T. Calculation of external climate costs for food highlights inadequate pricing of animal products, Nat Commun 2020; 11, DOI: 10.1038/s41467-020-19474-6

Quelle: Pressemitteilung der Universität Greifswald, Dezember 2020