ICD-11: Erstmals mit Codierung von Diagnosen aus der traditionellen Medizin

14.02.2022 – Seit dem 1. Januar 2022 ist der ICD-11 (International Classification of Diseases) der World Health Organisation (WHO) in Kraft. Der ICD-11 beinhaltet erstmals ein Kapitel „Traditionelle Medizin“, das der Verschlüsselung von Diagnosen aus der traditionellen Medizin zusätzlich zur Codierung der Diagnose in „westlicher Medizin“ dient. Der Zeitrahmen für die Umsetzung in Deutschland ist noch offen.

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Die International Classification of Diseases ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen – und Todesursachen. Der Schlüssel ist wichtig für die vertragsärztliche Abrechnung, Gesundheitsstatistiken und z.B. in Deutschland auch Basis für die Zuweisungen an die Krankenkassen im Rahmen des Risikostrukturausgleichs (RSA). Die neue elfte Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) wurde 2019 von der World Health Organization (WHO) vorgestellt und ist nun seit Anfang 2022 in Kraft. Ein wichtiger Grundsatz bei dieser Überarbeitung war die Vereinfachung der Kodierungsstruktur und der elektronischen Werkzeuge. Die ICD-11 ist das Ergebnis langjähriger internationaler Entwicklungsarbeit von 96 Mitgliedsstaaten, an der auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM, ehemals DIMDI) i beteiligt war. Die Überarbeitung durch die WHO hat den medizinischen Fortschritt berücksichtigt und gleichzeitig neue Methoden und Strukturen entwickelt, die das medizinische Geschehen auch in einer digitalisierten Welt adäquat abbilden können.

In einem ersten Schritt soll die ICD-11 zur Dokumentation von Todesursache verwendet werden und die Mitgliedsstaaten der WHO können aktuell ihre Mortalitätsdaten ICD-11-kodiert an die WHO berichten. Erst nach einer flexiblen Übergangszeit von fünf Jahren soll die Berichterstattung nur noch ICD-11-kodiert erfolgen. Der konkrete Zeitpunkt einer Einführung der ICD-11 in Deutschland zur Mortalitäts- und Morbiditätskodierung steht noch nicht fest. Sie wird aufgrund der hohen Integration der ICD-10 im deutschen Gesundheitswesen und der damit verbundenen Komplexität noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Das Kapitel 26 des ICD 11 „Traditionelle Medizin“ dient der Verschlüsselung von Diagnosen aus der traditionellen Medizin zusätzlich zur Codierung der Diagnose in „westlicher Medizin“. Die WHO argumentiert, dass die neue ICD-11 die traditionelle Medizin aufgreift, weil sie von Millionen von Menschen weltweit angewendet wird.

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