Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie erschienen

21.02.2022 – Die S2k-Leitlinie „Zöliakie“ wurde aktualisiert und nun veröffentlicht. Die Leitlinie soll den Weg zur gesicherten Diagnosestellungverkürzen und die Beratungskompetenz bei den Behandelnden stärken, um die Lebensqualität der Zöliakie-Betroffenen zu verbessern.

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Die Symptome der Zöliakie und die Erkrankungssituationen der Betroffenen sind unglaublich variabel. Um dieser Komplexität zu begegnen, haben die Leilinien-Experten Übersichten geschaffen. Diese stellen die Zöliakie-Symptomatik, mögliche Differentialdiagnosen, bei denen Zöliakie erwogen werden sollte und genetische Syndrome, Autoimmunerkrankungen sowie Konstellationen mit einem erhöhten Zöliakie-Risiko strukturiert dar. Erklärtes Ziel sei es, einfache Vorgehensweisen aufzuzeigen, um bei einem Verdacht die Diagnose Zöliakie schneller stellen zu können oder diese auszuschließen.

In der Diagnostik selbst galt lange Zeit eine Gewebeprobe aus dem Duodenum, also aus dem Zwölffingerdarm, als Goldstandard. In der aktualisierten Leitlinie wird jedoch insbesondere die Diagnostik mittels Serologie, also dem Nachweis im Blut, gestärkt. Es sei möglich im Serum Antikörper nachzuweisen, die nur bei einer Zöliakie auftreten. Die sogenannte Transglutaminase-IgA-Antikörper (tTg-IgA). Der im Serum des Patienten ermittelte Titer, also die Antikörperkonzentration im Serum, erlaubt eine sehr präzise Diagnostik. Daher empfehlen die Leitlinienautoren bei Verdacht auf Zöliakie als ersten Schritt die serologische Untersuchung. Im nächsten Schritt, bei einem positiven Befund, dann eine Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD). Das gelte zumindest für Erwachsene. Bei Kindern kann eine ÖGD zur Diagnosestellung umgangen werden: Sofern der tTg-IgA-Titer das 10-fache des oberen Normwertes übersteigt und das Ergebnis in einer zweiten Serumprobe zur Bestimmung eines zweiten Antikörpers, des Endomysium-IgA, bestätigt wird.

Ein Faktor erschwert allerdings die Diagnosestellung in der Erfahrung der Experten erheblich: Schon vor der gesicherten Diagnose würden viele Menschen auf Gluten in ihrer Ernährung verzichten. Mit den diagnostischen Tests würden jedoch die Reaktionen des Immunsystems auf Gluten getestet– auch den langfristigen Effekt, den Gluten auf die Darmschleimhaut hat. Fehlen Antikörper im Blut oder Entzündungszeichen der Darmschleimhaut, ist eine eindeutige Diagnose oft nicht möglich. So entstehen dann falsch-negative Ergebnisse. Die aktualisierte Leitlinie enthält deswegen auch praxisnahe Empfehlungen zur Durchführung einer Gluten-Reexposition zum Zwecke der adäquaten Diagnosestellung. Zudem wird auf die weitere Labordiagnostik bei Erstdiagnose und das regelmäßige Monitoring der Zöliakie-Betroffenen eingegangen.

Das Therapiekapitel der Leitlinie stärkt die ernährungsmedizinische Kompetenz der Behandelnden, um Patientengespräche besser führen zu können. Denn das wichtigste sei, gemeinsam mit professionellen Ernährungstherapeutinnen und -therapeuten Betroffenen zu helfen, selbst Kompetenzen und Wissen in Bezug auf ihre Ernährung aufzubauen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)