Fast jeder fünfte Jugendliche von Cybermobbing betroffen

24.10.2022 – Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen ist zum Dauerproblem geworden. 16,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind davon betroffen. In absoluten Zahlen sind das mehr als 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche. Das zeigt die aktuelle Studie "Cyberlife IV - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern", die das Bündnis gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) vorgestellt hat.

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Der Anteil der Schülerinnen und Schüler zwischen acht und 21 Jahren, die nach eigenen Aussagen schon einmal von Cybermobbing betroffen gewesen sind, ist im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2020 zwar leicht gesunken (2020: 17,3 Prozent), stagniert aber auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2017, vor der Coronapandemie, lag der Wert noch bei 12,7 Prozent.

Corona hat die Lage noch verschärft

Die Coronapandemie hat das Problem noch verschärft. So gaben rund sieben von zehn Schülerinnen und Schülern an (65 Prozent), dass Cybermobbing seit Corona zugenommen hat. Ähnlich sehen es die Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer mit jeweils 46 Prozent. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Homeschooling und Kontaktbeschränkungen durch die Coronapandemie haben dafür gesorgt, dass Kinder und Jugendliche noch mehr Zeit online verbringen. Somit werden auch Konflikte häufiger über das Internet ausgetragen.“

Cybermobbing geht auf die Psyche

Und das kann für die Betroffenen gravierende gesundheitliche Folgen haben. „Neben körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen sind es vor allem die psychischen Auswirkungen von Mobbing und Cybermobbing, die Kinder und Jugendliche schwer belasten können. Dazu gehören beispielsweise Angst- und Schlafstörungen sowie Niedergeschlagenheit oder Depressionen“, so TK-Chef Baas.

Das zeigt auch die Studie: So fühlten sich die Opfer von Cybermobbing vor allem verletzt (58 Prozent), 40 Prozent reagierten mit Wut und ein gutes Drittel (34 Prozent) gab an, verängstigt zu sein. Besonders alarmierend: Jede bzw. jeder Sechste (15 Prozent) der Kinder und Jugendlichen hat aus Verzweiflung schon mal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen und fast jede bzw. jeder vierte Betroffene äußerte Suizidgedanken (24 Prozent). In absoluten Zahlen entspricht das etwa 430.000 Schülerinnen und Schülern.

Zu wenig Prävention an Schulen

Wichtige Maßnahmen, um Mobbing und Cybermobbing entgegenzutreten, sind Prävention und Aufklärung. Doch im Vergleich zur Vorgängerstudie 2020 sind die schulischen Angebote in diesem Bereich stark zurückgegangen. Den größten Rückgang gab es mit jeweils 40 Prozent bei Schulungen, die gezielt Strategien zum Umgang mit Cybermobbing vermitteln, sowie bei Anti-Gewalt-Trainings.

Studie: Cyber­life IV – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern

Für die Befragung wurden von Mai bis Juli 2022 355 Lehrerinnen und Lehrer, 1.053 Eltern und 3.011 Schülerinnen und Schüler bundesweit mit einer Onlinebefragung zum Thema Mobbing und Cybermobbing befragt.