Frauen profitieren stärker von Veränderungen des Lebensstils für ihre geistige Fitness

30.11.2022 – Die Zahl der an Demenz-Erkrankten nimmt rasch zu. Bisher wurde jedoch wenig zur Wirksamkeit geschlechtsspezifischer Maßnahmen zur Prävention des kognitiven Abbaus geforscht. Wissenschaftler*innen haben deshalb 34 weltweite Studien unter diesem Aspekt ausgewertet. Frauen profitieren in sämtlichen untersuchten geistigen Funktionen, wie etwa Gedächtnis oder Sprache, stärker als Männer von Lebensstil-Interventionen.

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Demenzen wie die Alzheimer-Erkrankung sind bisher nicht heilbar. Gut zwei Drittel aller Fälle treten bei Frauen auf, was zum Teil an der höheren Lebenserwartung gegenüber Männern liegt. Aber es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Lebensstil-Interventionen im Alter die geistige Leistungsfähigkeit verbessern können. Bisher wissen wir allerdings wenig darüber, ob Männer und Frauen im gleichen Maße profitieren. Eine aktuelle Studie des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig hat nun die Effektivität derartiger Lebensstil-Interventionen für die geistige Leistungsfähigkeit von älteren Männern und Frauen untersucht.

Insgesamt wurden 34 internationale randomisiert-kontrollierte Studien, die entsprechende Lebensstil-Interventionen bei Personen ab 60 Jahren testeten, systematisch zusammengefasst und bewertet. Anschließend ermittelten die Wissenschaftler*innen die quantitativen Effekte von Lebensstil-Interventionen auf verschiedene kognitive Funktionen. Die Studien wiesen ältere Männer und Frauen jeweils nach dem Zufallsprinzip einer Interventionsgruppe zu, das heißt der Teilnahme an einer Lebensstil-Intervention oder einer Kontrollgruppe, und verglichen die geistige Leistungsfähigkeit beider Gruppen zu Studienende.

Dabei fiel auf, dass Frauen in sämtlichen untersuchten geistigen Funktionen, wie etwa Gedächtnis oder Sprache, stärker profitierten als Männer. Die Ergebnisse zeigen, dass Lebensstil-Interventionen das Potenzial haben, die geistige Leistungsfähigkeit von älteren Personen zu erhalten oder zu verbessern. Allerdings untersuchen bisherige Studien häufiger Frauen als Männer oder gemischtgeschlechtliche Stichproben und konzentrieren sich dabei vor allem auf Personen mit intakter geistiger Leistungsfähigkeit. Bislang ist wenig über die Effektivität von Lebensstil-Interventionen bei älteren Personen mit leichten kognitiven Einschränkungen bekannt.

Mehr Studien mit beiden Geschlechtern nötig

Die Geschlechterunterschiede, die in der aktuellen Studie an der Medizinischen Fakultät ermittelt worden sind, könnten auf unterschiedliche Risikoprofile von Männern und Frauen zurückgehen. So sind Männer im Alter körperlich aktiver als Frauen und haben, insbesondere in früheren Alterskohorten, häufig einen höheren Bildungsgrad als Frauen, was einen Schutzfaktor für Demenzen darstellt. Damit wäre für Frauen, die älter als 60 Jahre sind, mehr Raum für Verbesserung durch eine Veränderung des Lebensstils, was erklären könnte, warum sie stärker profitieren als Männer, vermuten die Forschenden.

Bisher existieren mehr Studien mit älteren Frauen als mit Männern und nur wenige größere Forschungsprojekte berichten geschlechterspezifische Ergebnisse. Es braucht daher mehr umfangreiche Studien, die beide Geschlechter einschließen, um mögliche Unterschiede besser zu verstehen sowie die Bedürfnisse von älteren Männern und Frauen zu berücksichtigen. “

Originalpublikation

Gender-Specific Design and Effectiveness of Non-Pharmacological Interventions against Cognitive Decline – Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Journal of Prevention of Alzheimer’s Disease. http://dx.doi.org/10.14283/jpad.2022.80

Quelle: Universität Leipzig