SARS-CoV-2: Welche Risiken bestehen für Schwangere und ihre Kinder?

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Die Zahl der Infektionen mit SARS-CoV-2 steigt täglich. Aktuellen Untersuchungen zufolge sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Lebensbedrohlich ist die Infektion vor allem für ältere und gesundheitlich vorbelastete Patienten. Dennoch beobachten Gynäkologen der Frauenklinik am Universitätsklinikum Erlangen die Entwicklungen auch im Hinblick auf Schwangere mit Sorge. Bei Patientinnen mit Infektionen steigt das Risiko für geburtshilfliche Komplikationen. Dazu gehören ein vorzeitiger Blasensprung oder vorzeitige Wehentätigkeit. Untersuchungen zu erkrankten Schwangeren während der SARS-Epidemie legen außerdem nahe, dass es aufgrund einer verminderten Funktion der Plazenta zu Wachstumsstörungen des Kindes kommen kann.

Bei der Pandemie mit dem ersten SARS-Coronavirus in den Jahren 2002/2003 wurden Schwangerschaften unter den Infizierten nicht explizit abgefragt. Fallzahlschätzungen gehen allerdings von etwa 120 betroffenen Frauen aus. In einer veröffentlichten Fallserie sind demnach drei von zwölf Frauen an Lungenversagen oder einer Sepsis gestorben. Es gab mehrere Fehlgeburten, aber auch Kinder, die nach der Geburt gesund waren.

Das MERS-Coronavirus kann in der Schwangerschaft ebenfalls schwere Komplikationen auslösen. Die Sterberate war bei MERS insgesamt höher als bei SARS, berichtet Dr. Stumpfe: Von elf Schwangeren aus einer Fallserie mussten sechs auf einer Intensivstation behandelt werden. Es gab drei Todesfälle bei den Müttern und drei Todesfälle bei den Kindern, die vor oder nach der Geburt auftraten.

Im Vergleich verlaufen Erkrankungen, die durch SARS-CoV-2 verursacht sind, nach Sichtung der bisherigen Daten milder. Doch auch hier kann es während der Schwangerschaft zu Komplikationen kommen. Dr. Stumpfe, stellvertretender Oberarzt an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, hat hierzu die Erfahrungen aus zwei Kollektiven der Stadt Wuhan und der Provinz Hubei ausgewertet. Keine der 18 erkrankten Frauen mit COVID-19 musste beatmet werden. Alle überlebten die Erkrankung. Allerdings kam es bei fünf Frauen zu einem vorzeitigen Blasensprung und bei acht Kindern wurden mit der Kardiotokografie (CTG) Störungen von Herzschlag oder Wehentätigkeit entdeckt. Bis auf zwei wurden alle Kinder per Kaiserschnitt entbunden.

Dass die Viren während der Geburt oder durch die Muttermilch auf das Kind übertragen werden, gilt aktuell als unwahrscheinlich. Bei keinem der drei Coronaviren ist dies bisher beobachtet worden. Aufgrund der dünnen Datenlage rät Dr. Stumpfe dennoch zur Vorsicht. Neugeborene von COVID-19-Patientinnen sollten nach der Geburt intensiv überwacht werden, damit keine Infektion übersehen wird. Zudem empfiehlt er, die Kinder von anderen Säuglingen auf Station zu isolieren. Für stillende Mütter gelten allerdings die gleichen Regeln wie für den Rest der Bevölkerung. Unter anderem sollten sie sich mehrmals täglich die Hände waschen. Außerdem sollten alle Gefäße und Pump-Sets vorsichtshalber vor der Benutzung sterilisiert werden, so Dr. Stumpfe.

Quelle

F. Stumpfe et al.: SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft – eine Übersichtsarbeit über die aktuelle Literatur und mögliche Einflüsse auf das maternale und neonatale Outcome. Geburtshilfe und Frauenheilkunde 2020; online erschienen am 26.3.2020