BMI allein ist möglicherweise kein ausreichender Indikator für Stoffwechselgesundheit

10.07.2023 - Der Body-Mass-Index (BMI) ist kein vollständiges Maß für die Stoffwechselgesundheit, und ein hoher Anteil der Erwachsenen in den USA mit normalem BMI ist immer noch fettleibig. Dies zeigen Forschungsergebnisse, die Wissenschaftler*innen auf der Jahrestagung der Endocrine Society in Chicago, Illinois, vorgestellt haben.

Body mass index BMI

Neue Forschungsergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, zu berücksichtigen, wie viel Prozent des Körpers aus Fett, Muskeln, Knochen und Wasser bestehen und wie viel Fett sich im Bauch und wie viel an den Oberschenkeln befindet, um die Risikofaktoren für kardiometabolische Erkrankungen vollständig zu verstehen.

Wissenschaftler*innen identifizierten nicht schwangere US-Erwachsene im Alter von 20-59 Jahren aus der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) bei denen zwischen 2011-2018 eine Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) durchgegührt worden war. Die Ganzkörper-DXA-Messungen gelten derzeit als die genaueste Methode zur Bestimmung des Fettgehalts im Körper. Die Wissenschaftler um Aayush Visaria von der Rutgers Universität in New Brunswick haben die Adipositas­diagnosen der DXA mit der Einstufung durch den BMI verglichen.

Dabei wurde der BMI nach ethnischer Zugehörigkeit kategorisiert (nicht-asiatisch: untergewichtig<18,5, normal=18,5-24,9, übergewichtig=25-29,9, adipös≥30 kg/m2, asiatisch: <18,5, 18,5-22,9, 23-27,4, 27,5+).

Die Forscher*innen schätzten die Wahrscheinlichkeit der Fettleibigkeit unter Erwachsenen als normal/übergewichtig auf der Grundlage des BMI oder des Gesamtkörperfettanteils (BF%) von ≥ 25% bei Männern und ≥ 32% bei Frauen, aufgeschlüsselt nach ethnischer Zugehörigkeit  (nicht-hispanische Weiße [NHW], nicht-hispanische Schwarze [NHB], Asiaten, Hispanoamerikaner und andere). Sie schätzten auch die durchschnittlichen DEXA-Adipositaswerte nach ethnischer Zugehörigkeit.

Sie fanden heraus, dass fast 36 % der Erwachseneen einen BMI ≥30 hatten, aber 74 % galten nach BF% als fettleibig. Von den Erwachsenen mit normalem BMI waren 44 % der Weißen, 27 % der nicht-hispanische Weiße, 49 % der Hispanoamerikaner und 49 % der Asiaten gemäß BF% fettleibig.

Nahezu drei von vier Erwachsenen im jungen bis mittleren Alter in den USA wurden anhand der BF% aus DEXA-Scans als fettleibig eingestuft. Asiatische Amerikaner und Hispanoamerikaner mit scheinbar normalem BMI waren mit größerer Wahrscheinlichkeit fettleibig und wiesen einen größeren Anteil an Bauchfett auf als nicht-hispanische Weiße. Nicht-hispanische Schwarze hatten bei normalen/übergewichtigen BMI-Bereichen ein deutlich geringeres Risiko für Fettleibigkeit und einen geringeren Anteil an Bauchfett.

Die Forschenden hoffen, dass Ihre Ergebnisse es Klinikern ermöglichen werden,

  1. zusätzlich zum BMI routinemäßig zusätzliche Maße für das Körperfett zu verwenden, wie z. B. den Taillenumfang oder bioimpedanzbasierte Körperfettmessungen (z. B. intelligente Waagen),
  2. Praktiken anzuwenden, um unbewusste Verzerrungen zu vermeiden, die bei der Pflege eines Patienten mit fettleibigem BMI auftreten können, und
  3. klinische Entscheidungen zu treffen, die nicht nur von einer BMI-Berechnung abhängen, sondern vielmehr von einer Gesamtvorstellung der Körperzusammensetzung und der Körperfettverteilung.

Die American Medical Association hat sich kürzlich ebenfalls auf ihrer Jahrestagung gegen die alleinige Verwendung des BMI zur Diagnose einer Adipositas ausgesprochen. Aufgrund der erheblichen Einschränkungen, die mit der weit verbreiteten Verwendung des BMI im klinischen Bereich verbunden seien, rät sie ebenfalls, ihn in Verbindung mit anderen validen Risikomessgrößen zu verwenden, wie z. B. Messungen des viszeralen Fettgewebes, des Körper-Adipositas-Index, der Körperzusammensetzung, der relativen Fettmasse, des Taillenumfangs und genetischer/metabolischer Faktoren.

Quelle: Endocrine Society