Möglich wurde dieser neue Blick auf Fibroblasten durch den Einsatz moderner Bildgebung. In Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizinischen Klinik wurde die Aktivität von Fibroblasten mittels neuartiger Positronen-Emissions-Tomographie (PET) bei Rheumapatient*innen sichtbar gemacht. Sogenannte FAPis (Fibroblast Activation Protein-Inhibitoren) wurden hierfür als Tracer gespritzt. FAPis lagern sich an aktivierte Fibroblasten und können so die jeweilige Aktivität der Fibroblasten im Gelenk anzeigen. „Sehen wir ein starkes FAPi-Signal im PET ist Gefahr in Verzug. Wir müssen zügig behandeln, um einen Gelenkschaden zu vermeiden. Zeigt sich hingegen die Entzündung ohne FAPi-Signal haben wir mehr Zeit und können mildere Therapieansätze einsetzen“, erläutern die Wissenschaftler.
Durch gezielte Gewebeentnahmen wurden im nächsten Schritt diese Fibroblasten im Gelenk von Molekularbiologen des Forschungsteams genauer untersucht. Es zeigte sich nicht nur eine Sorte von Fibroblasten, sondern ein buntes Bild von Fibroblasten im entzündeten Gelenk. Diese Vielfalt war bisher völlig unbekannt. Ein Teil dieser Fibroblasten führt zur Gelenkzerstörung, ein anderer Teil hingegen kämpft aktiv gegen einwandernde Entzündungszellen. Werden diese entzündungsauflösenden Fibroblasten im Arthritismodell gezielt aktiviert, kann die Entzündung ohne Einsatz von Immunsuppressiva blockiert werden, erläutern die beiden Erstautoren Dr. Simon Rauber und Hashem Mohammadian.
Die neu gewonnenen Erkenntnisse haben erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen. In Zukunft könne man die Entzündung attackieren, ohne das Immunsystem hemmen zu müssen. Damit ergäben sich große Vorteile was zum Beispiel das erhöhte Infektionsrisiko unter Therapie mit Immunsuppressiva betrifft, so die Forschenden.
Originalpublikation
Rauber S, Mohammadian H, Schmidkonz C et al. CD200+ fibroblasts form a pro-resolving mesenchymal network in arthritis. Nat Immunol 2024, Feb 23. doi: 10.1038/s41590-024-01774-4.
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg