Hydrogencarbonat verbessert die Nierenfunktion

09.10.2023 - Niedrige Basenspiegel können das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung negativ beeinflussen. Nun haben Forschende einen klaren Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonat-Spiegeln (≤24 mEq/l) und einem erhöhten Risiko für ein akutes Nierenversagen nachgewiesen. Nach Erkenntnissen dieser Studie sollten insbesondere Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck wie auch solche mit einer chronischen Nierenerkrankung auf eine ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat achten.

Nieren
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Die chronische Nierenerkrankung, von der geschätzt über zwei Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, führt zu einem langsamen über Monate oder Jahre voranschreitenden Verlust der Nierenfunktion. Ursache dafür sind meist Bluthochdruck und/oder Diabetes mellitus. Das akute Nierenversagen hingegen kann innerhalb von Stunden oder wenigen Wochen eintreten und unbehandelt schnell zum Tod führen. Als Ursachen gelten eine chronische Nierenerkrankung sowie ausgeprägte Formen von Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Herz- oder Leberschädigungen. Auch Entzündungen, die den gesamten Körper betreffen oder Multiorganerkrankungen können zu einem akuten Nierenversagen führen.

Wissenschaftlich bewiesen ist, dass eine ausreichende Basenkonzentration in Form von Hydrogencarbonat im Blut das Voranschreiten der chronischen Nierenerkrankung verlangsamen kann. Ob auch ein Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonat-Spiegeln und dem akuten Nierenversagen besteht, war bisher noch unklar. Dies haben nun erstmals US-amerikanische Forscher untersucht.

Kann Hydrogencarbonat das Risiko für akutes Nierenversagen senken?

Um zu klären, ob ein Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonat-Spiegeln im Blut und dem Risiko für akutes Nierenversagen besteht, analysierte eine US-amerikanische Forschungsgruppe aus Colorado Daten aus der SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial, Systolische Blutdruck-Interventionsstudie). In die Auswertung konnten 8398 Bluthochdruckpatienten (Alter: 68 ± 9,4 Jahre; 36,4% Frauen; 63,6% Männer) einbezogen werden. Zu Beginn und anschließend alle drei Monate erhoben die Forschenden verschiedene klinische Daten, darunter auch die Hydrogencarbonat-Spiegel der Probanden. Zum Vergleich der Daten wurden die Werte der Blut-Hydrogencarbonat-Spiegel in drei Gruppen eingeteilt: geringe (<24 mEq/l), mittlere (25-28 mEq/l) und hohe (>28 mEq/l) Hydrogencarbonatspiegel. Durch eine begleitende ärztliche Kontrolle der Teilnehmenden konnte ein akutes Nierenversagen zeitnah diagnostiziert werden.

Hydrogencarbonat senkt Risiko für akutes Nierenversagen bei Bluthochdruck

293 Bluthochdruckpatienten (3,5 %) hatten nach durchschnittlich 3,3 Jahren ab Studienbeginn ein akutes Nierenversagen. Dieses trat bei Personen mit niedrigen Hydrogencarbonat-Spiegeln (6,1 % bei ≤24 mEq/l) öfter auf als bei denen mit normalen (2,8 % bei 25–28 mEq/l) oder höheren Hydrogencarbonat-Spiegeln (2,4 % bei >28 mEq/l). Das heißt, ein niedriger Hydrogencarbonat-Spiegel von ≤ 24 mEq/l war mit einem signifikant höheren Risiko für ein akutes Nierenversagen verbunden. Dieser Zusammenhang blieb auch nach Bereinigung möglicher weitere Einflussfaktoren bestehen.

Schon eine Erhöhung des Hydrogencarbonat-Spiegels um 1 mEq/l senkte das Risiko für ein akutes Nierenversagen um 13 Prozent. Dies galt sowohl für Personen, die schon eine chronische Nierenerkrankung hatten als auch für Personen, die noch nicht nierenerkrankt waren. Grundsätzlich zeigte die Studie, dass sämtliche Teilnehmenden, die bereits eine chronische Nierenerkrankung aufwiesen, häufiger an einem akuten Nierenversagen erkrankten, als die Probanden ohne chronische Nierenerkrankung (7,4 % vs. 1,8 %).

Obwohl Hydrogencarbonat nachweislich physiologische Wirkungen im Körper entfaltet, liegen aktuell keine Zufuhrempfehlungen und auch keine Daten zur Versorgungssituation vor. Eine ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat beziehungsweise Basen erscheint in bestimmten Lebenssituationen jedoch sinnvoll. Die ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat lässt sich über eine pflanzenbetonte Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie hydrogencarbonatreichem Heilwasser mit einem Gehalt ab etwa 1300 Milligramm Hydrogencarbonat pro Liter erreichen.

Originalpublikation

Kendrick J, Chonchol M, You Z, Jovanovich A. Lower serum bicarbonate is associated with an increased risk of acute kidney injury. J Nephrol 2021; 34(2): 433–439. doi: 10.1007/s40620-020-00747-8. 

Quelle: Informationsbüro Heilwasser