„Fructose-Intoleranz, hereditär (angeboren)"

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Mia ist erst 6 Monate, aber Elena, ihre Mutter, macht sich zunehmend Sorgen. Immer wieder leidet Mia unter voluminösen, übel riechendem Durchfall. Ihr Bäuchlein ist dann ganz aufgetrieben. Sie isst auch überhaupt nicht mehr gerne und weint öfter. Und wenn Elena sie mit anderen gleichalten Kindern vergleicht, denkt sie manchmal, Mia bleibt im Wachstum etwas hinterher. Ob das wohl alles zusammenhängt?

Was ist eine hereditäre Fructose-Intoleranz?

Fructose (Fruchtzucker) ist ein Einfachzucker, der in vielen Lebensmitteln vorkommt, vor allem in Früchten und Fruchtsäften sowie Produkten aus diesen wie Marmeladen oder Sirupen, außerdem auch in Honig, Ketchup, Müslis, Fertiggerichten u.v.m. Fructose steckt zudem in Haushaltszucker (Saccharose), gebunden an Traubenzucker (Glucose), in Gemüse und  Sorbit(ol). Manche Menschen haben Schwierigkeiten, Fructose zu verstoffwechseln, wobei grundsätzlich unterschieden werden muss zwischen der seltenen hereditären (erblichen, angeborenen) Fructose-Intoleranz (um die es im Folgenden geht) und der häufig ebenfalls als Fructose-Intoleranz bezeichneten Fructose-Malabsorbtion (Link) (mangelhafte Aufnahmefähigkeit von Fructose aus dem Speisebrei).

Die hereditäre Fruchtzucker-Unverträglichkeit kommt nur sehr selten vor und ist eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Hierbei fehlt dem Körper ein spezielles Enzym, so dass er

Fructose nicht zu Ende abbauen kann. Stoffwechselprodukte reichern sich in der Darmwand des Dünndarms, in den Nieren und der Leber an. Unbehandelt kann diese Erkrankung lebensbedrohlich sein und zu schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen führen (s.u.).

Die hereditäre Fruchtzucker-Unverträglichkeit wird meistens schon sehr früh auffällig, wenn ein Säugling durch Zufüttern von fructosehaltiger Beikost in Kontakt kommt. Betroffene Babys reagieren dann schon unmittelbar nach der Aufnahme mit Beschwerden wie Erbrechen, Durchfall oder einer Unterzuckerung, die sich z.B. durch Schwitzen, Schwindel und Krämpfe äußern kann. Deshalb entwickeln einige der betroffenen Kinder oft schon im Kleinkindalter eine Abneigung gegen Süßes und Obst. Durch diese instinktive Ablehnung kann eine hereditäre Fructoseintoleranz in selteneren Fällen bis ins Erwachsenenalter unbemerkt bleiben.

Ursachen

Die hereditäre Fructoseintoleranz ist eine seltene, vererbte Stoffwechselerkrankung (s.o.). Betroffene müssen ihr Leben lang strikt auf Fruktose, Sorbit (Zuckeralkohol der Fruktose) oder andere Zuckerarten, die Fruktose enthalten (z.B. Saccharose = Haushaltszucker) verzichten, da sonst lebensgefährliche Organschäden drohen wie Leberinsuffizienz (Erlöschen

der Leberfunktion) bis hin zu akutem Leberversagen oder Blutgerinnungs- und schwere Nierenfunktionsstörungen.

In späteren Jahren kann eventuell, und nur in Absprache mit einem erfahrenen Arzt, getestet werden, ob Fruchtzucker in sehr kleinen Mengen vertragen wird.

Diagnose

Diagnostiziert wird die hereditäre Fructoseintoleranz u.a. durch eine molekulargenetische Untersuchung, im Blut und Urin können laborchemische Marker hinzukommen, die auf eine Schädigung der Leber (eine Erhöhung der Transaminasen, Hyperbilirubinämie) oder der Niere (Proteinurie, Fruktosurie u.a.) hinweisen.

Wichtig: Bei einem Verdacht auf hereditäre Fructoseintoleranz darf kein H2-Atemtests durchgeführt werden (wie bei der Fructose-Intoleranz (Malabsorbtion)), da dieser bei Betroffenen zu lebensbedrohlichen Organreaktionen – im schlimmsten Fall Organversagen – führen kann!

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Eine hereditäre Fructose-Intoleranz besteht ein Leben lang, bislang gibt es keine heilende Therapie.  Auf Grund der eingeschränkten Lebensmittelauswahl müssen u.U. Vitamine und Mineralstoffe ergänzt werden, da sie oft nicht in bedarfsdeckenden Mengen aufgenommen werden können. Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker kann Ihnen in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten dabei helfen, Mangelernährungen oder einer Unterversorgung mit Vitaminen vorzubeugen und die „gesunden“ Organfunktionen zu stärken.

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Dafür stehen einige Methoden der Naturheilkunde und der komplementären Medizin zur Verfügung,  z.B. (alphabetisch):

Wenn Sie oder Ihr Kind unter einer hereditären Fructoseunverträglichkeit leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie beraten Sie gerne. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

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Notwendig ist eine lebenslange fructose- und saccharosefreie Diät. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum Alter von 2-3 Jahren muss die Diät streng eingehalten werden. Konsequente Vermeidung von Fruktose bei früh gestellter Diagnose vermindert das Risiko bzw. verhindert bleibende Organschäden.

Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Toleranz gegenüber Fruktose möglicherweise gering, so dass die Zufuhr von Fruktose geringfügig individuell angepasst werden kann. Im Erwachsenenalter bedingt erlaubt sind (je nach Schwere des Enzymdefekts) fructosearme Gemüse wie grüne Bohnen, Kopfsalat,

Champignons, Broccoli, Blumenkohl, Chinakohl, Grünkohl, Gurken, Spinat, Erbsen, Pilze, Weißkohl, Tomaten, Karotten, Zucchini u.a. Gelegentlich sind auch Kartoffeln erlaubt, wenn diese mindestens 10-20 Tage gelagert, dann geschält, zerschnitten und einen Tag gewässert wurden – besser geeignet sind allerdings Teigwaren oder Reis

Brötchen und alle Brotsorten, die ohne Zucker, Honig, Sirup oder Zuckeralkohole hergestellt sind, gelten (in Maßen) als geeignet, wobei Vollkornmehl mehr Fructose enthält als Auszugsmehl und daher eher gemieden werden sollte.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 13.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.