„Fructose-Intoleranz, intestinale"

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Eigentlich wollte Ricarda nur ein paar Kilos abnehmen und deshalb morgens auf ihr geliebtes Schokocroissant und den Milchkaffee verzichten. Und stattdessen zum Frühstück nur viel gesundes Obst essen. Aber seit ihrer Umstellung plagen sie mittags jetzt häufig Blähungen und manchmal auch Durchfall. Ob das an dem Obst liegen kann?

Was ist eine intestinale Fructose-Intoleranz?

Manche Menschen haben Schwierigkeiten, Fructose (Fruchtzucker) zu verstoffwechseln, wobei grundsätzlich unterschieden werden muss zwischen der seltenen hereditären (erblichen, angeborenen) Fructose-Intoleranz  und der intestinalen Fruktose-Intoleranz bzw. der Fructose-Malabsortion (mal = schlecht, absorbieren = aufnehmen). Letztere bedeutet, dass der Körper nur eine begrenzte Menge Fruchtzucker auf einmal im Darm aufnehmen kann. Es handelt sich somit NICHT um eine Allergie (Immunreaktion). Zurzeit geht die Tendenz dahin, den Begriff Fructose-Malabsortion zu benutzen, wenn nicht alle Fructose aufgenommen werden kann, ohne dass Symptome auftreten. Treten hingegen Symptome auf, wird das zunehmend (aber nicht konsequent) in der Fachliteratur als intestinale Fructose-Intoleranz (wie auch hier in diesem Beitrag) bezeichnet. Häufig werden jedoch die Begriffe „Fruktose-Malabsorption“ und (symptomatische) intestinale Fruktose-Intoleranz gleichbedeutend (synomym) verwendet.

Fructose (Fruchtzucker) ist ein Einfachzucker, der in vielen Lebensmitteln vorkommt, vor allem in Früchten und Fruchtsäften sowie Produkten hieraus wie Marmeladen oder Sirupen, außerdem auch in Honig, Ketchup, Müslis, Fertiggerichten u.v.m. Auch der normale Haushaltszucker (Saccharose) setzt sich aus Fructose und zusätzlich Traubenzucker (Glucose) zusammen.

Die Symptome einer Fructose-Intoleranz treten i.d.R. nicht sofort nach dem Essen auf, sondern erst, wenn die Fructose im Dickdarm gelandet ist (s.u.). Das dauert zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden.

Typische Symptome sind dann (alphabetisch) z.B.:

Ursachen

Fruchtzucker kann vom Körper normalerweise problemlos durch die Darmwand in die Blutbahn aufgenommen werden. Dafür sorgen spezielle Transporteiweiße, die sich in der Schleimhaut des Dünndarms befinden.

Neben dieser aktiven Transportfunktion beteiligen sich aber noch andere biologische Vorgänge an dem Zuckertransport durch die Darmwand. Bei einer Fructose-Intoleranz ist dieser Vorgang gestört und der Fruchtzucker wird nicht vollständig aufgenommen. So gelangt er in tiefer gelegene Darmabschnitte, in den Dickdarm. Die dort natürlicherweise ansässigen Bakterien spalten den Zucker in Gase (Wasserstoff H2 (s.u.), Kohlendioxid, Methan) und Fettsäuren auf, die die typischen Beschwerden (s.o.) auslösen.

Wieviel Fructose vertragen wird und wie stark diese Beschwerden sind, ist individuell ganz unterschiedlich. Es wird noch darüber diskutiert, ob eine Fructose-Intoleranz als Erkrankung bezeichnet werden sollte. Da die Menge an Fructose, die von den Transporteiweißen auf einmal befördert werden kann, natürlich begrenzt und von Person zu Person unterschiedlich ist, könnten die Beschwerden auch einfach an der Menge der aufgenommenen Fructose liegen – zu viel Fructose für zu wenige Transporteiweiße.

Studien legen nahe, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung nach Einnahme von 25 g Fructose eine Fructose-Malabsorbtion aufweist (und von diesen hat wiederum ungefähr ein Drittel Symptome durch die schlecht aufgenommene Fructose (also eine intestinale Fructose-Intoleranz).

Darüber hinaus kann eine intestinale Fructose-Intoleranz auch durch eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut in Folge von Erkrankungen wie akuten Magen-Darm-Entzündungen, Zöliakie, Morbus Crohn oder Medikamenten verursacht werden (sekundäre intestinale Fructose-Intoleranz). Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass bei manchen Menschen verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten gleichzeitig vorliegen. Eine Laktoseintoleranz  geht beispielsweise häufig mit einer intestinalen Fructose-Intoleranz einher. Auch eine Sorbit-Intoleranz kann gemeinsam damit auftreten.

Neuere Untersuchungen legen zudem nahe, dass bei intestinaler Fruktose-Intoleranz auch andere Kohlenhydrate (sog. FODMAP = Fermentable Oligosaccharide, Disaccharides, Monosaccharides and Polyols), die in den Dickdarm gelangen, häufig dieselben Symptome verursachen, so dass es nötig werden kann, auch solche zu meiden.

Diagnose und Abgrenzung

Die Beschwerden (s.o.) der Fructose-Intoleranz sind eher unspezifisch, d.h. sie können auch durch andere Erkrankungen wie eine Laktose-Unverträglichkeit (Link), ein Reizdarmsyndrom, entzündliche Darmkrankheiten wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, Gallen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten u.a. ausgelöst werden. Deshalb sollten diese Ursachen unbedingt ausgeschlossen werden, bevor ohne differenzierte Diagnostik auf Fruchtzucker verzichtet wird.

Die Diagnose der Fructose-Malabsorption wird über den H2-Atemtest geführt. Er misst den Konzentrationsanstieg des Gases Wasserstoff (H2) in der Atemluft. Dieses Gas entsteht nach dem Konsum von (vorher verabreichtem) Fruchtzucker, wenn die Bakterien im Dickdarm die nicht aufgenommene Fructose abbauen. Übersteigt der H2-Wert eine bestimmte Grenze und die typischen Beschwerden treten auf, spricht das für eine intestinale Fructose-Intoleranz.

Wichtig: Der H2-Atemtest mit Fruchtzucker darf keinesfalls bei einer hereditären Fructose-Intoleranz stattfinden. Dies kann zu einem lebensgefährlichen Notfall führen!

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Wurde bei Ihnen eine Fructose-Intoleranz diagnostiziert, kann Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker Sie dahingehend beraten. Einem ganzheitlichen Ansatz entsprechend richtet sich der Blick nicht nur auf die Funktion der Fructose-Transporteiweiße, sondern auf das Verdauungssystem und den erkrankten Menschen insgesamt. Wird als Folge der Erkrankung bereits eine Darmdysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora) festgestellt, kann über den Einsatz von Präparaten der Mikrobiologischen Therapie zur Darmsanierung nachgedacht werden. Hier werden Mikroorganismen, ihre Bestandteile oder Stoffwechselprodukte therapeutisch eingesetzt, um das gesunde bakterielle Gleichgewicht im Darm wieder unterstützend herzustellen.

Das individuelle Beschwerdebild und die persönliche körperliche Anlage und Verfassung sowie psychische Struktur des Menschen (Konstitution) sind Grundlage z.B. einer klassischen homöopathischen Behandlung, während die Orthomolekulare Medizin oftmals helfen kann, Mangelzustände (Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, Aminosäuren) auszugleichen.

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Je nach Befund und Krankenvorgeschichte können auch Mittel der Spagyrik oder Phytotherapie z.B. die Regeneration der Darmschleimhaut unterstützen und allgemein ausgleichend auf den Magen-Darm-Trakt wirken. Unterstützend kann auch mit der Colon-Hydro-Therapie der Darm von eventuellen Schad- und Schlackenstoffen befreit werden. Und auch bei der korrekten Durchführung z.B. des Heilfastens finden Sie kompetente Unterstützung.

Alle diese Möglichkeiten stehen hier jedoch nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Über die bereits genannten Verfahren hinaus bieten die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin weitere an, die auch in Kombination miteinander hilfreich sein können. So z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter einer intestinalen Fructose-Intoleranz leiden oder es vermuten, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie beraten Sie gerne. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

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Zunächst ist eine sorgfältige und fachkundige Diagnosestellung wichtig, da die Symptome oftmals unspezifisch sind und auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden können (s.o.), die zunächst ausgeschlossen werden müssen. Außerdem ist es nicht sinnvoll, Obst generell zu meiden, da sich in Früchten viele gesunde Inhaltsstoffe finden und die Funktionsfähigkeit der Transporteiweiße im Darm nachlässt, wenn Fructose radikal vermieden wird. Das heißt, die u.U. ohnehin schon reduzierte Aufnahme von Fructose über den Darm kann sich noch weiter verschlechtern.

Da es keine allgemeingültigen Grenzwerte für die Zufuhr von Fructose bei Fructose-Intoleranz gibt, ist Ihre verträgliche Fructosemenge somit individuell zu ermitteln. Achten Sie auf Ihren Körper und essen sie das, was Sie gut vertragen.

Um das herauszufinden kann z.B. ein über mindestens 2 Wochen regelmäßig geführtes Ernährungstagebuch hilfreich sein, in dem Uhrzeit, Lebensmittel/Speisen und evtl. Beschwerden notiert werden.

Viele Betroffene vertragen Fructose auf nüchternen Magen weniger gut. Hilfreich kann es auch sein, Fruchtsäfte und Obst nicht pur, sondern zu einer Mahlzeit (etwa als Nachtisch) oder zusammen mit fett- oder eiweißhaltigen Produkten (wenn nicht gleichzeitig eine Laktose-Intoleranz vorliegt), z.B. mit Milchprodukten wie Quark oder Joghurt) zu verzehren. Das verlangsamt die Darmpassage, dem Körper bleibt also mehr Zeit, die Fructose nach und nach aufzunehmen.

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Auch sorbithaltige Fertigprodukte sollten gemieden werden, da Sorbitol die Fructose-Malabsorbtion/Intoleranz verstärken kann. Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff und darf nicht mit Süßstoff verwechselt werden. Genau wie Fructose gehört Sorbit zu den sogenannten Zuckeralkoholen. In manchen Lebensmitteln ist Sorbit natürlicherweise enthalten, hauptsächlich in Früchten (Trockenobst, frische Früchte wie Birnen, Pfirsiche, Aprikosen u.a.) oder Gemüsesorten. Lesen Sie bei Fertigprodukten die Zutatenliste und achten Sie auf Sorbit (E420), Xylit (E967), Mannit (E421), Isomalt oder Palatinit (E953), Maltit (E965), Lactit (E966) und Erythrit (E968).

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 13.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.