„Infektanfälligkeit bei Kindern“

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Schon wieder kommt Benni mit einem Schnupfen aus der Kita. Und das nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Dabei hat das doch gerade erst begonnen. Hoffentlich steckt er nicht wieder die ganze Familie an. Aber in seiner Gruppe ist auch ständig eins der Kinder erkältet. Die stecken sich fortwährend gegenseitig an. Und wenn das vorbei ist, geht’s gleich mit Durchfall oder irgendetwas anderem weiter. Eine scheinbar unendliche Geschichte. Ist das eigentlich normal?

Was bedeutet Infektanfälligkeit bei Kindern?

In der Regel sprühen Kinder nur so vor Gesundheit und Vitalität. Dass sie trotzdem, gerade im Kindergartenalter, so häufig krank sind, hat einen guten Grund: Für die Entwicklung der Kinder ist es wichtig, dass verschiedene körperliche, geistige und seelische Reifungsphasen durchlebt werden. Auch die körpereigene Abwehr muss zunächst noch aufgebaut und trainiert werden.

Die Erreger von Magen-Darm-, Atemwegs- oder Harnwegsinfektionen, Mittelohrentzündung u. v. m.  haben ohne ein entsprechend ausgebildetes Immunsystem leichtes Spiel mit der kindlichen Abwehr. Die zahlreichen Infekte im Kindesalter, oftmals begleitet von Fieber, sind ein Zeichen für die aktive Auseinandersetzung des kindlichen Immunsystems mit seiner Umgebung und somit ein effektives Training für die Ausbildung eigener Abwehrkräfte. So gelten bis zu 10-12 Erkältungen im Jahr im Kindesalter als normal. Dabei ist

die Häufigkeit der Infekte weniger entscheidend als die Schwere des Verlaufs bzw. die jeweils vollständige Regeneration.

Dennoch: Kranke Kinder reagieren sehr unterschiedlich. Um Fieber richtig zu beurteilen, ist es wichtig, dass Sie den Allgemeinzustand Ihres Kindes sorgfältig beobachten. Es gibt Kinder, die auch bei hohen Körpertemperaturen wenig beeinträchtigt sind, andere fühlen sich auch mit nur geringfügig erhöhter Temperatur sehr krank. Bleiben Sie deshalb unbedingt aufmerksam. Sie kennen Ihr Kind am besten. Wenn Ihnen etwas „komisch“ vorkommt, ihr Kind ungewöhnlich reagiert oder Sie einfach unsicher sind, holen Sie sich fachlichen Rat. Bei Fieber (hier gilt: je jünger das Kind, desto eher zum Heilpraktiker oder Arzt) achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr! Säuglinge oder Kleinkinder, die 1-2 Mahlzeiten verstreichen lassen oder apathisch wirken, sollten unbedingt zeitnah untersucht werden!

Ursachen

Im Laufe ihrer Entwicklung durchleben Kinder häufig eine Vielzahl von Erkältungs- und Infektionskrankheiten. Die meisten davon sind Zeichen eines natürlichen Entwicklungsprozesses und dienen dem Aufbau der körperlichen Abwehr genauso wie der Förderung der geistigen und seelischen Entwicklung. Vor allem die, die zwischen der Säuglingszeit und dem Zahnwechsel auftreten. In dieser Phase entwickelt das Kind seine

motorischen und geistigen Fähigkeiten ganz besonders intensiv und das Immunsystem lernt mit „Probeläufen“ eindringende Krankheitserreger zu identifizieren und zu zerstören. Dabei häufig auftretendes Fieber ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Körper all seine Kräfte zur Abwehr mobilisiert. Deshalb sollte in diesem Fall Fieber als Zeichen regulativer, selbstheilender Kräfte nicht vorschnell medikamentös unterdrückt werden.

Konventionelle Behandlung

Die Behandlung eines unkomplizierten viralen Infektes erfolgt üblicherweise symptomatisch:
Ist ein Kind aufgrund einer fieberhaften Infektion stark in seinem Allgemeinbefinden beeinträchtigt oder droht ein Fieberkrampf, ist eine medikamentöse Fiebersenkung angezeigt. Bei (schweren) bakteriellen Infekten kommen auch Antibiotika zum Einsatz.

Medikamente werden Kindern meist oral (über den Mund) verabreicht, gerne als Saft, der von Kindern leicht zu schlucken ist. Auch Tropfen, Sprays oder Zäpfchen werden verordnet.

Achtung: Geben Sie Ihrem kranken Kind niemals Medikamente mit Acetylsalicylsäure aus der Hausapotheke (z.B. Aspirin, ASS). Es besteht bei Kindern unter 16 Jahren die Gefahr eines Reye-Syndroms, einer akuten, teils lebensbedrohlichen Funktionsstörung von Leber und Zentralem Nervensystem!

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Ziel einer naturheilkundlichen oder komplementären Behandlung infektanfälliger Kinder ist es, die regulativen, selbstheilenden Kräfte des Körpers und damit die gesamte Entwicklung des Kindes zu unterstützen. Das gelingt erfahrungsgemäß meistens auch sehr gut, da gerade der kindliche Organismus eine hohe Regulationsfähigkeit besitzt und auf eine naturheilkundliche Behandlung oftmals bereitwillig und unmittelbar reagiert. Allerdings  ist es wichtig, zu bedenken, dass Kinder keine „kleinen Erwachsenen“ sind. Längst nicht jedes Verfahren, das bei „Erwachsenen-Infekten“ die gewünschte Wirkung hat, ist auch für Kinder geeignet. Auch Dosierungen und Behandlungsdauer müssen speziell auf das Kind abgestimmt sein. Dann eignet sich die Naturheilkunde sowohl bei akut bestehenden Infekten, als auch zur Behandlung der Infektanfälligkeit des Kindes.

Als besonders kindgerechtes (aber nicht ausschließliches) Verfahren bei der Behandlung von Infekten gilt z. B. die Homöopathie. Sie berücksichtigt neben den Symptomen auch die spezifischen seelischen und konstitutionellen (die körperliche Anlage und psychische Struktur betreffenden) Voraussetzungen des Kindes. Hat Ihr Kind aufgrund häufiger, wiederkehrender Infekte bereits eine oder mehrere Antibiotikatherapien hinter sich, wird Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker sich z.B. mit Hilfe der mikrobiologischen Therapie um die dadurch möglicherweise geschädigte Darmflora kümmern. Das ist so wichtig, weil „gesunde“ Darmbakterien eine bedeutende Rolle für eine funktionierende Immunabwehr spielen und so helfen, weitere Infekte zu vermeiden. Auch können beispielsweise ernährungstherapeutische Ansätze helfen, ein oftmals überlastetes Lymphsystem zu entlasten.

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Alle o. g. therapeutischen Verfahren sind hier nur beispielhaft genannt und keineswegs erschöpfend für die vielen Möglichkeiten, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die verschiedenen Therapieverfahren stehen entweder als in sich geschlossene Behandlungssysteme wie z.B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder als Kombinationen einzelner Verfahren zur Verfügung. In Frage kommen z.B.  (alphabetisch):

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind sei zu häufig krank, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie nehmen Ihre Sorgen ernst und beraten Sie gerne. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Sellerie Suppe in weißem Suppenteller
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Um im Falle eines akuten fieberhaften Infektes den Genesungsprozess Ihres kranken Kindes bestmöglich zu unterstützen, sorgen Sie für (Bett)Ruhe, am besten in einem abgedunkelten, ruhigen Zimmer. Bleiben Sie in der Nähe, Geborgenheit und Zuwendung sind wichtig und tragen zur Gesundung bei. Wenn Ihr Kind viel schwitzt, sorgen Sie für leichte Kleidung und wechseln Sie durchgeschwitzte Schlafanzüge und Bettwäsche sofort. Achten Sie unbedingt auf eine ausreichende Trinkmenge, bieten Sie z. B. bei Erkältungen Wasser, Tee oder verdünnten Saft an. Und zur Stärkung leichte (Wunsch-)Kost. Ideal ist eine warme Suppe, die bei Atemwegsinfekten die Produktion der Drüsen anregt und so das zähe Sekret verflüssigt.

Wenn Ihr fiebriges Kind warme Füße hat und nicht fröstelt, lässt sich das Fieber mit Wadenwickeln gut senken. Dazu zwei dünne

Leinen- oder Baumwolltücher (so groß, dass sie von den Knöcheln bis zu den Knien des Kindes reichen) in handwarmes (25-30 °C), nicht zu kalt, den Wickel lieber öfter wechseln) Wasser tauchen, auswringen bis sie nicht mehr tropfen, jeweils ein Tuch eng vom Knöchel bis zum Knie um  jeden Unterschenkel wickeln und anschließend die Beine mit einem trockenen Handtuch umwickeln. Wenn der Wickel nicht mehr kühlt (nach ca. 10 Minuten), erneuern – insgesamt dreimal in einer halben Stunde, anschließend tut Ruhe gut. Nach 2 Stunden können Sie die Wadenwickeln wiederholen, wenn die Körpertemperatur noch mehr als 38,5 °C beträgt. (Wadenwickel nur bei einer Körpertemperatur von mehr als 39 °C anwenden. Nicht bei kalten Füßen/Waden oder bei Frösteln anwenden, selbst dann nicht, wenn die Körpertemperatur hoch ist.)

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Auch um Infekten vorzubeugen können Sie Einiges tun: Lassen Sie Ihrem Kind nach einem Infekt ausreichend Zeit, um wieder ganz gesund zu werden; überfordern Sie es nicht, indem Sie es zu früh wieder z. B. in den Kindergarten schicken. Wichtig für Ihr Kind sind außerdem ausreichend Schlaf, rhythmische und strukturierte Tagesabläufe, gesundes, vitaminreiches, abwechslungsreiches Essen und viel Bewegung an frischer Luft. Dabei auf geeignete Kleidung achten, am besten nach dem „Zwiebelschalenprinzip“. So kann ausgezogen oder wieder angezogen werden, ganz nach Temperatur. Auch mehrmals tägliches Händewaschen (v. a. vor dem Essen) kann Infekten vorbeugen!

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 20.07.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.