Mehr Lebensqualität durch Integrative Krebstherapie

16.10.2023 - Eine Studie belegt Wirksamkeit der Misteltherapie bei krebsbedingter Fatigue. Die Wirkung sei vergleichbar mit der von körperlicher Aktivität, aber besonders geeignet für Patient*innen, die sich aufgrund der Erschöpfung kaum noch bewegen können.

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Etwa eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Krebs. Das Gute: Die Erkrankung verliert etwas von ihrem Schrecken, da immer mehr Betroffene sehr gut behandelt werden können und das Risiko, an Krebs zu sterben, hierzulande zurückgeht.

Weltweit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Verfahren, um krebskranke Menschen zu behandeln und zu begleiten. Beim World Congress of Integrative Oncology (WOCOIO) kamen Ende September 2023 in Ludwigsburg bei Stuttgart rund 250 Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt zusammen, um sich auszutauschen.

Integrativmedizinische Behandlung von Krebs

Patientinnen und Patienten entscheiden sich immer häufiger für eine Behandlung, die neben den konventionellen Verfahren (Chemotherapie, Bestrahlung, Operation) ergänzende Verfahren, wie zum Beispiel naturheilkundliche Elemente, Ernährung oder Hyperthermie, umfasst. Die Integrative Onkologie will die konventionellen Krebsbehandlungskonzepte dabei nicht ersetzen, sondern ergänzen, um Nebenwirkungen der konventionellen Behandlungen zu mildern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Viele dieser Möglichkeiten wurden in dem thematisch breit aufgefächerten Kongressprogramm vorgestellt. Unter anderem eine Studie aus Deutschland, die die Wirksamkeit bei krebsbedingter Fatigue untersuchte.

Misteltherapie bei krebsbedingter Fatigue

Krebsbedingte Müdigkeit zählt zu den häufigsten und belastendsten Symptomen von Krebspatient*innen. Eine erfolgsversprechende Möglichkeit, diese sogenannte krebsbedingte Fatigue zu behandeln, hat Florian Pelzer von der Universität Witten/Herdecke beim World Congress of Integrative Oncology vorgestellt. Ziel seiner systematischen Überprüfung war es, die Effekte von Mistelextrakten in der Behandlung von krebsbedingter Müdigkeit in einer Metaanalyse darzustellen.

Für ihren systematischen Review überprüften die Wissenschaftler*innen randomisierte kontrollierte Studien und nichtrandomisierte Studien (NRSIs) zu Interventionen bei Krebspatient*innen. Eine Metaanalyse mit 12 randomisiert kontrollierten Studien umfasste 1494 Teilnehmer*innen und eine Metaanalyse mit sieben retrospektiven NRSIs mit 2.668 Teilnehmenden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Mistelextrakten eine Wirkung auf krebsbedingte Müdigkeit hat, die vergleichbar ist mit der von körperlicher Aktivität.

„Aufgrund der gegenwärtigen Metaanalysen können wir zeigen, dass durch die Gabe von Mistelextrakten Menschen, die an Krebs erkrankt sind, weniger Müdigkeit erleben und ihren Alltag besser bewältigen können“, sagt Florian Pelzer. Die Leitlinie zur Behandlung von krebsbedingter Fatigue empfiehlt Betroffenen Bewegung und Sport, um den Muskelmetabolismus anzuregen. Viele Betroffene sind aber so erschöpft, dass sie sich kaum bewegen können. Die Misteltherapie sei eine der ganz wenigen pharmakologischen Möglichkeiten, die den Patientinnen und Patienten gegen ihre tiefe Müdigkeit hilft, so Pelzer weiter.

Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Heterogenität zwischen den Studien in beiden Metaanalysen hoch war und die meisten Studien ein hohes Risiko für Verzerrungen aufwiesen.

Originalpublikation

Florian Pelzer, Martin Loef, David D. Martin, Stephan Baumgartner. Cancer-related fatigue in patients treated with mistletoe extracts: a systematic review and meta-analysis, 2022: https://link.springer.com/article/10.1007/s00520-022-06921-x

Quelle: Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD)