Mikrowelle setzt Mikro- und Nanoplastik frei

25.09.2023 - Kunststoffbehälter für die Mikrowelle können beim Erhitzen Milliarden Nano- und Mikroplastikpartikel freisetzen und an Lebensmittel abgeben, so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Nebraska-Lincoln.

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Die Forschenden untersuchten in der Studie die Freisetzung von Mikroplastik und Nanokunststoffen aus Kunststoffbehältern und wiederverwendbaren Lebensmittelbeuteln unter verschiedenen Verwendungsszenarien, wobei deionisiertes Wasser und dreiprozentige Essigsäure als Lebensmittelsimulanzien für wässrige und saure Lebensmittel verwendet wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass beim Erhitzen in der Mikrowelle am meisten Mikro- und Nanoplastik freigesetzt und an Lebensmitteln abgegeben werden, verglichen mit anderen Verwendungsszenarien wie Kühlung oder Lagerung bei Raumtemperatur.

Einige Behälter setzen innerhalb von drei Minuten nach dem Erhitzen in der Mikrowelle bis zu 4,22 Millionen Mikroplastik- und 2,11 Milliarden Nanoplastikpartikel aus nur einem Quadratzentimeter Kunststofffläche frei. Auch bei Kühlung und Lagerung bei Raumtemperatur für mehr als sechs Monate können ebenfalls Millionen bis Milliarden Mikro- und Nanoplastikpartikel freigesetzt werden, allerdings in weitaus geringerem Maße. Lebensmittelbeutel auf Polyethylenbasis setzten mehr Partikel frei als Kunststoffbehälter auf Polypropylenbasis.

Die Ergebnisse der Expositionsmodellierung deuten darauf hin, dass die höchste geschätzte tägliche Aufnahmemenge bei 20,3 Nanogramm pro Kilogramm pro Tag für Säuglinge liegt, die mikrowellenerhitztes Wasser trinken, und bei 22,1 Nanogramm pro Kilogramm pro Tag für Kleinkinder, die mikrowellenerhitzte Milchprodukte aus Polypropylenbehältern verzehren. Darüber hinaus zeigte eine In-vitro-Studie zur Bewertung der Zelllebensfähigkeit, dass die extrahierten Mikro- und Nanokunststoffe, die aus Kunststoffbehältern freigesetzt werden, bei einer Konzentration von 1000 μg/ml nach 48- beziehungsweise 72-stündiger Exposition den Tod von rund 77 Prozent der menschlichen embryonalen Nierenzellen (HEK293T) verursachen können. Das bedeutet zwar nicht zwingend, dass auch die Nieren des Körpers Schaden nehmen, denn wahrscheinlich erreichen die Plastikpartikel sie gar nicht. Ihre Untersuchung demonstriere trotzdem, wie schädlich Mikro- und Nanoplastik tendenziell sein könnten, auch wenn bisher die Gefahr für den menschlichen Organismus wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt sei, erklären die Forschenden.

Originalpublikation

Hussain KA, Romanova S, Okur I et al. Assessing the Release of Microplastics and Nanoplastics from Plastic Containers and Reusable Food Pouches: Implications for Human Health. Environ Sci Technol. 2023 Jul 4; 57(26): 9782-9792. doi: 10.1021/acs.est.3c01942