Schlaganfall: Mit Akupunktur Sprachstörungen bei Aphasie behandeln

11.03.2024 - Manuelle Akupunktur-Behandlungen können das Sprachvermögen von Schlaganfall-Patient*innen mit Broca-Aphasie im Vergleich zu einer Schein-Akpunkturbehandlung signifikant verbessern. Zu diesem Ergebnis sind chinesische Wissenschaftler*innen gekommen.

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Aphasien sind erworbene Sprachstörungen, die in 80 Prozent der Fälle durch einen Schlaganfall entstehen. Man unterscheidet verschiedene Aphasie-Arten, eine davon ist die Broca-Aphasie (motorische Aphasie). Betroffene behalten zwar überwiegend ihr allgemeines Sprachverständnis, doch haben sie Probleme beim Sprechen. So sprechen sie häufig in kurzen, einfachen Sätzen oder reihen Wörter einzeln aneinander. Außerdem ist der Sprachfluss häufig stark verlangsamt und die Patient*innen suchen nach passenden Wörtern.

Die chinesischen Wissenschaftler*innen gingen nun der Frage nach, ob Akupunktur sich auf die Sprachfunktion, die neurologische Funktion und die Lebensqualität bei Patient*innen mit motorischer Aphasie nach Schlaganfall auswirkt.

Dazu führten sie eine multizentrische, scheinkontrollierte, randomisierte klinische Studie in drei Krankenhäusern der Tertiärversorgung in China mit erwachsenen Patient*innen mit motorischer Aphasie nach Schlaganfall durch. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) einer Gruppe für manuelle Akupunktur (MA) oder Scheinakupunktur (SA) zugeteilt. Erfasst wurden die Sprachfunktion, neurologische Funktionen und die Lebensqualität der Proband*innen.

Die MA wurde nach dem standardmäßigen Xing-Nao Kai-Qiao Akupunkturprotokoll mit einem festgelegten Einstichwinkel, Tiefe, Manipulationsrichtung und -häufigkeit sowie Verweildauer an acht festgelegten Akupunkturpunkten durchgeführt. Dabei wurde ein spezifisches Gefühl (De Qi-Sensation) während der Akupunkturstimulation ausgelöst. Für die Sham-Akupunktur-Gruppe (SA) wurden acht Scheinakupunkturpunkte, einschließlich Nicht-Akupunkturpunkten und Nicht-Meridianen, in einer seitlichen Öffnung von 1 cun in horizontaler Richtung genadelt, ohne eine De Qi-Empfindung auszulösen. Die Behandlung wurde sowohl in der MA- als auch in der SA-Gruppe über 30 Sitzungen in sechs aufeinanderfolgenden Wochen durchgeführt (5 Sitzungen pro Woche, 60 Minuten pro Sitzung). Parallel erhielten beide Gruppen Sprachtraining und eine konventionelle Behandlung.

Der primäre Endpunkt war der Aphasie-Quotient (AQ) nach dem Western Aphasia Battery (WAB), einen Standard-Instrument zur Beurteilung der Sprachfunktion von Erwachsenen mit Verdacht auf Aphasie als Folge eines Schlaganfalls, einer Kopfverletzung oder Demenz. Primärer Co-Endpunkt war der Wert des „Chinese Functional Communication Profile (CFCP)“ ebenfalls nach 6 Wochen.

Von den ursprünglich 252 randomisierten Patienten (davon 198 Männer [78,6 %]; mittleres Alter von 60,7 Jahren) wurden 231 in die modifizierte Intention-to-treat-Analyse einbezogen (115 in der MA-Gruppe und 116 in der SA-Gruppe). Die Patient*innen mit motorischer Aphasie nach Schlaganfall, die sechs Wochen lang mit MA behandelt wurden, zeigten im Vergleich zu denen, die SA erhielten, statistisch signifikante Verbesserungen der Sprachfunktion, der Lebensqualität und der neurologischen Beeinträchtigung von der sechsten Behandlungswoche bis zum Ende der Nachbeobachtung sechs Monate nach Beginn der Erkrankung.

Originalpublikation

Li B et al.: Effect of Acupuncture vs Sham Acupuncture on Patients With Poststroke Motor AphasiaA Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2024;7(1):e2352580. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.52580