Therapie gegen Spinnenangst reduziert auch Höhenangst

15.01.2024 - Lange ging man davon aus, dass es verschiedene Expositionstherapien braucht, um verschiedene Ängste zu behandeln. Eine neue Bochumer Studie zeigt nun, dass eine Expositionstherapie gegen eine spezifische Angst auch andere Ängste mildern kann.

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Die Wissenschaftler hatten 50 Menschen mit Spinnen- und Höhenangst untersucht. Obwohl sie nur die Spinnenangst therapierten, reduzierte sich dadurch auch die Höhenangst.

Eine Angst kommt selten allein. Patient*innen , die eine Angststörung haben, entwickeln in der Folge häufig eine weitere. Die wirksamste Behandlungsmethode ist die Exposition: Die Betroffenen stellen sich unter psychotherapeutischer Begleitung den angstauslösenden Situationen oder Reizen und lernen so, ihre Angst zu bewältigen.

„Lange Zeit ging man davon aus, dass bei mehreren Ängsten entsprechend auch mehrere, auf die Angst zugeschnittenen Expositionen nötig sind“, erklären die Studienautoren. Diese Annahme stellt das Bochumer Forschungsteam nun infrage. Bei 50 Proband*innen erhoben die Forschenden die Angst vor Spinnen und Höhe vor und nach einer Expositionstherapie gegen Spinnenangst. Als Maß dienten zum einen subjektive Angaben aus spezifischen Fragebögen für Spinnen- und Höhenangst. Zum anderen erhoben die Forschenden quantitative Verhaltensmaße, etwa wie nah sich die Teilnehmenden an die Spinnen herantrauten oder wie weit sie einen hohen Kirchturm erklimmen konnten.

Universellere Therapiemethoden denkbar

Durch die Expositionstherapie gegen Spinnenangst reduzierte sich nicht nur die Angst vor Spinnen, sondern auch vor der Höhe. Ein signifikanter Effekt zeigte sich sowohl in den subjektiven als auch in den Verhaltensmaßen: Die Höhenangst nahm durch die Exposition mit Spinnen im Durchschnitt um 15 Prozent ab.

Wie der Übertragungseffekt von der einen Angst zur anderen zustande kommt, ist bislang unklar. Assoziative Lernprozesse könnten den Effekt nicht gänzlich erklären. Der Generalisierungseffekt könnte jedoch durch eine Zunahme der Selbstwirksamkeit infolge der Expositionstherapie entstanden sein, vermuten die Forschenden. Vielleicht gebe es aber auch einen gemeinsamen Nenner zwischen Spinnen- und Höhenangst, der nicht offensichtlich ist. Das müssten weitere Untersuchungen zeigen.

Originalpublikation

Kodzaga, I., Dere, E. & Zlomuzica, A. Generalization of beneficial exposure effects to untreated stimuli from another fear category. Transl Psychiatry 13, 401 (2023). https://doi.org/10.1038/s41398-023-02698-7

Quelle: Ruhr-Universität Bochum