WHO-Gipfel: Verstärkte wissenschaftliche Standards für traditionelle Medizin

21.08.2023 - Der erste Weltgipfel für traditionelle Medizin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2023 ging am 18. August in Indien zu Ende. Die unterschiedlichen Interessenvertreter verpflichteten sich nachdrücklich, das Potenzial der evidenzbasierten traditionellen, komplementären und integrativen Medizin (TCIM) zu nutzen, um die gesteckten Ziele einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung und nachhaltigen Entwicklung bis 2030 zu erreichen.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtete vom 17.08.–18.08.203 ihren ersten internationalen Gipfel zur traditionellen Medizin aus. Der Weltgipfel zur traditionellen Medizin fand parallel zu einem Treffen der Gesundheitsminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in Gandhinagar im indischen Bundesstaat Gujarat statt. An dem Gipfel nahmen Gesundheitsminister aus den G20-Staaten und anderen Ländern, Wissenschaftler, Praktiker der traditionellen Medizin, Gesundheitsfachkräfte und Mitglieder der Zivilgesellschaft aus 88 Ländern teil.

Das Gipfeltreffen bot allen Beteiligten eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zu bewährten Verfahren und als Forum für die Entwicklung von Ideen zur Zusammenarbeit. Zu den Teilnehmeenden gehörten auch eine Vielzahl von Vertretern unterschiedlicher indigener Völker aus verschiedenen Regionen der Welt (u. a. Australien, Bolivien, Brasilien, Kanada, Guatemala und Neuseeland), für die viele TCIM-Ansätze nicht nur für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für die Kultur und den Lebensunterhalt eine grundlegende Rolle spielen.

Fakten und Innovationen schaffen

Vorläufige Ergebnisse der auf dem Gipfeltreffen vorgestellten WHO-Untersuchung „Global Survey on Traditional Medicine 2023“ zeigen, dass rund 100 Länder über nationale Strategien zum Umgang mit TCIM verfügen. In vielen WHO-Mitgliedstaaten zählen TCIM-Behandlungen zu den wichtigen Arzneimitteltherapien, Gesundheitsleistungen und werden von den nationalen Krankenversicherungen übernommen. Eine große Mehrheit der Menschen nutzt traditionelle, komplementäre und integrative Verfahren zur Therapie, Prävention und im Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten sowie zur Palliativversorgung und Rehabilitation.

Dr. Bruce Aylward, stellvertretender WHO-Generaldirektor für universelle Gesundheitsversorgung, betonte die Notwendigkeit einer stärkeren Evidenzbasis – eine Priorität der WHO –, damit die Länder in der Lage sind, angemessene Regulierungen und Strategien für die traditionelle, komplementäre und integrative Medizin zu entwickeln.

Auf dem Gipfeltreffen wurde auch die Rolle hervorgehoben, die künstliche Intelligenz bei der Auswertung wichtiger Daten haben kann und wie diese helfen können, die TCMI-Verfahren zu ermitteln, bei denen eine weitergehende wissenschaftlich Evaluierung sinnvoll ist. Diese Erkenntnisse können schließlich in politischen Maßnahmen münden, die den sicheren und wirksamen Einsatz der traditionellen Medizin in den Gesundheitssystemen beschleunigen.

Gemeinsames Handeln für einen gesünderen Planeten und gesündere Menschen

Zum Abschluss des Gipfels sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Kluge: „Gemeinsam haben wir den Status quo, der viel zu lange die verschiedenen Ansätze in Medizin und Gesundheit voneinander getrennt hat, sanft aufgerüttelt. Das Ziel sei, enger zusammenzuarbeiten, um optimale Wege zu finden, die traditionelle, komplementäre und integrative Medizin gut unter das Dach der primären und allgemeinen Gesundheitsversorgung zu bringen. Er fügte hinzu: „Wir haben erneut betont, wie wichtig es ist, bessere Erkenntnisse über die Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität der traditionellen und komplementären Medizin zu gewinnen. Das bedeutet innovative Methoden zur Bewertung und Evaluierung der Ergebnisse“.

Dr. Shyama Kuruvilla, Senior Strategic Adviser und Leiterin des WHO Traditional Medicine Global Centre, die auch die Organisation des Gipfels leitete, sagte: „Wir haben viel über die bestehenden Strategien, Instrumente und Praktiken gelernt. Aber es ist klar, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, wenn wir die Wissenschaft nutzen wollen, um das volle Potenzial der TCIM-Ansätze zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen im Einklang mit dem Planeten, der uns erhält, zu verstehen, zu entwickeln und zu nutzen.“

Das zusammenfassende Dokument des Gipfels enthielt Schlussfolgerungen und Zusagen der Teilnehmenden zu weitreichenden Themen wie globale Politik, Führung, Innovation, Arbeitskräfte im Gesundheitswesen, Daten, Evidenz, Überwachung, Regulierung, Rechtsrahmen sowie Schutz der biologischen Vielfalt und nachhaltige Entwicklung.

Quelle: WHO Traditional Medicine Global Summit 2023 https://www.who.int/news-room/events/detail/2023/08/17/default-calendar/the-first-who-traditional-medicine-global-summit

Informationsseite der WHO zu Traditional, Complementary and Integrative Medicine (TCI):  https://www.who.int/health-topics/traditional-complementary-and-integrative-medicine#tab=tab_1