Wie wirken stark verarbeitete Lebensmittel auf die Gesundheit?

18.12.2023 - Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods - UPF) konsumieren, haben wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das zeigen die meisten Studien, die ein Team der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ausgewertet hat.

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Für den Beitrag „Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel und ernährungsmitbedingte Erkrankungen: Eine systematische Übersichtarbeit“ konnten die Autorinnen aus der DGE und dem Max Rubner-Institut (MRI) 37 Studien in einer systematischen Literaturrecherche identifizieren und auswerten. Die Veröffentlichung fasst den aktuellen Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen dem Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel und dem Auftreten von Übergewicht/Adipositas, Bluthochdruck (Hypertonie), Metabolischem Syndrom, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Allergien zusammen.

Demnach haben Erwachsene mit einem hohen Konsum stark verarbeitete Lebensmittel wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für das Metabolische Syndrom und Allergien gibt es nicht genügend Daten, um Aussagen zum Zusammenhang mit dem UPF-Verzehr machen zu können; für Übergewicht/Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sind die Ergebnisse in den eingeschlossenen Studien heterogen.

Etwa 50 % der Energieaufnahme stammen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln (UPF)

Süßigkeiten, Gebäck, frittierte Snacks, Würstchen, Fleischersatzprodukte, Brotaufstriche und Fertiggerichte sind Beispiele für häufig stark verarbeitete Lebensmittel. In Deutschland stammten laut Berechnungen der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) bereits Anfang der 2000er-Jahre etwa 50 % der gesamten Energieaufnahme von Erwachsenen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln. Ihr Konsum wird mit Adipositas und chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes sowie einer erhöhten Sterblichkeitsrate in Verbindung gebracht. Der beobachtete Zusammenhang basiert bislang weitestgehend auf Querschnitt- und Kohortenstudien, die die zugrundeliegenden Wirkmechanismen wenig untersucht haben.

Weitere Forschung zu stark verarbeiteten Lebensmitteln erforderlich

Bis auf eine Studie verwenden alle einbezogenen Arbeiten die NOVA-Klassifizierung. Dieses Klassifizierungssystem ist zwar hilfreich, hat jedoch gewisse Einschränkungen, u. a., weil es bei der Zuordnung von Lebensmitteln nach dem Verarbeitungsgrad Interpretationsspielraum lässt, sodass der UPF-Anteil an der Ernährung unter Umständen verzerrt eingeschätzt wird. Für zehn der eingeschlossenen Studien wurde ein moderates und für 27 Studien ein hohes Risiko für Verzerrungen festgestellt. Das Autorinnenteam betont, dass weitere Beobachtungsstudien und insbesondere auch Interventionsstudien erforderlich seien, um die Wirkungen von stark verarbeiteten Lebensmitteln – u. a. Energiedichte, Lebensmittelstruktur/-matrix, Prozesskontaminanten und Zusatzstoffe – auf die Gesundheit besser zu verstehen und mögliche Empfehlungen für den Anteil an UPF an der täglichen Ernährung ableiten zu können. Diese sollten eindeutige Kriterien für die Klassifikation von Lebensmitteln nach ihren Verarbeitungsgraden anwenden und für UPF validierte Ernährungserhebungsinstrumente einsetzen.

Die Vorveröffentlichung des „Kapitel 9: Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel und ernährungsmitbedingte Erkrankungen: Eine systematische Übersichtarbeit“ finden Sie hier.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)