Wirkstoff aus Heilpflanze hilft gegen Hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs - Melanom
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Obwohl das maligne Melanom nur vier Prozent aller Hautkrebserkrankungen ausmacht, ist es für fast 80 Prozent der Todesfälle durch Hautkrebs verantwortlich. Bei früher Erkennung lässt sich der Tumor gut behandeln, doch sobald der Krebs Metastasen gebildet hat, breitet er sich aggressiv aus und die Heilungschancen sinken rapide. Das liegt auch daran, dass es kaum langfristig effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Ein vielversprechender Kandidat für einen Wirkstoff gegen das Maligne Melanom scheint aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu kommen, für dessen Wirksamkeit erste Belege gefunden zu sein scheinen. In einem internationalen Projekt wurde der Wirkstoff an Krebszellen und an Mäusen erfolgreich getestet. Darüber hinaus gelang es, den Wirkstoff zu modifizieren und die Wirkung weiter zu verbessern.

Hunderte Pflanzenextrakte analysiert

Ausgangspunkt der Studie war die Frage, welche Pflanzen in der TCM als Heilmittel gegen krebsähnliche Erkrankungen verwendet werden und ob sich daraus ein Wirkstoff gegen Krebs gewinnen lässt. Die Definition des Begriffs Krebs variiert zwischen der TCM und der westlichen Medizin, deshalb waren alle Mittel interessant, die gegen Krebs aber auch krebsähnliche Krankheiten verabreicht werden. In einem Pilotprojekt wurde eine Datenbank mit mehreren hundert potenziellen Pflanzen erstellt, davon 76 ausgewählt und aus getrockneten Proben 253 Extrakte hergestellt und an verschiedenen Krebszellen getestet. Dabei wurde eine Pflanze identifiziert, die aussichtsreich genug für weitere Studien schien. Der wissenschaftliche Name der Pflanze ist Onosma paniculata Bureau & Franch., eine Art von Lotwurz.

Wirkstoff erfolgreich getestet

Die Wissenschaftler*innen testeten eine Substanz namens β-β-Dimethylacrylshikonin, die sie aus der Pflanze gewonnen hatten, direkt an Zellen von Malignen Melanomen. Dabei konnten sie die Wirksamkeit belegen. Die Substanz zerstörte die Krebszellen. Die Ergebnisse ermunterten das Forschungsteam zu ersten In-vivo-Tests. Dabei wurden an Hautkrebs erkrankte Nacktmäuse mit dem Mittel behandelt, indem man es direkt in die Tumoren spritzte, um zu sehen, ob es Nebenwirkungen gibt. Auch das war erfolgreich. Es zeigten sich keine Nebenwirkungen und die Tumoren veränderten sich und starben ab. Dabei wurde sowohl Apoptose (kontrolliertes Absterben der Zellen) beobachtet, als auch Nekrose (unkontrolliertes Absterben).

Wirksamkeit erhöht

Danach haben die Forscher*innen versucht, die Substanz zu modifizieren, um zu sehen, ob sie die Wirksamkeit noch verbessern können. Von mehreren versuchten Modifikationen zeigte sich ein bestimmtes Shikoninderivat als besonders wirkungsvoll. Die Substanz eignet sich theoretisch zur Entwicklung eines Medikaments, doch bis ein solches verfügbar ist, ist der Weg noch weit. Dazu sind größere Studien nötig. Und auch die Art der Verabreichung ist noch offen.

TCM als Inspiration

Die TCM war für die Forscher*innen nur die Inspiration zu dem neuen Wirkstoff war. Wie die Pflanze in der TCM genau wirkt, sei weiterhin nicht geklärt. Es ist nicht klar, wie diese bei der traditionellen Anwendung in der TCM seine Wirkung entfaltet. In der TCM wird üblicherweise nicht nur eine einzelne Pflanze verwendet, meist geht es um eine Mischung, die auf verschiedene Arten zubereitet werden kann. Die Pflanzen werden meist als Tee zubereitet und längere Zeit zwei Mal ausgekocht. Als die Firscher*innen die Pflanze auf diese Art ausgekocht haben, sahen sier die Antitumorwirkung im Zellkulturexperiment nicht. Allerdings weisen sie darauf hin, dass es in der TCM auch eine Zubereitungsmethode mittels Öl gibt, das auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen wird. Darin sind die wirksamen Shikonine in höherer Konzentration enthalten.

Im Lauf des Projekts fand man außerdem eine Möglichkeit, die als TCM-Mittel verkauften Lotwurz-Arten auf ihre Identität zu testen. Es gibt Wurzeln, die den in der Studie untersuchten Pflanze sehr ähnlich sehen und die Wissenschaftler*innen haben festgestellt, dass in China die Arten oft unter falschen Namen verkauft werden. Das sei problematisch, weil in manchen der verkauften Pflanzen Stoffe enthalten sind, die schädlich sein können. Das Forschungsteam fand eine dünnschichtchromatografische Methode, mit der die Pflanzen unterschieden werden können, und die einfach genug ist, um etwa auch in Apotheken anwendbar zu sein.

Quelle

scilog

Originalpublikation

Kretschmer N, Deutsch A, Durchschein Ch et al.: Comparative Gene Expression Analysis in WM164 Melanoma Cells Revealed That β-β-Dimethylacrylshikonin Leads to ROS Generation, Loss of Mitochondrial Membrane Potential, and Autophagy Induction. Molecules. 2018 Nov; 23(11): 2823. Published online 2018 Oct 30

Durchschein C, Hufner A, Rinner B et al.: Synthesis of Novel Shikonin Derivatives and Pharmacological Effects of Cyclopropylacetylshikonin on Melanoma Cells, in: Molecules 2018 Oct 30;23(11)