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Konzept und Wirkung
Brücke
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Die Hypnose ist schon seit Jahrtausenden ein Bestandteil der Heilungsriten verschiedenster Völker und Kulturen und blickt auf eine lange Tradition als medizinisches und psychotherapeutisches Heilverfahren. Im 19. Jahrhundert arbeitete der Wiener Nervenarzt und Begründer der Psychoanalyse, Siegmund Freud (1856-1993), mit der Methode, im 20. Jahrhundert u. a. die Deutschen Oskar Vogt (1870-1959), Johannes Heinrich Schultz (1884-1970, der daraus das Autogene Training entwickelte) und der Amerikaner Milton H. Erickson (1901-1980). Er entwickelte eine neue Form der Hypnose, die Hypnotherapie, die heute als eine der modernsten Formen der Hypnose gilt und aus der sich weitere psychologische Methoden wie z. B. das Neurolinguistische Programmieren (NLP) entwickelten. Die Wirksamkeit der Hypnose konnte in wissenschaftlichen Studien belegt werden.

Eine weitere eigenständige Form der Hypnose bilden die analytischen (aufdeckenden) Verfahren, wie die Fokalanalyse (Fokusorientierte Hypnose; anhand der Symptome wird der Ursprung gesucht) und die Lebensgeschichtliche Analyse in Hypnose (hier wird die Lebensgeschichte des Klienten in Hypnose aufgearbeitet). Beide Verfahren wurden von Werner Meinhold (geb. 1944) entwickelt und zeichnen sich dadurch aus, dass sie tiefenpsychologisch orientiert sind.

Hypnose (griech. hypnos = Schlaf) bezeichnet einen Zustand tiefer Entspannung, bei dem die Aufmerksamkeit für äußere Reize vermindert ist und sich der Patient so besser auf seine „Innenwelt“ konzentrieren kann. Dieser Zustand ist vergleichbar mit dem in alltäglichen Situationen, z. B. bei Tagträumen oder bei der Vertiefung in ein besonders fesselndes Buch oder einen spannenden Film. Man ist ganz „versunken“, das Bewusstsein konzentriert sich ausschließlich auf diese eine Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit für die Umwelt ist eingeschränkt, das Zeitgefühl verändert. Gleichwohl kann der Hypnotisierte auch aktiv Tätigkeiten übernehmen, Problemlösungen finden und auch körperlich in Aktion treten (z. B. Alpha-Lernen, Prüfungen stressfrei bestehen). Die Hypnose-Therapie nutzt diesen Zustand der sogenannten „Trance“ für therapeutische Zwecke.

Da die Hypnosetherapie davon ausgeht, dass sich viele Probleme und Konflikte im Unbewussten manifestieren, können in der Tiefenentspannung verdrängte problematische oder schmerzhafte Erfahrungen oder Erinnerungen aufgedeckt, verarbeitet und bewältigt sowie neue „gesunde“ Verhaltensmuster integriert und gestärkt werden. Dabei findet kein – wie fälschlicherweise oft angenommen – Verlust der Kontrolle oder des Willens des Patienten statt. Vielmehr behält der Patient Kontrolle und Selbstbestimmung, was eine gewisse grundsätzliche Bereitschaft des Patienten, sich hypnotisieren zu lassen, für die Therapie voraussetzt.

Anwendung
Während der Hypnose-Therapie sitzt oder liegt der Patient ganz entspannt in ruhiger, sicherer und geborgener Atmosphäre, eventuell unterstützt durch besonders schönes Licht oder sanfte Musik. Der Therapeut bittet seinen Patienten, sich bestimmte angenehme Bilder, Situationen oder Gefühle vorzustellen (Suggestion). Meist konzentriert sich der Patient auf einen Gegenstand, z. B. ein Pendel oder eine Farbtafel, während der Therapeut mit ruhiger Stimme entspannende und vertiefende Anweisungen gibt, z. B. „Ihre Augenlider werden schwer“ (Fixation). Mit Hilfe dieser Vertiefung wird der Zustand der Trance erreicht.

Unterschieden werden drei Stadien der Hypnose: die leichte Hypnose (leichter Entspannungszustand), die mittlere Hypnose (das Bewusstsein ist kaum noch aktiv, das Unterbewusstsein kann angesprochen werden, der Patient kann sich an das Geschehen erinnern) und die Tiefenhypnose (das Wachbewusstsein ist vollkommen ausgeschaltet). Während der Trance ist es dem Therapeuten möglich, Probleme anzusprechen oder seelische Konflikte aufzudecken, die dem Patienten in wachem Zustand u. U. gar nicht bewusst waren. Auch heilsame Sätze kann der Therapeut in das Unterbewusstsein des Patienten einbinden und so krankmachende Vorstellungen und Verhaltensweisen durch positive, stärkende ersetzen.

Am Ende der Hypnose-Sitzung führt der Therapeut seinen Patienten vorsichtig und sanft aus dem Zustand tiefer Entspannung zurück.

Anwendungsbeispiele (alphabetisch)
  • Abhängigkeiten aller Art (Sucht)
  • Ängste (z. B. Flugangst, Prüfungsangst)
  • Asthma
  • Aufmerksamkeits-/Verhaltensstörungen bei Kindern
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Depressive Verstimmungen und Depressionen
  • Geburtsvorbereitung
  • Gewichtsreduktion (Begleitung dabei)
  • Heilungsförderung nach Verletzungen, Verbrennungen, Brüchen
  • Juckreiz, Missempfindungen
  • Kopfschmerzen (chronisch) und Migräne
  • Neurodermitis
  • Neurotische Störungen
  • Panikattacken
  • Psychosomatische Erkrankungen (durch seelische Belastungen ausgelöste körperliche Krankheiten)
  • Reizdarm
  • Schlafstörungen
  • Sexualstörungen
  • Tinnitus

Desweiteren: Leistungssteigerung in Beruf oder beim Sport, Nebenwirkungsmanagement bei Krebs (Begleitung bei Chemotherapie oder Bestrahlung, z. B. durch Erzeugung positiver Grundstimmung) sowie Operationsvor- und -nachbereitung mit Beschleunigung des Heilungsprozesses.

Gegenanzeigen/Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Risiken

Die Hypnose-Therapie sollte nicht angewendet werden bei Patienten mit Psychosen, stark ausgeprägter Hypotonie (stark erniedrigtem Blutdruck) oder sehr alten Menschen mit Demenz.

Nebenwirkungen und Risiken bestehen außer bei den vorgenannten Erkrankungen nur im unsachgemäßem Einsatz der Hypnose. Besteht beim Klienten eine nicht erkannte latente Psychose, könnte eine zu tief führende Hypnose einen psychotischen Schub auslösen. Bei jeder

tiefer ausgeprägten Depression muss der Grad der potentiellen Suizidalität (Neigung, Selbstmord zu begehen) ermittelt werden. Werden traumatische Erfahrungen behandelt, muss hier schonend und empathisch (einfühlsam) vorgegangen werden, um den Patienten nicht zu überlasten. Sinnvoll sind hier zwischen den aufdeckenden und verarbeitenden Sitzungen stützende Behandlungen.

Kosten
Die Kosten sind abhängig von der Dauer der Hypnosesitzung und evtl. von der angewandten Methode. Sie betragen i. d. R. ca. 60 bis 120 EUR pro Sitzung. Wie viele Sitzungen sinnvoll sind und welche Kosten Ihnen dadurch entstehen, besprechen Sie am besten schon im Vorfeld mit Ihrem Heilpraktiker - er informiert und berät Sie gerne.

Geld
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Autoren, Redaktion und Beratung
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Elvira Bierbach, Heilpraktikerin; Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch:
Reinhold Saldow, Heilpraktiker
Alisowall 6
45721 Haltern
rsaldow@kreativeheilhypnose.de
www.kreativeheilhypnose.de

Weiterführende Literatur

  • Erickson, M. H., Rossi, E. L.: Hypnotherapie: Aufbau - Beispiele - Forschungen (Leben lernen. Bd 49). 14. Aufl., Klett-Cotta, Stuttgart 2016
  • Meinhold, W.: Das grosse Handbuch der Hypnose. 11. Aufl., Mediengruppe Oberfranken, Bamberg 2015

Informationen zu wissenschaftlichen Studien und anderen Quellen z. B. unter

  • Linderung von Angst und Schmerz bei krebskranken Kindern:
    Hilgard/LeBaron 1990
  • Schmerzreizkorrelierte hirnelektrische Potentiale unter Hypnose:
    Revensdorf/Braun/Miltner 1993
  • Hypnotherapie bei HIV und Aids:
    Reiser/Peter/Olbrich/Sprinkart/Leiberich/Müller 1993:
  • Wirkung indirekter Hypnosetechniken bei Prüfungsängsten:
    Revensdorf/Krause 1998

Adressen

DGH Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e. V.
Druffelsweg 3
48653 Coesfeld
dgh-geschaeftsstelle@t-online.de
www.hypnose-dgh.de

DVH Deutscher Verband für Hypnose e.V.
Jahnstr. 35
D-80469 München
info@hypnose-fachverband.de
www.hypnose-fachverband.de

M. E. G. Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e. V.
Waisenhausstr. 55
80637 München
info@meg-hypnose.de
www.meg-hypnose.de

Diese Gesundheitsinformation wurde am 11.08.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.