„Blutdruck, niedriger (Hypotonie)"

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Da ist er wieder – dieser leichte Schwindel. Fast jeden Morgen, wenn Sandra aus dem Bett steigt, wird ihr kurz „taumelig“. Dann muss sie sich kurz irgendwo festhalten oder sich wieder hinsetzen, einen Moment warten, dann geht es wieder. Ob das wohl mit ihrem immer schon recht niedrigen Blutdruck zu tun hat?

Was ist niedriger Blutdruck?

Der Blutdruck wird in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) angegeben. Der erste, systolische Wert bezeichnet den Druck, mit dem das Herz das Blut in die Arterien pumpt. Er ist stets höher als der zweite Wert, der diastolische Druck. Dieser gibt den Druck an, der in den Blutgefäßen herrscht, wenn das Herz zwischen zwei Herzschlägen gerade nicht pumpt, sondern sich mit Blut füllt.

Derzeit gilt ein Wert um die 120/80 mmHg als gesunder Blutdruck. Alles dauerhaft über 140/90 mmHg gilt als zu hoher, regelmäßige Werte von unter 110/60 mmHg (Männer) oder 100/60 mmHg (Frauen) als niedriger Blutdruck. Allerdings unterliegt der Blutdruck immer auch Schwankungen, abhängig z.B. von der Körperposition (liegend, sitzend, stehend, laufend), der körperlichen Aktivität, der Atemqualität und dem Stresslevel, dem allgemeinen Gesundheitszustand, eventuellen Infektionen u.v.m.

Auch Alter, Geschlecht und Lebensweise spielen eine Rolle: Nichtraucher, normalgewichtige Menschen und Sportler haben häufig einen niedrigeren Blutdruck und oft auch einen langsameren Puls. Außerdem leiden bei hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit oder generell bei Wetterwechsel viele Menschen unter Hypotonie.

In der Regel macht ein niedriger Blutdruck keine behandlungsbedürftigen Beschwerden. Im Gegensatz zur Hypertonie (Bluthochdruck), die ein Risiko für den Körper darstellt, ist ein niedriger Blutdruck allein meist harmlos, außer er tritt in Verbindung mit schweren Erkrankungen auf.. Er kann aber auch zu Herzrasen, Blässe, kalten Füßen oder Händen, Müdigkeit und Konzentrationsproblemen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen bis hin zur Ohnmacht (durch den niedrigen Blutdruck wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt) führen. In letzteren Fällen ist eine Abklärung unbedingt erforderlich.

Ursachen

In vielen Fällen hat die Hypotonie keine feststellbare Ursache. Diese sogenannte „essentielle, primäre Hypotonie“ findet sich häufig bei jüngeren Frauen, sehr schlanken Menschen oder in der Pubertät, hat i.d.R. keinen Krankheitswert und muss – so lange symptomfrei - auch nicht behandelt werden. Auch während einer Schwangerschaft oder durch einem Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung z.B. bei Fieber, Erbrechen oder nach extremen sportlichen Leistungen) kann es zu niedrigen Blutdruckwerten kommen, die i.d.R. vorübergehend sind. Fehlen dem Körper Vitalstoffe, kann das ebenfalls Auswirkungen auf den Blutdruck haben, da ein Mangel an Vitalstoffen über verschiedene Mechanismen den Blutdruck beeinflussen kann.

Eine nicht seltene Ursache für niedrigen Blutdruck findet sich in Zusammenhang mit Medikamenten, die gegen andere Erkrankungen eingenommen werden (z.B. bei Medikamenten gegen Parkinson, bei harntreibenden Mitteln (Diuretika), Psychopharmaka u.a.).

Die sekundäre Hypotonie dagegen ist direkte Folge einer anderen Grunderkrankung, z.B. einer Erkrankung der Schilddrüse, einer Herz- oder Niereninsuffizienz, einer Aortenstenose u.a. Derartige organische Ursachen sollten im Zuge der Diagnosestellung unbedingt ausgeschlossen werden.

Häufig ist die Hypotonie auch mit einer orthostatischen Dysregulation (orthostatische Hypotonie) verknüpft. Das bezeichnet eine Regulationsstörung des Herz-Kreislaufsystems: Bei Lagewechseln, besonders beim schnellen Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen, sackt das Blut „nach unten“ in die Beine. Normalerweise gleicht der Körper das aus, indem er die Blutgefäße verengt und den Herzschlag beschleunigt. So kann das Gehirn auch weiterhin ausreichend mit Blut bzw. Sauerstoff versorgt werden. Ist dieser Mechanismus jedoch gestört, kommt es zum Abfall des Blutdrucks, einer Unterversorgung des Gehirns und  zu – i.d.R. nur kurz anhaltenden – Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit, Benommenheit bis hin zur Ohnmacht.

Konventionelle Behandlung

Bei den sekundären (s.o.) Hypotonieformen wird die ursächliche Grunderkrankung behandelt.

Die viel häufigere essentielle Hypertonie (s.o) wird nur in schweren Fällen medikamentös behandelt. Dafür oft verschriebene Arzneimittel sind ß-Blocker (beeinflussen die Wirkung von Stresshormonen im Körper), Diuretika (harntreibende Arzneimittel), Kalziumantagonisten (gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Arzneimittel) ACE-Hemmer (den Gefäßwiderstand mindernde Arzneimittel), Sartane (verhindern einen Blutdruckanstieg) und in manchen  Fällen auch eine Kombination verschiedener Präparate.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Eine essentielle primäre Hypotonie spricht im Allgemeinen gut auf naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren an. Der Ansatz dabei ist ganzheitlich, behandelt werden nicht nur einzelne Symptome, sondern im Blick steht der gesamte Mensch, Körper, Seele und Geist. Die Erkrankung wird nicht als isoliertes Geschehen betrachtet, sondern als mögliche Folge verschiedener, ineinandergreifender Prozesse. Dementsprechend könnte ein mögliches Behandlungsziel besonders bei der primären Hypotonie die Anregung und Kräftigung des Körpers sein. So sollen die in Zusammenhang mit der Hypotonie auftretenden Beschwerden minimiert bzw. behoben werden.

Als Teil eines solchen umfassenden Behandlungskonzepts können z.B. verschiedene Ab- und ausleitende Verfahren zur Anwendung kommen, beispielsweise das trockene Schröpfen. Richtig angewendet kann es allgemein anregend wirken, das Vegetativum (das unwillkürliche Nervensystem, das z.B. die Gefäßspannung beeinflusst) stärken und insgesamt die Regulationsfähigkeit des Körpers verbessern.

Zahlreiche tonisierende, also Körper und Kreislauf anregende und stärkende Mittel finden sich auch in der Homöopathie, Phytotherapie und Spagyrik. Diese Therapieformen eigenen sich auch gut dazu, die mit der Hypotonie einhergehenden Symptome wie Kälte, Schwindel, Kopfschmerz u.a. individuell zu behandeln.

Diagnostiziert Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker in Zusammenhang mit der Hypotonie z.B. einen Mangel an Vitamin B12, Folsäure oder Eisen, kann die orthomolekulare Therapie mit Mikronährstofen oder auch die Ernährungstherapie hilfreich sein. So können z.B. bestimmte Nahrungsmittel und Gewürze u.a. den Kreislauf oder den Stoffwechsel anregen. Wichtig ist hierbei aber immer die individuelle, fachkundige Beratung z.B. durch Heilpraktiker – denn viel hilft nicht immer viel!

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Alle diese Möglichkeiten stehen hier nur beispielhaft für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihren persönlichen Voraussetzungen mit einbezieht und als ganzheitlicher Ansatz den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele versteht. Alle diese Teile sind miteinander verbunden, stehen miteinander in Kommunikation und wollen im Sinne einer umfassenden Behandlung gesehen werden. Dafür bieten die Naturheilkunde und die komplementäre Medizin über die bereits genannten Verfahren hinaus weitere an, die auch in Kombination miteinander hilfreich sein können. So z. B. (alphabetisch)

Wenn Sie unter niedrigem Blutdruck leiden, sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker –  sie nehmen sich für Sie Zeit. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

Körperliches Training ist besonders wichtig. Bewegen Sie sich in Ihrem Alltag so oft und regelmäßig wie möglich. Besonders wirksam sind Ausdauertrainings, die langfristig den Kreislauf stabilisieren können, egal, ob sie tanzen, laufen, Rad fahren... Liegt bei Ihnen eine orthostatische Hypotonie (s.o.) vor, stehen Sie aus dem Liegen nicht gleich auf, sondern setzen Sie sich erst einmal hin und bleiben ein, zwei Minuten sitzen. Geben Sie Ihrem Kreislauf Zeit, sich anzupassen und stehen Sie erst dann vollständig auf.

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen verhindert bei bestehenden Krampfadern das Versacken des Blutes in die Beine. Bei längerem Stehen kann es auch hilfreich sein, mit den Füßen zu wippen.

Trinken Sie morgens gleich nach dem Aufstehen ein Glas Wasser und beginnen Sie den Tag (wenn keine anderen Erkrankungen vorliegen, die dagegen sprechen) mit leichten körperlichen Übungen, Gymnastik oder Yoga, z.B. am offenen Fenster, Trockenbürstungen, Kneipp-Anwendungen oder Wechselduschen. So kommen Sie gut in Schwung.

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Achten Sie zudem auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und verwenden Sie Gewürze wie Kardamom, Ingwer, Chili oder Cayennepfeffer und Kräuter wie Rosmarin, Süßholz oder mit Meerrettich. Sie wirken kurzfristig u.a. anregend und durchwärmend. Verwenden Sie ausreichend (aber nicht übermäßig viel) Salz. Meiden Sie hingegen zu viel Koffein, schwarzen Tee oder Energy-Drinks, da diese die Regulationsfähigkeit der Gefäße beeinträchtigen können.

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 31.01.2023 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.