„Divertikulose“

© BillionPhotos.com - AdobeStock.com

Neuerdings kann Ulf seine ausgiebigen Mittagsmahlzeiten nicht mehr so richtig genießen. Immer nach dem Essen verspürt er Schmerzen im linken unteren Bauchbereich, richtige kleine Krämpfe. Erst nach dem darauffolgenden Stuhlgang wird es wieder besser. Aber neulich hat er obenauf ein bisschen hellrotes Blut entdeckt. Das muss er jetzt aber doch mal untersuchen lassen…

Was ist eine Divertikulose?

Als Divertikel werden Ausstülpungen der gesamten Wand oder von Wandteilen eines Hohlorgans nach außen bezeichnet. Sie können z.B. im Dickdarm (hier das Hohlorgan) entstehen, bedingt durch eine Schwäche der Darmwand in Kombination mit erhöhtem Darminnendruck. Das führt dazu, dass sich die Darmwand nach außen ausstülpt. Divertikel treten meistens linksseitig, im letzten, absteigenden, s-förmigen Dickdarm-Abschnitt (Colon sigmoideum, Sigma) auf. Treten mehrere solcher Ausstülpungen auf, wird das als Divertikulose bezeichnet, im entzündeten Stadium (s.u.) als Divertikulitis. Bedingt durch eine im Alter zunehmende Schwäche des Bindegewebes sind vor allem Ältere und Menschen mit einer anlagebedingten Darmwandschwäche von der Erkrankung betroffen. Darüber hinaus scheinen der Ernährungs- und Lebensstil u.a. eine Rolle zu spielen (s.u.).

Divertikel sind i.d.R. weder schmerzhaft noch gefährlich und bleiben in den meisten Fällen lebenslang unbemerkt. Sie können sich allerdings entzünden (Divertikulitis), bluten und im weiteren Verlauf einreißen (perforieren),

Fisteln bilden (röhrenartige Verbindung zu anderen Organen oder an die Körperoberfläche), durch Vernarbungen zu Engstellen (Stenosierungen) im Dickdarm bis hin zu einem Dickdarmverschluss (mechanischer Ileus)  und zu weiteren Komplikationen führen.

Bei einer Divertikulitis kann es zu Stuhlunregelmäßigkeiten (Verstopfung oder Durchfällen, Schleim- oder Blutbeimischungen), Blähungen und krampfartigen Schmerzen meist im linken Unterbauch kommen. Auch Übelkeit, seltener Erbrechen sind möglich. Die Schmerzen nehmen häufig mit dem Essen zu und nach erfolgtem Stuhlgang ab. Die Beschwerden können denen des Reizdarmsyndroms ähneln. Tritt zusätzlich Fieber auf, spricht das meist für eine fortgeschrittene Entzündung und sollte auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden, ebenso wie Blut im Stuhl.

Starke und ungewohnte Beschwerden, die ggf. begleitet sein können von weiteren Symptomen wie einer harten Bauchdecke, Herzrasen und allgemeiner Schwäche können auf eine (wenn auch selten auftretende) Notfallsituation hindeuten (dann die Notfallnummer 112 rufen!).

Ursachen

Divertikel entwickeln sich langsam, über Jahre, meist im letzten, gebogenen Teil des Dickdarms (s.o.). Dort herrscht durch den Stuhl ein hoher Druck im Darm. Durch kleinste Lücken in der Darmmuskulatur kann die innere Schleimhaut des Darms nach außen gedrückt werden, so dass sackförmige Ausstülpungen – die Divertikel –  in den Bauchraum ragen. Die kleinen Muskellücken sind natürliche Schwachstellen, denn dort verlaufen Blutgefäße.

Begünstigend für die Entwicklung sind dementsprechend Faktoren, die die Darmwand schwächen (z.B. der natürliche Alterungsprozess oder eine anlagebedingten Darmwandschwäche (s.o.)) und / oder den Druck im Darm weiter

erhöhen (z.B. gestörte Darmbewegungen oder Verstopfung (Obstipation)), aber vermutlich auch eine ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht. Eine vorwiegend vegetarische und ballaststoffreiche Ernährung kann helfen, der Bildung von Divertikeln vorzubeugen. Staut sich der Darminhalt in einem Divertikel, kann das zur Reizung der Schleimhaut und letztendlich zur Entzündung (Divertikulitis) führen.

Gut zu wissen: Aus Divertikeln entwickelt sich i.d.R. kein Darmkrebs. Dieser kann sich eher aus sogenannten Darmpolypen entwickeln.

Konventionelle Behandlung

Symptomlose Divertikel werden oft nur als Nebenbefund anderer Erkrankungen oder im Rahmen von z.B. einer Koloskopie („Darmspiegelung“) diagnostiziert. Sie gelten in der Regel als nicht behandlungsbedürftig. Bei einer Divertikulitis zeigen sich neben den oben beschriebenen Symptomen üblicherweise im Blutbild typische Entzündungszeichen.

Bei einer leichten Divertikulitis kann eine Entlastung des Darms durch kurze Nahrungskarenz („Fasten“) sinnvoll sein und anschließend die Umstellung auf eine ballaststoffarme Kost für die Dauer der Entzündung, damit die entzündeten Divertikel nicht noch weiter gereizt werden (alternativ z.B. „Astronautennahrung“, die im Dünndarm verdaut wird). Wichtig ist auch, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten (s.u.), das sorgt für einen weicheren Stuhl. In schwereren Fällen kommen z.B. Spasmolytika (krampflösende Arzneimittel) oder Antibiotika (Arzneimittel gegen bakterielle Infektionen) zum Einsatz. Treten weitere Komplikationen wie eine deutliche Verengung oder starke Blutungen auf, kann auch eine Operation nötig sein.

Was können Heilpraktiker für Sie tun?

Ziel der naturheilkundlichen, zumeist komplementären Therapie ist es, die Entwicklung von Divertikeln bzw. ihr erneutes Auftreten und Komplikationen möglichst zu verhindern. Abhängig davon, wie sich die Erkrankung bei Ihnen gerade zeigt – akut, immer wiederkehrend, beschwerdefrei als Zufallsbefund o.ä. – sind diese Empfehlungen u.U. sehr unterschiedlich (Sind bereits Divertikel vorhanden? Sind sie entzündet?) und müssen auf Sie individuell zugeschnitten werden, damit eine Ernährungsumstellung nicht letztendlich zu einer Verschlechterung des Beschwerdebildes führt.

Darüber hinaus kann die Ernährungstherapie Ihnen auch dabei helfen, ein häufig die Erkrankung begleitendes Übergewicht zu reduzieren. Idealerweise wird die Ernährungsumstellung in ein umfassendes therapeutisches Konzept eingebettet, denn oftmals ist es nicht so einfach, „liebe Gewohnheiten“ zu ändern. Wichtig ist auch hierbei die individuelle Beratung. Langfristig führen nur Konzepte, die den persönlichen, familiären und beruflichen Alltag der Betroffenen mit einbeziehen,  zum Erfolg.

Eine ganzheitliche Betrachtung der Erkrankung berücksichtigt auch, dass der Dickdarm am Ende des Verdauungsprozesses steht. Probleme, die sich hier zeigen, können an anderen, am Verdauungsprozess beteiligten Organen wie Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm etc. (mit-)verursacht sein. Ihre Heilpraktikerin oder Ihr Heilpraktiker wird auch diesen Aspekten Aufmerksamkeit schenken und sie ggf. in das Behandlungskonzept miteinbeziehen.

Wald-Engelwurz, Angelica sylvestris
Wald-Engelwurz, Angelica sylvestris

Auch Bewegungsmangel kann eine Rolle bei der Entstehung der Divertikulose spielen. Häufig geht Bewegungsmangel mit Übergewicht einher, jedoch nicht zwangsläufig. Für schlanke Menschen gelten aber andere Bewegungsempfehlungen als für übergewichtige. Darum ist es auch hier wichtig, den Menschen in seinen individuellen Möglichkeiten zu unterstützen. Tai Chi oder Chi Gong können auch für „Sportanfänger“  gute Möglichkeiten sein, sanft und gelenkschonend in Bewegung zu kommen.

Treten im Rahmen einer leichten/unkomplizierten Divertikulitis Symptome wie ein aufgeblähter Bauch, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen, Übelkeit o.ä. auf, kennt die Phytotherapie zahlreiche Mittel. In einigen Fällen werden Heilpraktiker möglicherweise auf die Orthomolekulare Therapie  zurückgreifen, um den Körper mit zusätzlichen Mikronährstoffen zu unterstützen.

Alle obenstehenden Therapiemöglichkeiten sind hier jedoch nur beispielhaft genannt und nicht vollständig für die vielen Methoden, die Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker zur Verfügung stehen. Die richtige Auswahl ist ein individueller Prozess, der Sie als Person mit Ihrer Krankengeschichte, Ihren persönlichen Voraussetzungen und Wünschen mit einbezieht. Dafür bietet die Naturheilkunde weitere Therapien an, die auch in Kombination miteinander hilfreich sein können. So z. B. (alphabetisch):

Wenn Sie unter Divertikulose oder Divertikulitis leiden, sprechen Sie vertrauensvoll mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker – sie beraten Sie gerne. Sollten Sie sich besonders für bestimmte Therapien interessieren, hilft Ihnen die BDH-Therapeutensuche dabei, eine Praxis in Ihrer Nähe zu finden.

Was können Sie selber tun?

© Alexander Raths - Fotolia.com

Das hängt davon ab, wie schwer Ihre Erkrankung verläuft bzw. davon, ob Sie sich in einem akut-entzündlichen oder (größtenteils) symptomfreien Stadium befinden. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, bestehendes Übergewicht zu senken und sich viel zu bewegen. In einer beschwerdefreien Zeit und zur Vorbeugung ist es empfehlenswert, viel Obst und Gemüse zu essen, Weißmehlprodukte durch Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, Körnerbrötchen und Vollkornnudeln zu ersetzen

Es wird sogar vermutet, dass eine rein vegetarische Ernährung das Risiko der Entstehung einer Divertikulose senken kann. Wichtig ist es auch, sich zum Essen Zeit zu nehmen und gut zu kauen. Wenn keine anderen gesundheitlichen Gründe dagegensprechen, sorgen Sie für eine gute Flüssigkeitsversorgung

Ihres Körpers und trinken Sie am besten zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee pro Tag. Das hält den Stuhl geschmeidig.

Bewegen Sie sich regelmäßig, das hilft, evtl. vorhandenes Übergewicht abzubauen und regt die Darmtätigkeit an. Spazierengehen, Walken, Radfahren oder Schwimmen – möglichst regelmäßig. Bei entzündeten Divertikeln (Divertikulitis) gilt jedoch unbedingte körperliche Schonung!

Da bei einigen Menschen auch Stress und seelische Belastungen zu Verdauungsbeschwerden bzw. Verstopfung führen können, kann es sinnvoll sein, Entspannungstechniken  oder sanfte Bewegungsformen wie Tai Chi oder Qi Gong  zu lernen und anzuwenden.

© Kzenon - AdobeStock.com

Autoren und Redaktion
Autorin: Kirsten Buschmann, Heilpraktikerin
Redaktion: Ulrich Sümper, Heilpraktiker

Beratung durch
Anita Sprenger-Witte, Heilpraktikerin
Franz-Claas-Straße 6a
33428 Harsewinkel
Tel. 05247 - 40 64 07

Diese Gesundheitsinformation wurde am 24.08.2022 erstellt und wird regelmäßig aktualisiert.